POLITIK

Jetzt steht fest: Anlieger müssen doch für Ausbau zahlen

lw; 27.02.2024, 14:31 Uhr
Foto: Lars Weber --- Der Zustand der Straße ist erbärmlich.
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Jetzt steht fest: Anlieger müssen doch für Ausbau zahlen

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lw; 27.02.2024, 14:31 Uhr
Nümbrecht – Das Hin und Her um die Beiträge für den Ausbau des Breidenbacher Wegs scheint beendet zu sein – mit dem schlechteren Ende für die Anlieger.

Von Lars Weber

 

Eine Sache ist schon lange klar: Der Breidenbacher Weg im Zentrum Nümbrechts muss dringend ausgebaut werden, das Wort Straße hat die Fahrbahn kaum verdient. Die Frage, die nun schon seit Jahren versucht wurde zu beantworten, lautete indes: Wer kommt für die Kosten des Ausbaus auf? Wenn nach dem Kommunalabgabegesetz (KAG) abgerechnet werden könnte, müssten die Anlieger nichts zahlen. Dafür hätte nachgewiesen werden müssen, dass in der Vergangenheit bereits ein Endausbau erfolgt sei. Diesen Nachweis gibt es aber nicht. Hoffnung machte noch ein Passus im Landesgesetz, doch auch diese hat sich nun zerschlagen. Gemäß einer im Bauausschuss vorgestellten Einschätzung eines Anwaltsbüros ist nun klar: Die Anlieger werden die Ausbaukosten zu 90 Prozent tragen müssen.

 

Noch vor rund anderthalb Jahren kam das Anwaltsbüro Lenz und Johlen aus Köln noch zu einer für die Bürger günstigeren Auffassung. Grund dafür war ein Passus im Baugesetzbuch des Landes NRW, nach der eine Gemeinde keine erschließungsbeitragsrechtliche Abrechnung mehr vornehmen konnte, wenn seit dem „ersten Spatenstich“ für die Herstellung der betroffenen Straßen mehr als 25 Jahre vergangen waren. Dies wäre beim Breidenbacher Weg der Fall gewesen, weil 1960 eine umfassende Baumaßnahme vorgenommen worden war.

 

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Das Problem: Dieser Passus wurde aufgrund „durchgreifender verfassungsrechtlicher Bedenken“ ersatzlos gestrichen, weil der Begriff des „ersten Spatenstichs“ im Baugesetzbuch gar nicht definiert ist. Vereinfacht gesprochen (das komplette Schreiben ist im Bürgerinformationssystem hinterlegt) hätten vor mindestens 20 Jahren grundsätzliche Erschließungsarbeiten stattfinden müssen, damit die Anlieger nun nicht mehr mit 90 Prozent der Kosten belastet werden dürften. Zu diesen grundsätzlichen Maßnahmen zählen laut Anwaltsbüro eine befestigte Fahrbahn, eine funktionstüchtige Straßenoberflächenentwässerung und ausreichende Straßenbeleuchtung – der Breidenbacher Weg erfülle demnach keine dieser Anforderungen.  

 

Die Problematik im Breidenbacher Weg hat den Ursprung in längst vergangenen Jahrzehnten, als dort erstmals gebaut wurde. Damals hatte die Gemeinde auf einen Endausbau vieler Straßen verzichtet, um Gebühren gering zu halten und möglichst viele Menschen in der Kommune anzusiedeln. Anschließend wurden die Straßen häufig nur immer wieder geflickt, kaum aber richtig ausgebaut. Dort, wo es nun nicht mehr anders geht, sind die Anlieger in einer misslichen Situation. 2016 wurde der Ausbau des Breidenbacher Wegs angesichts der Erschließung des Baugebiets „Holunderweg“ verschoben. Bis zuletzt wurde seitens einiger Anlieger beteuert, Beweise für einen bereits stattgefundenen Endausbau zu haben (OA berichtete).

 

In einer Anliegerversammlung sollen die Bürger über das weitere Vorgehen informiert werden. Diese soll noch möglichst im Frühjahr, voraussichtlich im April, stattfinden. Bürgermeister Hilko Redenius möchte in diesem Jahr mit dem Ausbau beginnen. Für die Maßnahme rechnet er mit einer Bauzeit von rund einem Jahr.  

 

Neue Straßennamen in Lindscheid

 

Mit dem Grundsatzbeschluss von 2011 hatte der Gemeinderat festgelegt, dass alle Orte mit mehr als 100 Einwohnern erstmalig Straßennamen erhalten. Mit dem Ratsbeschluss von 2019 wurde ein zusätzliches Kriterium bestimmt: Demnach erhalten auch Orte, die ein verzweigtes Straßennetz haben, das eine einfache Orientierung nicht zulässt, erstmalig Straßennamen. Beide dieser Kriterien treffen auf die Ortschaft Lindscheid zu, weshalb der Bauausschuss bei seiner Sitzung Straßennamen beraten und dem Rat zum Beschluss empfohlen hat. Die Vorschläge kamen von der Verwaltung und den Bürgern.

 

[Grafik: Gemeinde Nümbrecht.]

KOMMENTARE

1

Das ist mal wieder ein Paradebeispiel für die Nümbrechter Politik. Wieso ist so etwas nicht direkt im Vorfeld beschlossen worden. Man hört regelmäßig von Ausschreibungen neuer Bebauungsflächen ohne die vorhandene Infrastruktur genauer duchleuchtet zu haben. Bei Neu-Erschließungen von Bauflächen sollte/ muss der Eigentümer auf ordentliche Zuwege achten. Schotter- oder Baustraßen sind keine Dauerlösungen.

Holger, 27.02.2024, 14:52 Uhr
2

Der Spreitger Weg ist auch eine abolute Katastrophe in Nümbrecht und müsste mehr als dringend generalsaniert werden.
Als Hauptzufahrt zum Parkhotel und zum Kurpark ist es außerdem eine absolute Blamage für die Gemeide und für den "Kurort" eine solche Buckel- und Schlaglochpiste seinen Gästen und Einwohnern (Anliegern) zuzumuten!
Ganz zu schweigen von der besonderen Gefahr für Zweiradfahrer und Fußgänger, die speziell bei Dunkelheit davon aus geht.
Die Gemeide wurde schon oft darauf hingewiesen, unternimmt aber leider nichts!

Reinhold S., 27.02.2024, 20:57 Uhr
3

Das ist eine unerhörte Frechheit. Das GLEICHE erleiden meine Eltern in Waldbröl. Dort wird ein Quartier Breuers Wiese erschlossen. Was wir alle nicht wollen. Nun werden sie für eine Straße zur Kasse gebeten, die alle Anwohner seit mehr als 100 Jahren erschließen und wo Kanal liegt. Da aber jetzt der "Erstmalige" Ausbau stattfindet, fallen für 30m Straße ca 17000 Euro an. Sorry, meine Eltern wissen nicht wie sie ihr Heizöl bezahlen sollen, geschweige kommende Herausforderungen bewältigen sollen, und dann sowas.... unsere Politiker haben aufs Grundgesetz geschworen, vor Schaden zu schützen. Wo ist das denn sozial verträgliche Politik?

Markus Trachte , 27.02.2024, 21:43 Uhr
4

An vielen anderen Stellen in Nümbrecht wurden Anliegerstraßen über die Jahre durch große Bauaktivitäten eines ortsbekannten "Baulöwen" stark beschädigt und in Mitleidenschaft gezogen und hinterher wurde nichts wieder vernünftig in Stand gesetzt, bzw. zumindest wieder in den Urzustand zurückversetzt, wo's noch in Ordnung war.
Und somit vergammeln die Straßen mehr und mehr, die Gemeinde ist da ihrer Aufsichtspflicht nicht zu Genüge nachgekommen, flickt wenn nur äußert notdürftig und am Ende werden noch viele "unschuldige" Anwohner der betroffenen Straßen für diese Schäden aufkommen müssen, die andere verursacht haben! Traurig aber wahr!

Frank Schneider, 28.02.2024, 15:55 Uhr
5

Unfassbar. Willkommen im modernen Deutschland. Diese Straße ist schon ewig ein Acker. Es ist eine Frechheit immer alles auf die Bürger umzuschlagen. Steuern bezahlen wir ja genug.

Michael , 01.03.2024, 07:58 Uhr
6

Der Zustand vieler Gemeindestraßen (auch anderer Infrastrukturanlagen) ist äußert mangelhaft. Schlaglöcher, nicht vorschriftskonforme Ausleuchtung usw. Ein Masterplan sollte dringend her. Oder gibt es ihn?

Nümbrechter, 04.03.2024, 13:37 Uhr
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