POLITIK

Blicke in Vergangenheit und Zukunft

lw; 23.06.2021, 15:47 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Kamen für den kleinen Festakt zusammen (v.li.): der ehemalige Stadtdirektor Dieter Fuchs, der aktuelle Bürgermeister Ulrich Stücker und sein Vorgänger Werner Becker-Blonigen.
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Blicke in Vergangenheit und Zukunft

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lw; 23.06.2021, 15:47 Uhr
Wiehl – Feier zu 50 Jahren Stadtrecht im Wiehler Rat – Grußworte auch vom Ministerpräsidenten – Neuer Beigeordneter einstimmig gewählt.

Von Lars Weber

 

Vergangenheit und Zukunft sind sich bei der Wiehler Ratssitzung am gestrigen Dienstag in der Wiehltalhalle ganz nahegekommen. Als Startschuss für eine Reihe an Aktionen unter dem Motto „50 Jahre. 51 Dörfer. E1ne Stadt“ gab es zum einen eine Feier zu auf den Tag genau 50 Jahren Stadtrecht, der mit dem ehemaligen Stadtdirektor Dieter Fuchs und dem ehemaligen Bürgermeister Werner Becker-Blonigen zwei Persönlichkeiten beiwohnten, die Wiehl in diesen Dekaden entscheidend mit geprägt hatten. Zum anderen wurde mit Klaus-Peter Madel ein neuer Erster Beigeordneter für die kommenden acht Jahre gewählt. Die Wahl fiel einstimmig.

 

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Am 22. Juni 1971 wurde Wiehl von der Landesregierung – unterschrieben ist die Urkunde vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Heinz Kühn und Innenminister Willi Weyer - die Bezeichnung Stadt verliehen. Da die Pandemie keine größere Veranstaltung zuließ, verlagerte die Verwaltung die Feier an diesem Tag vor allem auf die Leinwand. Dort gab es einige bewegte Aufnahmen von Wiehl aus den Zeiten der Stadtwerdung zu sehen, vor allem aber hatten es sich einige Entscheidungsträger nicht nehmen lassen, ein paar Grußworte aufzunehmen, darunter CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen, der zu den ersten Schülern des damals neu gebauten Gymnasiums gehörte.

 

[Die Grußworte der Gratulanten wurden über die Leinwand eingespielt.]

 

Es gratulierten aber auch Landrat Jochen Hagt, Regierungspräsidentin Gisela Walsken, NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach, NRW-Innenminister Herbert Reul und Ministerpräsident Armin Laschet. Der Kanzlerkandidat der Union lobte den starken Gemeinschaftsgeist Wiehls, den die Einwohner bei der Integration von Flüchtlingen, Vertriebenen und Spätaussiedlern bewiesen hätten. Solidarität sei in Wiehl wirklich spürbar, „ein Ort der Geborgenheit“.

 

Verstärkung für Stücker

 

Nach mehr als einem Jahr ist die Stelle des Ersten Beigeordneten wieder besetzt. Die Wahl fiel wie erwartet auf Klaus-Peter Madel, der im Haupt- und Finanzausschuss von allen Kandidaten die beste Figur gemacht hatte und bei einer Gegenstimme dem Rat empfohlen wurde (OA berichtete). Dieser fällte die Entscheidung sogar ohne ein einziges Nein und auch ohne Enthaltung. Madel, der der Sitzung mit seiner Familie beiwohnte, freute sich über das eindeutige Ergebnis und nahm die Glückwünsche Stückers entgegen. Gewählt wurde er für acht Jahre. Mit Dienstantritt am 1. September wird er auch zum Allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters bestellt.

 

Seit 2015 ist Klaus-Peter Madel (Foto) Erster Beigeordneter der Stadt Lohmar. Zuvor war er bereits viele Jahre bei der Stadt Wiehl tätig, unter anderem als stellvertretender Fachbereichsleiter Schule, Kultur, Sport und Tourismus. Seine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt hatte er im gehobenen nichttechnischen Dienst beim Oberbergischen Kreis absolviert. Der 48-Jährige lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Wiehl. In seiner Freizeit engagiert er sich für den CVJM Oberwiehl. Dort ist er Geschäftsführendes Vorstandsmitglied.

 

Im Mittelpunkt des Videos stand aber nicht der Ministerpräsident, sondern die Grußworte von Fuchs und Becker-Blonigen, die zwar auch in der Wiehltalhalle zu Gast waren, aufgrund der Pandemie ihre persönlichen Gedanken aber auf der Leinwand teilten. Fuchs, von 1973 bis 1979 Stadtdirektor Wiehls, erinnerte sich an die kommunale Gebietsreform, die aus Wiehl durch den Wegbruch einiger Orte und auch Firmen zur „ärmsten Stadt NRWs“ gemacht habe. Immerhin habe Wiehl dadurch aus Düsseldorf lange Zeit 100-Prozent-Förderungen erhalten. „Die Stadtrechte waren da ein Ausrufezeichen für Wiehl“, so Fuchs, der sich zuversichtlich zeigte, dass auch aktuelle Probleme wie bezahlbarer Wohnraum zu lösen seien.

 

Werner Becker-Blonigen, ab 1979 erst Stadtdirektor, dann bis 2015 Bürgermeister, bezeichnete die 50 Jahre seit der Stadtwerdung als stolze Zeit. Wiehl habe es trotz der schwierigen Anfangsphase zur Vorzeigestadt gebracht und alle großen Herausforderungen gemeistert, von der finanziellen Schräglage bis zum Haushaltsausgleich 1984, von der erneuten Aufnahme zahlreicher Siebenbürger und Russlanddeutscher 1990 bis zu deren zügiger Integration. „Wandel ist stetiger Gegenstand der Stadt“, so Becker-Blonigen.

 

 

Sich diesem permanenten Wandel immer neu stellen möchte sich auch Bürgermeister Ulrich Stücker, wie er in seiner Rede betonte. Auch zukünftig sei es wichtig, die Balance zwischen den Siedlungskernen und den Dörfern hinzubekommen. Themen wie die Wohnraum-Frage, neue Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum und natürlich die Digitalisierung müssen vorangetrieben werden. Dabei forderte er von seiner Verwaltung, von sich selbst und auch dem Rat Selbstreflexion und den Willen zur Weiterentwicklung. Stücker dankte auch dem Verwaltungsteam um Corinna Kawczyk, Ute Kirchner, Karin Madel und Daria Wippermann, die in kurzer Zeit den kurzen Festakt im Rahmen der Ratssitzung auf die Beine gestellt hatten.

 

Weitere Informationen über die Aktionen unter dem Motto „50 Jahre. 51 Dörfer. E1ne Stadt“ gibt es hier.

 

Start mit Verzögerung

 

Ein Beleg für die angespannte Stimmung innerhalb des Rats gab es zu Beginn der Sitzung. Linke-Fraktionsvorsitzender Matthias Lammerich beantragte inmitten der geschmückten Wiehltalhalle und im Beisein der Ehrengäste, den Festakt von der Tagesordnung zu streichen. Dieser sei bei einer arbeitsintensiven Sitzung wie der gestrigen nicht förderlich und nach einem Lockdown auch nicht angemessen. Er regte eine Verschiebung des Festakts an, um später auch Rat sowie Wiehler Institutionen und Vereine in die Planungen einbeziehen zu können. Dem pflichtete Grünen-Fraktionschef Jürgen Körber bei. „Die Verwaltung hat eine Chance vertan und die Bürger verprellt.“

 

Bürgermeister Stücker antwortete, dass gerade aufgrund der Pandemie kein größerer Festakt möglich sei und die Feier deshalb vor allem „digital“ über die Leinwand laufe. Zudem habe man zumindest den Zufall nutzen wollen, dass die Ratssitzung auf den Tag genau 50 Jahre nach der Urkundenverleihung stattfindet. Der Antrag von Lammerich bekam bei der Abstimmung drei Ja-Stimmen, dazu gab es vier Enthaltungen. Der Festakt durfte starten.

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