POLITIK

Buschhausen: Pläne bekommen weiterhin Gegenwind

ls; 23.09.2021, 14:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Philippe Piazza (li.) hatte gestern erneut zum sofortigen Planungsstopp aufgefordert. Man solle sich von der Gemeinde nicht "verarschen" lassen.
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Buschhausen: Pläne bekommen weiterhin Gegenwind

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ls; 23.09.2021, 14:00 Uhr
Engelskirchen - Bei der Bürgerversammlung zum Thema Baugebiet Buschhausen gab es teils hitzige Diskussionen - Argumente werden in den weiteren Planungen berücksichtigt.

Von Leif Schmittgen

 

Das Baugebiet in Buschhausen sorgte gestern Abend für ordentlich Zündstoff. Die Gemeinde hatte im Rahmen des Beteiligungsverfahrens ins Dorfhaus „DöStieBu“ eingeladen, um die Bürger über das Projekt zu informieren. Die anschließende Diskussion hatte Feuer, das war zu erwarten, zum Teil wurde sie allerdings unsachlich geführt. Aber der Reihe nach: Bürgermeister Dr. Gero Karthaus stellte die Pläne im Detail vor und hatte an seiner Seite Sabine Nockemann-Hammeran, Sachverständige von „HKR Landschaftsarchitekten“. Sie hatte im Auftrag der Gemeinde ein umfangreiches Gutachten zum Thema erstellt, das sie den rund 100 Interessierten erläuterte.

 

 

Demnach seien nach einem Artenschutzgutachten 43 Vogelarten ermittelt worden, von denen einzig der Waldkauz und der Schwarzspecht vermehrt vorkommen und somit für die weitere Planung relevant seien. Untersuchte Wiesen seien wegen Düngung „minderwertig schützenswert“, unter dem Strich kam eine mittelwertige Einstufung des untersuchten Gebiets heraus. Der als „hochwertig“ klassifizierte Baumbestand finde per se keine Berücksichtigung in den Plänen und werde außen vorgelassen. Nachdem Philippe Piazza, Initiator einer Online-Petition gegen das Bauvorhaben (OA berichtete), im Anschluss seiner Forderung Luft machte, die Maßnahme sofort zu beenden, ärgerten sich einige Gegner über die Begrifflichkeiten.

 

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Kein Teil der Natur sei minderwertig, hieß es aus den Zuschauerreihen. Dass es sich dabei lediglich um planungsrelevante Fachbegriffe handele, erwiderte Bauleitplaner Michael Stockfisch. Das globale Problem der Flächenversiegelung passiere bei Realisierung des Vorhabens auch in Engelskirchen. Hochwassergefährdet sei das Gebiet nicht und für Abflüsse auch jenseits der Agger würde gesorgt, damit diese nicht überlaufe, versicherte der Bürgermeister. Auch das Thema Bevölkerungsentwicklung wurde diskutiert, Helmut Schäfer (Grüne) forderte: „Wir müssen Abstand vom Wachstum nehmen“. Stattdessen solle man sich auf Nachfolgenutzung konzentrieren. „Ich weiß von mehreren Funden von Ringelnattern, zum Beispiel in Garageneinfahrten“, berichtete ein Anwohner. In Ortslagen seien die Tiere oft anzutreffen, im ausgewiesenen Baugebiet komme die Ringelnatter  aber kaum vor, so Karthaus.

 

 

„Ich schätze Arten, aber junge Familien sind noch mehr nach meinem Geschmack“, sagte Dawn Stiefelhagen (SPD). Sie sprach sich nicht als einzige für notwendigen Familienzuzug in der Gemeinde aus. Auch auf den völlig überhitzten Immobilienmarkt und stetig steigende Preise wies ein Bürger hin. „Mit erschwinglichen Grundstückspreisen wirkt die Gemeinde dem entgegen“, betonte er.  Den „Tiefpunkt“ hatte die Diskussion aus Sicht von Verwaltung und einiger Anwesender erreicht, als Piazza die betroffenen Grundstückseigentümer aufforderte: „Lasst Euch nicht verarschen“. Er unterstellte der Verwaltung mit dem günstigen Ankauf und späterem Verkauf der Grundstücke Profitgier. Mehrfach mussten Teilnehmer der hitzigen Diskussion zur Räson gerufen werden. „Niemand will hier verdienen“, entgegnete der Bürgermeister, schließlich koste alleine die Erschließung Geld. Erwartungsgemäß wurde kein Konsens erzielt.

 

Bis Ende Oktober haben Bürger die Möglichkeit, Einwände und Anregungen bei der Verwaltung einzureichen. „Wir werden das heute Besprochene sowie alle weiteren Anregungen in der Feinplanung berücksichtigen und der Politik zur Abstimmung vorlegen“, versprach Michael Stockfisch.

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KOMMENTARE

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Die Preise für Wohnungen und Häuser sind mittlerweile auch für Normalverdiener unerschwinglich. Ein kleines Baugebiet wird nicht ausreichen um das Problem zu lösen.

Peter L., 23.09.2021, 22:47 Uhr
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Sehr geehrte Damen und Herren, zunächst möchte ich mich einmal für meinen teilweise unsachlichen Ton in der Bürgerversammlung entschuldigen. Ich fühle mich als junger Bürger der Gemeinde einfach unverstanden und nicht ernst genommen. In dem geplanten Baugebiet, geht es um die Vernichtung meines Heimatwaldes, in dem ich bereits als Kind aufgewachsen bin. Die Petition und die Meinung von mehr als 827 BürgerInnen hat meiner Meinung nach von der Gemeinde bisher zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Auch der Umgang der Gemeinde mit den Bürgern und die Äußerungen der letzten Sitzung des PUA, wo Bürger nicht die Möglichkeit haben zu antworten, haben mich stark verärgert.
Ich hoffe in Zukunft auf eine besser Kommunikation beider Seiten und darauf dass die Gemeinde ebenso fair mit den Bürgen umgeht.

Philippe Piazza, 24.09.2021, 12:42 Uhr
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@Philippe Piazza
Wenn die Politik nicht korrekt handelt, muss man auch nicht politisch korrekt reden.

Klima statt Häuser, 24.09.2021, 13:02 Uhr
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Es stellt sich mir als gebürtigen Ründerother die Frage, wo und in welchen Umständen die Gegner des Vorhabens leben? Die meisten sitzen garantiert im gemütlichen Eigenheim oder Elternhaus, genießen Eigentum und Freiheit, Natur und Wohlstand. Und genau das alles wollen diese Leute jungen, zuziehenden Familien verwehren? Was mischen sich Leute ein, die Petitionen unterschreiben und gar nicht hier leben? Lachhaft! Ich kenne den Bürgermeister von Kindheit an. Er ist promovierter Biologe und Ornithologe, Naturschützer allemal. Und das dieser Bürgermeister leichtfertig und unsachgemäß mit der Natur seiner Gemeinde umgeht, das glaubt doch wohl selbst bei den Kritikern niemand. Wenn alle, die Hausbesitzer sind, sich von der Kritikerliste streichen lassen, wird es da bestimmt recht leer.

Thomas Hohleich-Albert, 24.09.2021, 14:19 Uhr
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