POLITIK

Bergisches Forum: Wird die nächste Hürde genommen?

lw; 02.12.2021, 17:15 Uhr
Grafik: Entwicklungsgesellschaft Gummersbach --- Frühe Projektskizzen zeigen das sanierte Gebäude des Hohenzollernbads als Mittelpunkt, flankiert von zwei Bauten in Holzbauweise, was den Nachhaltigkeitsgedanken unterstreichen soll. Wenn das Projekt weiter voranschreitet, wird sich in der Gestaltung sicherlich noch einiges tun.
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Bergisches Forum: Wird die nächste Hürde genommen?

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lw; 02.12.2021, 17:15 Uhr
Oberberg – Mögliches Betriebsmodell für das Gemeinschaftsprojekt des Kreises und der Stadt Gummersbach von Fachbüro vorgestellt – 1,3 Millionen Euro Fehlbetrag pro Jahr.

Von Lars Weber

 

Von der Vision zur Umsetzung muss das von der Stadt Gummersbach und dem Oberbergischen Kreis geplante Bergische Forum für Wissen und Kultur einige Hürden überspringen. Bislang lief es für die Idee, dem Komplex rund um das denkmalgeschützte Hohenzollernbad ein neues Gesicht zu geben und mithilfe der Regionale 2025 zu finanzieren, rund. Eine neue Mediathek, ein offenes Kreisarchiv, Synergieeffekte und vielleicht mittelfristig gar eine Fusion zwischen den Volkshochschulen der Stadt und des Kreises und natürlich ein neues Theater – eines, das das gesamte Umland abholen soll. Es ist ein spannendes Paket, was da erdacht worden ist (OA berichtete). Der C-Stempel beim Regionale-Programm war nur Formsache.

 

Jetzt wird es aber auch schon ernst. Denn das Prestigeprojekt muss schnell vorangetrieben werden, wenn es auf eine Förderung und den begehrten A-Stempel eine Chance haben soll. Als nächstes muss bis März ein Architektenwettbewerb initiiert werden. Den notwendigen Beschluss, um dieses Etappenziel zu erreichen, will die Stadt am Montag im Rat fassen. Die Vorberatungen waren positiv. Im Kreis ist die Stimmung schwerer zu fassen. Die erste Vorstellung des Bergischen Forums in einer Sitzung des Kreisbauausschusses am gestrigen Mittwoch bot dabei wenig Erkenntnisse. Die Ausschussmitglieder vertagten die Diskussion.

 

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Zugegeben: Zuvor hatten sie sehr viele Informationen gehört, die nun verarbeitet werden müssen. Der Technische Dezernent des Kreises Felix Ammann hatte das Projekt und die Hintergründe zunächst noch einmal in aller Ausführlichkeit vorgestellt und darauf Wert gelegt, dass beim späteren Betrieb auch die TH Gummersbach eine Rolle spielen solle. „Die TH ist ein wichtiger Partner, den wir früh einbezogen haben in die Planung.“ Die Umsetzung des Baus freilich obliegt aber Kreis und Stadt. 35 Millionen Euro werden dafür laut aktuellen Planungen veranschlagt, 70 Prozent davon würden über die Regionale vom Land gefördert.

 

Das Zünglein an der Waage werden für die entscheidenden Politiker aller Voraussicht nach die Betriebskosten und die Art der Finanzierung sein. Denn ein Gewinn wird vom Theater nicht zu erwarten sein. Dies zeigte gestern auch die Präsentation des Büros Actori aus München, das in den vergangenen drei Monaten ein Betriebsmodell und eine Machbarkeitsstudie erstellt hatte. Der Blick über den oberbergischen Tellerrand verriet den Experten: 85 Prozent von 32 vergleichbaren Kreisen in Deutschland leisteten sich ein Theater mit bis zu 500 Plätzen. Ähnlich würde auch in Gummersbach geplant. 330 Öffnungstage seien möglich, in der Beispielplanung wurde mit 124 Veranstaltungen gerechnet und dabei bereits Synergien zwischen Kultur- und Bildungsstätten einbezogen. Das Besuchspotenzial schätzen die Münchner auf jährlich 180.000 bis 260.000 ein.

 

[Das ehemalige Gebäude des Hohenzollernbads ist im Besitz des Kreises. Die ehemalige Turnhalle nebenan, in der sich die Kreis- und Stadtbibliothek befindet, gehört der Stadt Gummersbach.]

 

2,2 Millionen Euro würde allein der Theaterbetrieb im Jahr kosten. Minus den Einnahmen blieben 1,3 Millionen Euro übrig, die sich Kreis und Stadt teilen müssten. Actori-Beraterin Amélie Strobel warb für den Zugewinn an Qualität auf jeder einzelnen Ebene, das gelte nicht nur für das Theater. Eine Mediathek als Kreis- und Stadtbücherei hätte mehr Fläche und wäre wie alle Bereiche im digitalen und technischen Bereich optimal für die Zukunft aufgestellt. Das Kreisarchiv würde sich den Bürgern öffnen. Eine Aufarbeitung der Kreisgeschichte wäre gemeinsam mit den Oberbergern denkbar, sagte Ammann dazu. Nun ginge es darum, so Strobel weiter, das Konzept inhaltlich und betrieblich weiter zu schärfen und ein Raumprogramm zu erarbeiten, um den Architekturwettbewerb vorzubereiten.

 

Ein Votum und damit eine Empfehlung für den Kreistag gab es gestern zumindest noch nicht. Ausschussvorsitzender Reinhold Müller (FDP) schlug vor, den Fraktionen nach der Fülle an Informationen Zeit für die Beratung des Themas zu lassen. Demnach steht das Bergische Forum erst wieder am nächsten Donnerstag auf der Tagesordnung des Kreisausschusses, bevor der Kreistag dann am 16. Dezember entscheidet, ob es mit dem Projekt weitergeht.

KOMMENTARE

1

Für Bergisches Forum und Vogtei werden "Millionen rausgehauen". Aber die Glocken der evangelischen Kirche sind seit Jahren wg. Baufälligkeit des Glockenturms verstummt, weil Geld fehlt. Trotz der aktuellen Sanierung werden große Teile des "Oberbergischen Doms" wegen Geldmangel nicht instand gesetzt. Nur das allernotwendige wird getan. Das versteht einer. Ich nicht!!!!

Pe, 02.12.2021, 18:01 Uhr
2

Ja, geht´s noch? Jedes Jahr 1,3 Mio. Euro Zuschuss fürs Theater? Wetten, dass es 1,5, 1,8 oder mehr als 2 Mio. Euro pro Jahr werden! Aber es gibt - als Beispiel - keine 5.000,-- Euro, um Schultoiletten zu renovieren!???

Oberberger, 02.12.2021, 18:34 Uhr
3

Es tut mir leid, aber ich kann das beim besten Willen nicht verstehen: Kosten und Nutzen stehen hier in meinen Augen in keinster Weise in einem vernünftigen Verhältnis. Und damit meine ich nicht nur den jährlichen heftigen Fehlbetrag, sondern auch die 10,5 Mio. Investition, die eh am Ende nicht ausreichen werden.
Die Stadt, gerade aus dem Stärkungspakt gekommen, scheint ja jetzt im Geld zu schwimmen. Der Kreis dagegen macht es sich bestimmt wie immer einfach und holt es sich irgendwie über die Kommunen zurück. Und die Politik nickt es ab und meint sie hätte Großes für den Bürger getan. Liebe Leute, werdet wach, in meinen Augen ist das Größenwahn.
Der andere Aspekt ist, dass das "Gebäude des Hohenzollernbads als Mittelpunkt" in dem Entwurf ja nun nicht einmal mehr auffällt - schlimm.

Sparkommissar, 03.12.2021, 08:56 Uhr
4

Wer das Theater haben will bezahlt auch die 1,3 Millionen Verlust. Also zahlt die Stadt Gummersbach alleine den Fehlbetrag. Wie kann man was planen mit Verlust?
Durch Corona werden es pro Jahr 2,0 Millionen an Fehlbetrag. Theater gibts in Köln und Siegen.

Uwe Märtens, 03.12.2021, 11:05 Uhr
5

Dieser Gebäudekomplex wäre sicherlich eine Aufwertung für die Kreisstadt und auch sinnvoll. Eine Kreisstadt muss nunmal auch kulturell etwas zu bieten haben. Und das ist derzeit in den alten Gebäuden nicht der Fall. Dort geht man freiwillig ungern hin. Das man Kultureinrichtungen nicht immer wirtschaftlich betreiben kann, ist wahrscheinlich auch jedem klar. Man hat seitens der Verwaltungen mal wieder den Fehler begangen und den Bürger nicht eingebunden bzw. sich nicht erklärt. Meine Akzeptanz ist da aber ich hätte schon gerne erklärt, aus welchem Grund ein jährliches Defizit betreffend der Betriebskosten letztlich aus Steuermitteln finanziert werden soll. Ich gebe meinem Vorkommentator insoweit Recht, dass auch die Relationen stimmen müssen (Beispiel Schultoilette).

Jan, 03.12.2021, 13:21 Uhr
6

Da kann man nur den Kopf schütteln. Gummersbach ist halt eine kleine Stadt und wird es auch immer bleiben. Auch ein solches Projekt wird daran nichts ändern. Und dann auch noch mit einem geplanten jährlichen Defizit. Das Forum ist doch schon eine Totgeburt gewesen. Hat man daraus nichts gelernt???

Olaf B aus L , 03.12.2021, 15:00 Uhr
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