POLITIK
"Mobilität für alle verbindet die Menschen"
Oberberg - Die Direktkandidaten im Oberbergischen Kreis für den Bundestag stellen sich den Fragen von Oberberg-Aktuell - Heute: Marius Roth von Volt.
Warum kandidieren Sie für den Bundestag?
Ich kandidiere für den Bundestag, da ich mit moderner, progressiver Politik den Menschen eine wirkliche Alternative zu den etablierten Parteien abseits rechtsextremer Richtungen bieten möchte.
Welches politische Ziel ist Ihnen das Wichtigste?
Mir liegt besonders das Thema Mobilität und Infrastruktur am Herzen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass hier noch sehr viel Aufholbedarf in Bezug auf die marode Verkehrsinfrastruktur (unabhängig davon, ob es sich um Schienen- oder Straßenwege handelt) und Digitalisierung in Form vernetzter Mobilität gibt. Insbesondere im ländlich geprägten Oberbergischen spüren die Einwohner die Auswirkungen maroder (Autobahn)Brücken im Oberbergischen Kreis, Sauer- und Siegerland tagtäglich. Um im Bereich Verkehr und Infrastruktur mittelfristig den Bestand zu entlasten und langfristig nachhaltig instandzuhalten, bedarf es ein grundlegendes Überdenken der Bereitstellung von Finanzmitteln (Stichwort: Schuldenbremse) für die Entwicklung von Infrastrukturen und die Schaffung neuer Mobilitätsformen wie autonome On-Demand-Verkehre, die auch im ländlichen Bereichen dauerhaft erfolgreich sein können.
Welches Thema wurde von der Ampel-Regierung am meisten vernachlässigt?
Der sich im Rahmen der demographischen Entwicklung immer weiter verschärfende Fachkräftemangel wurde von der Ampel-Regierung genauso wie von den Regierungen zuvor schon vernachlässigt. Zwar wurde eine Fachkräftestrategie 2022 bereits durch die Ampel veröffentlicht, aber auch drei Jahre später hat sich die Lage kaum verbessert. Volt setzt sich dafür ein, dass Zugewanderte vom ersten Tag an eine Arbeitserlaubnis unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus erhalten und Abschlüsse beschleunigt anerkannt werden. Zusätzlich möchte Volt bestehende Potenziale von Frauen, älteren Personen und Menschen mit Behinderungen fördern, indem Hürden gezielt abgebaut und weitere Sicherheiten unter anderem durch Verbesserungen im Betreuungsbereich geschaffen werden.
Zur Person
Alter: 35
Wohnort: Engelskirchen
Familienstand: ledig
Beruf: Leiter Reisendeninformation
Hobbys: Kochen, Karneval zelebrieren
Bisheriger politischer Werdegang: -
Vereinszugehörigkeiten: KG Närrische Oberberger (Arbeitsausschuss)
Mein Lieblingsplatz im Wahlkreis: am Stausee Engelskirchen-Ehreshoven
Wie muss sich Ihrer Meinung nach die Migrationspolitik entwickeln?
Migration muss zunächst erst einmal wieder deutlich differenzierter betrachtet werden, als es zuletzt in der Politik der Fall war. Im Völkerrecht wird klar unterschieden, ob von Migranten, Flüchtlingen oder Asylbewerbern die Rede ist. Leider werden diese Personengruppen derzeit insbesondere von rechten Gruppierungen fälschlicherweise öffentlich gleichgesetzt, weshalb ein sachlicher Diskurs in der Gesellschaft durch das Fehlverständnis massiv erschwert wird. Wenn von Migration die Rede ist, beschreibt dies Menschen, die aus eigenem Antrieb ihr Land verlassen haben und neue Perspektiven suchen. Migration ist demnach als Chance verstehen. Es stellt einen wichtigen Baustein zur Bekämpfung des Fachkräftemangels dar.
Was braucht die deutsche Wirtschaft und damit auch oberbergische Unternehmen, um wieder in Schwung zu kommen?
Sicherheit und langfristige Planbarkeit. Es ist wichtig, dass sich politische Entscheidungen nicht von Wahlperiode zu Wahlperiode ständig grundlegend ändern, sondern Festlegungen, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, auch über mehrere Wahlperioden mit unterschiedlichen Regierungsparteien Bestand haben, sodass Unternehmen auf diesen Entscheidungen auch mittel- bis langfristige Strategien entwickeln und Investitionen tätigen können. Ein Hin und Her wie zuletzt beispielsweise beim Gebäude-Energie-Gesetz verunsichert letztlich nur den Verbraucher, erzeugt in der Folge wirtschaftliche Unsicherheiten und lähmt so ganze Wirtschaftszweige.
Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft: Auch im Wahlkreis wird um die Energiewende gerungen. Wie sollte sich Oberberg beteiligen?
Der Ausbau erneuerbarer Energien sowohl im privaten als auch im gewerblichen und öffentlichen Bereich muss konsequent weiterverfolgt werden. Auch den Menschen im Oberbergischen Kreis obliegt die Verantwortung gemeinsam Klimaneutralität und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu schaffen, indem sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der Energiewende miteinbringt. Gleichzeitig ist die Energiewende aber auch mit hohen Kosten verbunden, die zu einem Großteil von den Menschen vor Ort getragen werden. Um die Akzeptanz der Energiewende zu erhöhen, sind daher Reformen, wie die Reduzierung der Stromsteuer und die verursachungsgerechte Gestaltung der Netzentgelte, notwendig, insbesondere um die Energiepreise niedrig zu halten.
Wie kann das Leben im ländlichen Raum gestärkt werden?
Durch Mobilität – Mobilität für alle verbindet die Menschen. Anders als in Städten bleibt der motorisierte Individualverkehr in Form des Autos ein wichtiger Teil der Mobilität im ländlichen Raum. Allerdings kann dieser durch konsequenten Ausbau von Bus- und Bahn-Verbindungen, Shared-Mobility- und On-Demand-Angeboten sowie günstiger Tickets sinnvoll ergänzt werden. Wenn die Mobilität für die ländliche Bevölkerung erschwinglich und durch ein gutes Angebot, insbesondere auch nachts und am Wochenende, nutzbar ist, ist ein wichtiger Grundstein gelegt, dass jeder am kulturellen Leben vor Ort teilhaben kann. So erhöht sich die Nachfrage nach solchen Angeboten und steigert die Attraktivität ländlichen Lebens.
Der Krieg in der Ukraine, Konflikte in Nahost, jetzt die Wahl Donald Trumps: Wie groß sind Ihre Sorgen, dass diese Krisen auch die nationale Sicherheit bedrohen?
Der Grundgedanke der Partei Volt ist die enge Zusammenarbeit aller Staaten Europas. Wenn all jene gemeinsam und entschlossen gegen Bedrohungen von außen auftreten, anstatt sich in nationale Alleingänge zurückzuziehen, dann sehe ich diese Bedrohungen weniger als Sorge, sondern vielmehr als Herausforderungen unserer Zeit. Und auf diese Herausforderungen gilt es moderne Antworten zu finden, anstatt sich aus Angst an längst Vergangenem zu klammern.
