POLITIK

Schulministerin Gebauer zu Besuch in Wiehl: „Bildung benötigt Lehrkräfte“

pn; 02.05.2022, 22:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (2.v.l.) wurde von Dr. Erwin Kampf (v.l), Ina Albowitz und Reínhold Müller in Wiehl empfangen.
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Schulministerin Gebauer zu Besuch in Wiehl: „Bildung benötigt Lehrkräfte“

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pn; 02.05.2022, 22:00 Uhr
Wiehl - Die FDP-Politikerin kam auf Einladung der Wiehler FDP ins Oberbergische und warb intensiv für ihre Arbeit - Ukraine-Situation wird zur großen Herausforderung.

Von Peter Notbohm

 

Der Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen biegt auf die Zielgerade ein, auch im Oberbergischen. Am Montag besuchte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf Einladung des Ortsvereins der FDP-Wiehl das Wiehler Waldhotel Tropfsteinhöhle für ein Informationsgespräch zum Thema „Schule 2030, Einheitsschule vs. Profilschule“. Gebauer nutzte den Termin, um intensiv für die Arbeit der schwarz-gelben Landesregierung in der Schulpolitik zu werben.

 

Eingeladen waren zu dem Termin auch Vertreter der Grund- und weiterführenden Schulen. Diese hatten ihre Teilnahme aber absagen müssen, nachdem die Bezirksregierung im Vorfeld auf die Neutralitätspflicht der Schulen hingewiesen hatte. Auch die ursprünglich geplante Präsentation des Projektes „Wetterballon“, von Schülern der TOB Bielstein wurde aus demselben Grund kurzfristig abgesagt – sehr zum Bedauern des FDP-Ortsvorsitzenden Dr. Erwin Kampf. Zumindest als Privatpersonen wollten sich Frank Mistler, Schulleiter Gymnasium, und Anita Kallikat, Schulleiterin TOB, den Besuch der Ministerin aber nicht entgehen lassen.

 

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Schließlich erhoffte sich nicht nur die Wiehler FDP Hinweise von der Ministerin, wie man die Umwandlung der TOB in eine Gesamtschule möglichst geräuschlos über die Bühne bringen könnte. Auch Bürgermeister Ulrich Stücker hörte sehr genau zu, schließlich soll das Projekt (OA berichtete), das in der Wiehler Politik über eine breite Mehrheit verfügt, schnellstmöglich realisiert werden, scheitert derzeit aber noch an der Bestandsgefahr für die Engelskirchener Sekundarschule.

 

Gebauer outete sich nicht unbedingt als Fan der Sekundarschule. In ihrer politischen Heimat Köln habe diese Schulform noch nie Freunde gefunden, berichtete die Ministerin. Sie wisse aber, dass gerade in ländlichen Bereichen die Sekundarschule eine höhere Nachfrage genieße, auch wenn der anfängliche Run längst abgeebbt sei - auch weil viele Eltern, die sich für das integrierte Schulsystem entscheiden, keinen Schulwechsel zum Ende der Sekundarstufe I wollen. Daher sei die Gesamtschule in dieser Frage attraktiver. Am Ende handle es sich um ein differenziert zu betrachtenden Thema, bei dem es nicht ohne regionalen Konsens gehe, ergänzte die Ministerin

 

Wesentlich intensiver warb Gebauer dagegen für die Förderschulen. Unter einer rot-grünen Regierung sieht sie diese Schulform nicht mehr gesichert. Die Beendigung des Förderschulsterbens sei aber nicht die einzige Maßnahme, die sich die schwarz-gelbe Landesregierung seit 2017 auf die Fahnen schreiben könne, betonte Gebauer: Von Digitalisierung, über den Stellenaufbau von Lehrern oder bei der Schullandschaft - überall habe man große Fortschritte gemacht.

 

Seien damals noch gerade einmal 13 Prozent aller Schulen an das schnelle Internet angeschlossen, seien es inzwischen 70 Prozent und bis zum Ende des Jahres sollen alle weißen Flecken verschwunden sein. Insgesamt zwei Milliarden Euro habe man dafür in die Hand genommen. „Unsere Lebens- und Arbeitswelt wird immer digitaler und die Aufholjagd ist uns gelungen“, so die Ministerin, die zudem darauf verwies, dass man 10.000 neue Stellen geschaffen und 6.000 zur Streichung vorgesehene Stellen erhalten habe. Unter der schwarz-gelben Regierung würden über 13.000 zusätzliche Menschen an den Schulen arbeiten.

 

„Wir müssen genügend Personal haben, denn beste Bildung benötigt Lehrkräfte“, weiß Gebauer, dass auf die Schulen in Zukunft große Herausforderungen warten. Waren bis zu den Osterferien in NRW 8.700 schulpflichtige Kinder aus der Ukraine gemeldet, hat sich diese Zahl inzwischen auf über 14.000 vergrößert. „Und wir wissen nicht, wie viele noch kommen werden. Außerdem dürfen wir nicht davon ausgehen, dass sie uns vor dem kommenden Jahr wieder verlassen.“ In Wiehl befinden sich laut Stücker derzeit 350 ukrainische Kriegsflüchtlinge, 110 davon seien schulpflichtig.

 

Auch zur Corona-Politik der vergangenen beiden Jahre bezog Gebauer Stellung: Die Kommunikation hätte besser laufen können, sogar müssen. Eltern hätten häufig zu spät erfahren, was für ihre Kinder gelte, in ständiger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium sei dies aber nich anders möglich gewesen. Gleichzeitig räumte sie aber auch mit einer rot-grünen Dauer-Kritik auf: „Mein Ministerium hat während der Pandemie 100 Schulmails verschickt. Davon kamen nur vier an einem Freitag und nur zwei betrafen den nächsten Montag.“

 

Bestätigt sieht sich sich Ministerin dagegen in der Entscheidung, die Schulen offen zu lassen: „Das Wohl der Kinder hatte immer Vorrang, aber nicht nur das gesundheitliche, sondern auch das seelische.“ Was zwei Jahre Pandemie, Maske und fehlender Präsenzunterricht angerichtet hätten, würden inzwischen erste Ergebnisse von Studien im Bezug auf die Sprachentwicklung zeigen. „Wir haben viel zu lange zugelassen, dass der Beraterkreis um die Kanzlerin nur aus Virologen bestand“, so Gebauer, die nach ihrem Termin in Wiehl noch nach Hückeswagen weiterfuhr.

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