POLITIK

Wie das Auto auch mal stehengelassen werden soll

lw; 13.03.2024, 11:19 Uhr
Fotos: Lars Weber (4), Archiv (1), Daria Obymaha auf Pixabay.
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Wie das Auto auch mal stehengelassen werden soll

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lw; 13.03.2024, 11:19 Uhr
Wiehl – Mobilitätskonzept wurde vorgestellt und beschlossen – Bis 2035 sollen nur noch die Hälfte der Wege in Wiehl mit dem Auto erledigt werden.

Von Lars Weber

 

Mit dem Leitfaden „WiehlKlima 2035“ möchte die Stadt ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Ein entscheidender Baustein dabei: die Veränderung der Mobilitätsgewohnheiten. Der Stadtrat hat bei seiner Sitzung im Rathaus nun das Integrierte Mobilitätskonzept „WiehlMobil“ verabschiedet, das Politik und Verwaltung ein Maßnahmenpaket an die Hand gibt. Das Ziel: Mehr Menschen dazu bewegen, das Auto auch mal stehenzulassen.

 

Dass am motorisierten Individualverkehr auch künftig viele Bürger kaum vorbeikommen, zeigten schon allein die Statistiken, die Sebastian Schulz vom büro stadtverkehr bei seiner Präsentation im Stadtentwicklungsausschuss Ende Februar mitgebracht hatte. So habe eine Bestandsanalyse gezeigt, dass aktuell rund 75 Prozent der Wege in Wiehl mit dem Auto zurückgelegt werden. „Das ist überdurchschnittlich.“ Das Ziel, das er mit dem Konzept formuliert hat: Bis 2035 sollte das Auto nur noch für die Hälfte der Wege nötig sein, dafür sollen ÖPNV und gerade auch das Rad (+ 10 Prozent) an Bedeutung gewinnen.

 

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Um auf die Bedürfnisse der Bürger passgenau reagieren zu können, wurden fleißig Vorschläge der Wiehler gesammelt, online und per Post, es gab Workshops in der Politik oder auch einen Aktionstag in der Bahnhofstraße. Berücksichtigt wurden sämtliche Fortbewegungsmöglichkeiten: Was brauchen die Fußgänger, wo sind Radwege nötig, was muss im ÖPNV passieren, wo gibt es vielleicht Probleme mit Lieferverkehr, was kann beim Parken geschehen – aus allen Eingaben wurden 26 Maßnahmenpakete geschnürt, die weiter eingeteilt wurden in kurz-, mittel- und langfristige Projekte.

 

Ein großes Ziel ist beispielsweise ein durchgängiges Radwegenetz in Wiehl, das außerdem auch sicher befahrbar sein soll. Ergänzt werden könnte solch eine Planung vom Mobilitätskonzept des Kreises (OA berichtete), an dem aktuell gearbeitet wird und in dem es unter anderem auch um die passenden Wegeschlüsse zwischen den Kommunen geht. „Mobilität endet nicht an der Stadtgrenze“, bekräftigte Moritz Müller (CDU), der auch im Kreistag sitzt.

 

Für den motorisierten Individualverkehr geht es zum Beispiel generell um die Optimierung der Verkehrssicherheit in der Stadt, außerdem steht die Erstellung eines Parkraumkonzepts auf dem Programm. Ergänzt wird das Mobilitätskonzept unter anderem von Ideen wie Carsharing, E-Bike-Verleihstationen oder Maßnahmen zur Sicherheit der Fußgänger.

 

Manche Vorschläge hängen dabei nicht (nur) an Wiehl, zum Beispiel im Bereich ÖPNV. Die (bereits geschehene) Ausweitung des Monti-Angebots findet sich zum Beispiel im Konzept wieder, liegt aber beim Kreis. Ähnlich ist es bei der Reaktivierung der Wiehltalbahn. Ob sich die Stadt wie im Konzept vorgeschlagen tatsächlich für eine eigene Machbarkeitsstudie entscheiden würde, sollte die aktuelle Studie im Auftrag von go.Rheinland die Vorabergebnisse bestätigen, klingt eher unwahrscheinlich. Dort war zuletzt von 70 Millionen Euro Kosten für eine Reaktivierung die Rede.

 

Das Mobilitätskonzept ist im Rat mehrheitlich verabschiedet worden. Dagegen stimmte die AfD-Fraktion. Die FDP-Fraktion enthielt sich, da ihr das fertige Konzept noch nicht lange genug zur Beratung vorgelegen hatte. Ansonsten gab es Zustimmung. Barbara Degener mahnte, dass das Konzept jetzt nicht wieder in der Schublade landen darf. „Die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs ist lebensnotwendig!“ Hans-Peter Stinner erinnerte aber auch an die wirtschaftliche Situation. „Es ist wie bei einem Wunschzettel, da stehen auch Dinge drauf, die es später nicht gibt.“

 

Larissa Gebser, Fraktionsvorsitzende der CDU, sagte, dass die Umsetzung nun ohnehin nicht unmittelbar und 1:1 erfolge, sondern die Maßnahmen einzeln von der Politik besprochen und beschlossen werden müssen. Dafür sei nun eine Priorisierung durch die Politik wichtig, sagte Bürgermeister Ulrich Stücker. Nicht bauen dürfen Verwaltung und Stadtverordnete dabei auf die Dienste des Mobilitätsmanagers Kai-Philipp Czyrny, der an dem Konzept mitgearbeitet hatte. Dieser habe gekündigt und sich Richtung Köln verabschiedet, so Stücker.

 

Hier gibt es das Mobilitätskonzept.

KOMMENTARE

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Bitte das Radwegenetz nicht nur auf Wiehl, Bielstein und Drabenderhöhe beschränken. Man hat zur Zeit keine Chance seine Kinder sicher ins Bielsteiner Freibad oder nach Wiehl aus Marienhagen zu lassen.

Schuffert, 13.03.2024, 15:26 Uhr
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