LOKALMIX

„Das Licht in den Kirchen sollte nie ausgehen“

lw; 21.03.2023, 16:30 Uhr
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Fotos: Lars Weber --- Letzte Station für Präses Dr. Thorsten Latzel (Mitte) war der Pfarrkonvent in Drabenderhöhe.
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„Das Licht in den Kirchen sollte nie ausgehen“

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lw; 21.03.2023, 16:30 Uhr
Oberberg – Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, besuchte zum ersten Mal das Oberbergische – Viel Lob für die Arbeit in den Kirchengemeinden.

Von Lars Weber

 

Viele gute Eindrücke davon, wie sich der evangelische Kirchenkreis An der Agger für die Zukunft aufstellt, hat gestern Dr. Thorsten Latzel bekommen. Latzel ist seit zwei Jahren Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und besuchte zum ersten Mal in dieser Funktion das Oberbergische. Der 52-Jährige hat vergangenes Jahr mit seinem Team das Positionspapier „Wir gestalten ‚evangelisch rheinisch‘ zukunftsfähig“ veröffentlicht, mit dem die Landeskirche einen Weg für die kommende Jahre skizziert. Dies soll Kirchenkreisen und Gemeinden als Wegweiser dienen. Es geht unter anderem um Digitalisierung, ums Klima, um die kirchlichen Immobilien, ums Ehrenamt und natürlich um die Gläubigen. Im Oberbergischen traf Dr. Latzel „Menschen, die Lust darauf haben, Kirche zu gestalten“ – und der Theorie Taten folgen zu lassen.


Das Programm für den Besucher aus Düsseldorf war eng getaktet. Am Morgen ging es zur Emmaus-Kirchengemeinde Wiedenest-Derschlag. Anfang des Jahres waren die evangelischen Kirchengemeinden Wiedenest und Derschlag noch näher zusammengerückt und bilden seitdem eine gegliederte Gesamtkirchengemeinde (OA berichtete). Gemeindeentwicklung und das Thema Umbruch standen also bei der Stippvisite im Fokus, womit die Haupt- und ehrenamtlichen Kräfte vor Ort vorbildhaft umgingen. Die Leidenschaft, etwas aufzubauen, habe Latzel dort gespürt.

 

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Anschließend ging es weiter nach Marienberghausen, wo sich Latzel nicht nur mit dem Kreissynodalvorstand austauschte. Er traf auch die (ehrenamtlichen) Mitarbeiter der Seelsorge im evangelischen Kirchenkreis an der Agger, mit denen er über die besonderen Arten der Seelsorge sprach, den Gesprächsangeboten in Krankenhäusern, bei Unfällen, per Telefon oder auch in Krisengebieten. „Das ist ein starkes Engagement, was hier an der Basis geleistet wird“, würdigte der Präses die Leistungen. „Man merkt, dass es auf die Menschen ankommt“, um die Kirche für die Zukunft aufzustellen.

 

Das bezog er auch auf die Umweltgruppe vor Ort. Auch dank ihr sei Marienberghausen eine „ökologisch vorbildliche Gemeinde“ geworden. Das 2018 eingeweihte neue Gemeindehaus, die Bienenstöcke auf dem Dach, nistende Schleiereulen, eine moderne Pfarrscheune: Dafür gab es den Grünen Hahn, das Umweltsiegel der Evangelischen Kirche. Marienberghausen war damit früher dran als jede andere Kirchengemeinde im Kreis (OA berichtete). Und wie nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Digitalisierung dort voranschreitet, zeigt der Konfirmationsunterricht in Marienberghausen: Dieser kommt zum ersten Mal ganz ohne Papier aus.

 

Zuletzt reiste Latzel (Foto) noch nach Drabenderhöhe weiter, um sich bei einem Pfarrkonvent mit Vertretern aus den Kirchengemeinden auszutauschen. In seiner Andacht sprach er dabei unter anderem auch die Revolutionierung der sozialen Räume der Kirche an, die noch viel mehr als Räume der Begegnung genutzt werden müssten. „Sie sollten nicht nur sonntags um 10 Uhr offen haben. Das Licht in den Kirchen sollte nie ausgehen.“ Die Begegnung von Menschen, die sich sonst nicht über den Weg liefen, sei wichtig, um Widerstände und Vorurteile zu überkommen, um Generationen zusammenzuführen und letztlich Gemeinschaft und Gesellschaft zu stärken. Daneben hat die Nutzung der Gebäude natürlich nicht nur soziale, sondern auch ökologische Aspekte.

 

Bestätigt habe sein Besuch im Oberbergischen, dass der soziale Zusammenhalt im ländlichen Raum ausgezeichnet funktioniere. „Hier herrscht eine hohe Kirchlichkeit, eine hohe Frömmigkeit“, ist der Präses überzeugt. Natürlich wisse er auch um die Austrittszahlen, er erinnerte aber daran, dass die Evangelische Kirche im Rheinland mit 2,2 Millionen Mitgliedern weiterhin stark in der Gesellschaft verwurzelt ist. „Und mit 100.000 Ehrenamtlern haben wir einen unwahrscheinlichen Schatz.“ Künftig wolle die Kirche noch stärker den Kontakt zu den Menschen suchen. „Wir müssen zu ihnen kommen und fragen: Was braucht ihr?“

 

[Fotos: Kirchenkreis An der Agger/Judith Thies --- Ein geschäftiger Tag für Dr. Thorsten Latzel. Er besuchte (von oben nach unten) die Vertreter des Gesamtpresbyteriums der neuen Kirchengemeinde Wiedenest-Derschlag,  die Vertreter von Krankenhausseelsorge, Ökumenische Notfallseelsorge und TelefonSeelsorge Oberberg und stieg auch auf das Dach des Gemeindehauses Marienberghausen mit der Umwelt-AG Grüner Hahn.]

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