REICHSHOF

Zu viele Kinder und kein Platz: Reichshof muss auf steigende Schülerzahlen reagieren

pn; 07.05.2024, 12:10 Uhr
Symbolfoto: Tima Miroshnichenko auf Pexels
REICHSHOF

Zu viele Kinder und kein Platz: Reichshof muss auf steigende Schülerzahlen reagieren

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pn; 07.05.2024, 12:10 Uhr
Reichshof – Der neue Schulentwicklungsplan sieht Ablehnungen von Kindern aus anderen Kommunen vor – Keine Empfehlung für eine Klage gegen Wiehler Gesamtschule – Schuleinzugsbereiche müssen geändert werden.

Von Peter Notbohm

 

Reichshofs Bevölkerung schrumpft weniger stark als in anderen Kommunen und sie wird jünger. Das ist eine der Aussagen des neuen Schulentwicklungsplans für die kommenden Schuljahre bis 2028/29, der am Montagabend im Schul,- Sozial-, Jugend- und Sportausschuss der Politik vorgestellt wurde. Die Folge: Auf Reichshofs Schulen warten Spitzenwerte von einzuschulenden Kindern. Der Schulentwicklungsplan birgt daher „Sprengstoff“ für einzelne Schulstandorte wie es David Rupp, Experte von der Projektgruppe Bildung in der Region (biregio), ausdrückt.

 

Besonders die Grundschule Eckenhagen ist betroffen. Räumlich ist der Standort nur für eine Zweizügigkeit ausgerichtet, eine Erweiterung ist baulich nicht möglich und auch ein Ausweichen auf Räume der Gesamtschule kommt nicht in Frage. Steuert die Gemeinde nicht gegen müssten zum Schuljahr 2025/26 275 Schüler beschult werden, welche sich auf 13 Klassen verteilen würden. Platz gibt es aber maximal für neun Klassen. „Die Schule schafft räumlich nicht mehr“, so Rupp.

 

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Schuleinzugsbereiche müssen neugegliedert werden

 

Die Schraube an der gedreht werden kann: Eine Neugliederung des Schuleinzugsbereichs. Von den Schulkonferenzen gab es bereits keine Einwände. Im April fand zudem eine Befragung der Eltern im Schuleinzugsbereich statt, deren Kinder zum Schuljahr 2025/26 eingeschult werden. 55 Eltern wurden durch Marc Hermes, Abteilungsleiter Schulen, Kindergärten, Sport, Bäder und Jugendarbeit Kultur, angeschrieben (Antwortquote 76 Prozent). Acht Eltern wollen ihr Kind an der GGS Hunsheim anmelden, drei an der FCBG Wiehl. Mindestens 16 weitere Schüler müssten auf andere Grundschulen verteilt werden.

 

Deshalb sollen Kinder aus den Ortschaften Wehnrath und Sinspert ab dem Schuljahr 2025/26 in Denklingens Grundschule eingeschult werden, Kinder aus Allenbach sollen nach Hunsheim und Kinder aus Hespert nach Wildbergerhütte. Der Ausschuss empfahl die Neugliederung einstimmig an den Rat. Nur die SPD enthielt sich, da sie Probleme damit hat, dass Ortschaften, die näher an den jeweiligen Schuleinzugsbereichen liegen, nicht neugegliedert wurden, weil hier in den nächsten Jahren keine Neuanmeldungen zu erwarten sind. „In der Theorie sind aber Zuzüge möglich“, meint Stephanie Schneider (SPD).

 

GGS Wildbergerhütte benötigt zusätzliches Gebäude

 

Weitgehend gute Noten gab es von biregio für die räumliche Ausstattung der anderen Grundschulestandorte in Denklingen (bleibt vorerst dreizügig) und Hunsheim (stabil zweizügig). Für Wildbergerhütte (stabil zweizügig) gibt es eine Empfehlung den Standort aufgrund zwei fehlender Räume moderat zu erweitern. Es wird ein eingeschossiger Neubau auf dem großen Schulhof mit einer anschließenden Neuverteilung der Räume vorgeschlagen. In diesem Zusammenhang teilte Sarah Schmidt, allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters, mit dass der Förderantrag für das Schwimmbad Bergerhoff (OA berichtete) noch nicht beschieden wurde. Die Sanierungsarbeiten würden in eine planerische Gesamtkonzeption einfließen.

 

Die Schulraumbilanz der Gesamtschule zeige zwar ein Plus, erklärt Rupp, „aber die Bilanz sieht besser aus als sie ist“. Das Schulzentrum Eckenhagen befinde sich zwar in einem guten Zustand, doch viele Differenzierungsräume seien nur mit großen Einschränkungen nutzbar. Kritisiert wurden u.a. die schlechte Lüftung und auch die breiten Flure. Biregio machte mehrere Änderungsvorschläge: So könnte die rund 400 Quadratmeter große Bibliothek mit dem Ganztagsbereich tauschen. Hierdurch würde zwar die Bibliothek an Aufenthaltsqualität einbüßen, der Ganztagsbereich hätte aber endlich den notwendigen Platz und wäre zusätzlich durch die Grundschule nutzbar.

 

Weniger Schüler aus anderen Kommunen

 

Ein weiterer Vorschlag: Untergenutzte Räume könnten verlagert werden. Zwar seien „Spielothek“ und „Tischtennisraum“ in ihrer speziellen Verwendung wertvoll, die hierfür vorgesehenen Räume könnten aber besser ausgelastet werden, sagt Rupp. Durch Umzüge bzw. Ausquartierung könnte die Schule zwei bis große Räume gewinnen. Der dritte Vorschlag wird sogar schon teilweise umgesetzt. Der Ganztagsbereich könnte die Räume des Jugendzentrums übernehmen. Voraussetzung hierfür: Die Gemeinde muss alternative Räume zur Verfügung stellen.

 

Mittelfristig rechnen muss die Gesamtschule durch die starken Geburtenjahrgänge zudem mit deutlich mehr Übergängen aus den eigenen Grundschulen. Schon jetzt müsste sie im Übergang 180 Schüler aufnehmen, durch Ablehnungen wird die Zahl aber künstlich auf 150 Neuanmeldungen gedrückt. Sie könnte vorrübergehend sechszügig werden, was das Gebäude aber nur hergeben würde, wenn man die Grundschule rauswerfen würde, so Rupp: „Das ist aber kein Vorschlag von uns. Wir empfehlen eine Begrenzung für Schüler aus auswärtigen Kommunen.“

 

Keine Empfehlung für Klage gegen Wiehler Gesamtschule

 

Die Sorgen vor einer Gesamtschule in Wiehl versucht der biregio-Experte zu entkräften und riet der Gemeinde Reichshof von einer Klage gegen die Nachbarkommune ab. Die Projektgruppe habe auch den Schulentwicklungsplan für die Stadt Wiehl ausgearbeitet. „Ich bin dadurch zwar ein wenig befangen, aber wir beraten immer so, dass der Entwicklungsplan auch für das Umland tragbar ist. Er soll keine Schullandschaften stören“, sagt Rupp.

 

Eine der Hauptsorgen der Gemeinde Reichshof bringt Annemarie Weingarten, sachkundige Bürgerin der Grünen, auf den Punkt: Durch die Einführung des Deutschland-Tickets (Reichshof hat hierauf verzichtet) könnte ein Anreiz geschaffen sein, in der Sekundarstufe 2, den persönlichen Schulstandort zu verlagern. Rupp ist hingegen davon überzeugt, dass die Wiehler Gesamtschule kein Potential haben wird, Schüler aus auswärtigen Kommunen aufzunehmen: „Der demografische Druck ist so groß, dass diese Schule bereits mit Schülern aus Wiehl aus allen Nähten platzen wird.“

 

Der Schulentwicklungsplan wurde einstimmig – bei einer Enthaltung der öSL – an den Rat empfohlen.

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