POLITIK

Onlineplattform kommt: NS-Zeit wird weiter aufgearbeitet

lw; 14.06.2024, 14:43 Uhr
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Archivfoto: OA.
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Onlineplattform kommt: NS-Zeit wird weiter aufgearbeitet

lw; 14.06.2024, 14:43 Uhr
Oberberg – Kreisausschuss hat einen externen Historiker beauftragt – Landrat Hagt: „Weitere Quellen sammeln für Zeitgeschehen“.

Von Lars Weber

 

Lange wurde darüber geredet, nun hat der Kreisausschuss bei seiner Sitzung am Donnerstag für Vollzug gesorgt: Ein externer Historiker wird die Zeit des Nationalsozialmus im Oberbergischen Kreis weiter aufarbeiten. Der Auftrag wurde einstimmig an Dr. Martin Rüther vergeben. Sein Ziel wird es sein, eine Internetplattform zu dem Thema zu erarbeiten. In den vergangenen Jahren hatte vor allem der Bergneustädter Lothar Gothe immer wieder das Thema auf die Tagesordnungen des Kreistages gebracht und Kritik an der bisherigen Arbeit des ehemaligen Kreishistorikers Gerhard Pomykaj geübt. Dessen Arbeit wurde indes stets ausdrücklich gelobt von Kreisseite, die aber auch betonte: Abgeschlossen sei die Aufarbeitung nie, weshalb Landrat Jochen Hagt bereits vor zwei Jahren angekündigt hatte, einen externen Fachmann ins Boot holen zu wollen (OA berichtete). „Das ist ein guter Weg, um sich dem Thema zu nähern und weitere Quellen für das Zeitgeschehen zu sammeln“, sagte Hagt nun bei der Sitzung.

 

Mehrfach habe man über das weitere Vorgehen im Ältestenrat gesprochen und auch eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus jeder Fraktion gebildet. Bei der Recherche für eine geeignete Unterstützung wurde unter anderem das NS-Dokumentationszentrum in Köln kontaktiert, worüber der Kontakt zu Dr. Rüther entstanden sei. Dieser sei ehemaliger Mitarbeiter der Einrichtung und im Ruhestand, aber als unabhängiger Historiker weiter tätig. Laut Beschlussvorlage habe sich in den Gesprächen mit ihm das Ziel ergeben, eine frei zugängliche und dynamisch fortzuschreibende Internetseite zu entwickeln. Dies soll innerhalb der nächsten 14 Monate passieren.

 

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Grundlage für die Webseite sollen vorliegende Erkenntnisse und auch neue Forschungsergebnisse bilden. Der Auftritt soll sich dem historischen Kontext der heute kreisangehörigen Kommunen im Zeitraum zwischen 1918 und etwa 1960 widmen, wobei die NS-Zeit und die Kontinuitäten nach 1945 den Fokus bilden sollen. „Hier gilt es, die Inhalte, die bisher wissenschaftlich fundiert erforscht und publiziert wurden, zu transkribieren, darzustellen und konstatierte Lücken zu identifizieren sowie weitere Erkenntnisse kontinuierlich fortzuschreiben.“ Auch sollen die älteren Werke mit dem neuesten Stand der Forschung abgeglichen und hinterfragt werden. Herauskommen soll eine Chronik zur Kreis-, Orts- und nationalen Geschichte.

 

Fest eingeplant für die Webseite sind Rubriken, wo über neue Quellenfunde und Forschungsergebnisse informiert werden soll, in denen frühere Irrtümer oder Fehlinterpretationen in der lokalen Geschichtsschreibung vorgestellt und korrigiert beziehungsweise aktuelle Kontroversen der oberbergischen Geschichte diskutiert werden. Beispielsweise sollen ganze Volksschulchroniken in faksimilierter und transkribierter Form einsehbar werden, ebenso wie Schulhefte aus der NS-Zeit oder Fotoalben, aber auch die Entnazifizierungsakten aus dem Landesarchiv. Der Kreis hofft auch auf Quellen aus privatem Besitz, dazu wird es noch ein Aufruf an die Oberberger geben. Mitmachen ist also ausdrücklich erwünscht. Die redaktionelle Betreuung, nachdem die Webseite online gegangen ist, soll ebenfalls Dr. Rüther übernehmen.

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