LOKALMIX

Ein echtes Stück Gummersbach für zu Hause

lw; 28.11.2022, 16:38 Uhr
WERBUNG
Fotos: Lars Weber --- Jeder Stein ist ein Unikat.
LOKALMIX

Ein echtes Stück Gummersbach für zu Hause

  • 0
lw; 28.11.2022, 16:38 Uhr
Gummersbach - 300 Steine aus dem mittelalterlichen Glockenturm des Oberbergischen Doms werden gegen eine Spende abgegeben – Sanierung des Turms erfordert weiter Geduld.

Von Lars Weber

 

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Die Redewendung trifft auf das riesige Projekt der Sanierung des Turms des Oberbergischen Doms zu und wird den Verantwortlichen der evangelischen Kirchengemeinde schon mehr als einmal durch den Kopf geschossen sein. Seit Anfang 2019 läuft die Sanierung des Gebäudeteils der evangelischen Kirche. Und die Überraschungen wurden mit der Zeit nicht weniger. Die Folge: enorme Kostensteigerungen und Bauverzögerungen (OA berichtete). So werden auch an diesem Weihnachtsfest die Glocken stumm bleiben. Für ein wichtiges Zeichen in dieser Zeit soll nun eine gemeinsame Aktion der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde Gummersbach zusammen mit dem Verein GMerleben sorgen. Zum Auftakt des Weihnachtsmarkts am Freitag erhalten Unterstützer bei einer wertigen Spende ein echtes Stück Geschichte: die „Steine des Doms“.

 

WERBUNG

Pfarrer Uwe Selbach und Rüdiger Hockamp von GMerleben stehen beim Pressetermin im Oberbergischen Dom und halten jeweils einen der 300 Steine in der Hand. Ihnen ist der Stolz über die Aktion anzumerken. Und die Vorfreude, dass sie die kleinen Kunstwerke bald mit Gummersbach teilen dürfen, nachdem auch die Pandemie die Aktion ausgebremst hatte. Beide haben in dem Team mitgearbeitet, das die Idee zu den „Steinen des Doms“ entwickelt und auch umgesetzt hat. 2019 hatte Selbach im Verein GMerleben für die Kirchengemeinde um Hilfe beim Projekt Kirchturmsanierung gebeten. Kurz danach schaute sich Hockamp den Turm persönlich an. Dort „pflückte“ er einen brüchigen Stein aus dem rund 900 Jahre alten Gemäuer. „Daraus müssen wir was machen“, habe er sich gleich gedacht. Die Idee zu den „Steinen des Doms“ war geboren.

 

Die evangelische Kirchengemeinde war zu dieser Zeit aber nicht die einzige, die Unterstützung gebrauchen konnte. Auch die katholische Kirche hatte ein Großprojekt zu stemmen, nachdem die Orgel in der Kirche St. Franziskus 2018 einem Brandanschlag zum Opfer gefallen war. So wird die Entscheidung getroffen, sich zusammenzutun, und die Hilfsprojekte bewusst ökumenisch anzugehen. Noch im Jahr 2019 wurden in einer groß angelegten Aktion Orgelpfeifen gebacken und verkauft, um die Orgelsanierung zu unterstützen (OA berichtete unter anderem hier). Danach widmete man sich den „Steinen des Doms“.

 

[Freuen sich, die Steine am Freitag der Öffentlichkeit zu präsentieren: Pfarrer Uwe Selbach (l.) und Rüdiger Hockamp von GMerleben.]

 

In mühevoller Handarbeit wurde jeder der 300 Steine sauber gemacht und zur weiteren Bearbeitung zur BGS nach Lindlar gemacht, wo die Vertiefungen für die Siegel entstanden. Hockamp mag diese Idee, den Steinen auf diese Art etwas Besonderes zu verleihen. „Siegel stehen für Verbindlichkeit, sind aber zugleich sehr zerbrechlich, es steckt sehr viel Symbolik darin.“ Bei der Stadtverwaltung bekamen sie schnell Unterstützung bei der Idee, das Siegel Gummersbachs zu verwenden, erzählt Hockamp weiter. Das Siegeln selbst sei dann gar nicht so einfach gewesen. „Wir mussten viel ausprobieren.“ Unterstützung und hilfreiche Tipps bekam das Team dabei von Diplom-Ingenieur Roland-Karl Berger. Zum Abschluss nahmen sich die Steinmetzmeister Maik und Michael Fuchs die Steine vor, befestigten sie auf kleinen Granitsockeln und nummerierten und gravierten diese durch. Jeder Stein ist jetzt nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Einzelstück.

 

Der Bergische Hof spendete für die „Produktion“ der Steine 1.000 Euro. Die Aktion hat mit Rita Kemmerich, Gesellschafterin von Jokey SE, eine prominente Schirmherrin. Die Unterstützung zeigt, wie der Oberbergische Dom als ältestes Gebäude Gummersbachs und als „visuelle Institution“, wie Hockamp sagt, die Stadt prägt. „Egal, welcher Konfession man angehört.“

 

[Sobald die Glockenstube wieder intakt ist, verlagern sich die Arbeiten noch weiter nach oben. Der Turmhelm wird dabei aufgemacht, alle Balken des Daches werden überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht oder saniert.]

 

Bewusst fiel die Entscheidung, die Steine nicht zu verkaufen, sondern gegen eine wertige Spende abzugeben. Die „Steine des Doms“ sollen auf das Projekt der Kirchturmsanierung aufmerksam machen. Die Menschen sollen sich damit identifizieren. „Wir wollen die Bürger erreichen“, sagt Hockamp. Natürlich muss auch weiter Geld gesammelt werden. Drei Millionen Euro wird das Projekt nach jetzigem Stand verschlingen. Mehr als eine halbe Million Euro an Spenden sind schon zusammengekommen. „Wir sind sehr dankbar“, sagte Pfarrer Uwe Selbach.

 

Wer Interesse an den „Steinen des Doms“ hat, sollte Freitag, 2. Dezember, ab 17 Uhr in die Kirche kommen. Dann wird der Weihnachtsmarkt rund um das Gemeindehaus bei Kerzenschein und Klaviermusik eröffnet und die Steine der Öffentlichkeit präsentiert. Mehr Informationen zum Programm des Weihnachtsmarkts gibt es hier.

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG