BLAULICHT

Prozessauftakt: Ehepaar von falschen Hermes-Boten brutal überfallen

pn; 24.06.2022, 16:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Der Angeklagte im Gespräch mit seinen beiden Verteidigern und der Dolmetscherin.
BLAULICHT

Prozessauftakt: Ehepaar von falschen Hermes-Boten brutal überfallen

pn; 24.06.2022, 16:00 Uhr
Köln/Engelskirchen – 49-jähriger Russe muss sich vor dem Kölner Landgericht verantworten – Staatsanwaltschaft sieht in ihm eine Gefahr für die Allgemeinheit.

Von Peter Notbohm

 

Kaum war der Prozess gegen Anatoli J. (Anm.d.Red.: Name geändert) vor der 24. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht gestartet, musste die Vorsitzende Richterin Bettina Schattow ihn auch schon wieder unterbrechen. Die Verteidiger des Angeklagten brachten einen Antrag auf Prüfung der Besetzung der Kammer ein, nachdem ein Schöffe zwei Tage vor dem Prozessauftakt kurzfristig ausgetauscht worden war.

 

Ehe die Richterin nach einer viertelstündigen Beratung ihre Entscheidung verkündete, wurde zunächst der Anklagevorwurf verlesen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem gebürtigen Russen aus Oberlübbe (Westfalen) vor, gemeinsam mit zwei weiteren Männern, sich am 18. Januar des vergangenen Jahres als Hermes-Boten verkleidet zu haben, um in Engelskirchen-Oberhollenberg ein Ehepaar (damals 53, 54) auf brutale Art und Weise überfallen zu haben.

 

Die beiden Opfer müssen Todesängste ausgestanden haben: Nachdem die Frau, die tatsächlich ein Paket erwartet hatte, von den mutmaßlichen Tätern in den Hausflur gestoßen worden waren, soll es zu einem kurzen Gerangel gekommen sein. Nachdem das Ehepaar mit Kabelbindern gefesselt am Boden lag, sollen die Täter ihnen eine Pistole vors Gesicht gehalten und ihnen gedroht haben, sie zu erschießen.

 

Die gefundene Beute reichte den Männern nicht aus. Anatoli J. soll laut Anklage mit einem Messer an die Ehefrau herangetreten sein und gedroht haben, ihr einen Finger abzuschneiden. Ihr Mann habe daraufhin verraten, wo sich der Safe befinde. Nachdem dieser ausgeräumt war, übergossen die Täter ihre Opfer mit Wodka, um mögliche Spuren zu vernichten. Neben 5.400 Euro Bargeld erbeuteten die drei Männner damals auch zwei Goldbarren, drei Krügerrand, zwei Rolex-Uhren sowie eine Panerai-Uhr. Insgesamt hatte die Beute einen Wert von rund 66.800 Euro.

 

Der 49-jährige Anatoli J. war am 22. Dezember vergangenen Jahres nach intensiven Ermittlungen festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft in der JVA Köln. Die Staatsanwältin betonte, dass er eine Gefahr für die Allgemeinheit sei und forderte bereits bei der Anklage eine Sicherheitsverwahrung. Ein 36-jähriger mutmaßlicher Mittäter war am 26. März im südhessischen Raum festgenommen worden. Gegen ihn läuft ein gesondertes Verfahren. Nach dem dritten Mann wird weiterhin gefahndet.

 

Der Prozess, für den insgesamt elf Verhandlungstage angesetzt sind, wurde nach Verlesen der Anklage zur Prüfung der Kammer durch die Verteidigung unterbrochen. Weiter geht es am kommenden Freitag, 1. Juli. Das Urteil wird für den 11. August erwartet.

 

Weitere Artikel zum Thema

 

Brutaler Raubüberfall: Ehepaar erlebt Albtraum

Fahndungserfolg: Zweite Festnahme nach brutalem Raub auf Engelskirchener Ehepaar

 

WERBUNG