LOKALMIX
Kitas im pandemischen Alltag
Oberberg – Seit Montag befinden sich die oberbergischen Kitas wieder im eingeschränkten Pandemiebetrieb – OA sprach mit Kita-Mitarbeitern über ihre Arbeit und die Jüngsten unserer Gesellschaft.
Seit Montag ist in den Kindertageseinrichtungen des Oberbergischen Kreises aufgrund steigernder Infektionszahlen (OA berichtete) nur noch der eingeschränkte Pandemiebetrieb zugelassen – verbunden mit einem Appell an die Eltern, ihre Kinder nach Möglichkeit selbst zu betreuen. Seitdem besuchen nur mehr 30 Prozent der Kinder die AWO-Kindertagesstätte „Käthe Frankenthal“ in der Gummersbacher Ortschaft Hülsenbusch. „Endlich wieder in die Kita zu dürfen war für die Kinder eine große Freude. Teilweise haben sie ihre Freunde in zehn Wochen nicht einmal gesehen. Sie haben einander vermisst“, berichtet die Erzieherin Catja Meister.
[Heidi Repsch leitet den Evangelischen Kindergarten „Samenkorn“ in Wiehl.]
Die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen wirken sich auch auf das Leben der Jüngsten aus. „Viele Eltern sorgen sich um die Entwicklung ihrer Vorschulkinder. Zahlreiche Angebote wie die Verkehrserziehung mit der Polizei finden nicht statt. Auch die Schuleingangsuntersuchung entfällt“, so Meister. Heidi Repsch, Leiterin des Evangelischen Kindergartens „Samenkorn“ in Wiehl, gibt zu bedenken, dass sie in diesem Jahr auch keine Anmeldegespräche führen werde: „Wir werden Kinder aufnehmen, ohne je einen persönlichen Kontakt gehabt zu haben.“
Rund die Hälfte der Eltern, deren Kinder die DRK-Kita „Heier Strolche“ in Marienheide besuchen, verfügen über einen Teilhabegutschein. Für die sozialschwachen Elternhäuser ist es eine große Erleichterung, dass ihre Kinder mittags versorgt werden. „Wir erhalten das Geld vom Jobcenter oder dem Sozialamt des Kreises nur, wenn die Kinder auch mitessen. Deswegen haben wir den Eltern im Notbetrieb angeboten, das Essen für ihre Kinder abholen zu können. Doch leider ist das Thema zu sehr mit Scham behaftet“, schildert Kita-Leiterin Martina Schlag.
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[Für Sylvia Streb und ihre Kolleginnen ist es auch in Zeiten der Pandemie höchste Priorität, den Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung zu wahren.]
Je nach familiärem Hintergrund hätten sich die Wochen abseits vom Kita-Alltag ganz unterschiedlich auf die Kinder ausgewirkt. „Wir haben alles beobachtet. Einigen Kindern hat die Familienzeit sehr gutgetan und sie haben sogar Entwicklungssprünge gemacht. Andere Kinder haben ganz klar Rückschritte in ihrer Bindungs- und Beziehungsfähigkeit gemacht“, meint Repsch. Durch fehlende Kita-Besuche gäbe es weniger soziale Kontrolle. „Die Gefährdungslagen entstehen hinter verschlossenen Türen. Blaue Flecken bleiben leichter unbemerkt“, so Repsch.
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[Mit ihren Freunden aus anderen Kita-Gruppen dürfen die Kinder derzeit nicht spielen. Der Außenbereich ist durch eine Kette getrennt, doch mit etwas Abstand können sich die Kinder zumindest sehen.]
Auch untereinander reden die Kinder über Corona und die damit verbundenen Auswirkungen auf ihren Alltag. „Da geht es zum Beispiel um den nächsten Geburtstag und wie sie ihn feiern können. Die Vorschulkinder sprechen darüber, bald eine Maske tragen zu müssen. Und wenn sie miteinander spielen und der eine den anderen medizinisch untersucht, dann wird auch gefragt: ‚Hast du Corona?‘“, berichtet Meister.
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[Auch wenn viele Kinder wieder nach Möglichkeit von ihren Eltern betreut werden sollen, macht Catja Meister deutlich: „Niemand ist verloren, nur weil er nicht da ist.“]
Auch traditionelle Feierlichkeiten wie Weihnachten, Sankt Martin oder auch Karneval konnten zuletzt nicht derart gefeiert werden, wie es die Kinder kennengelernt haben. Trotzdem versuchen sie, den Einschränkungen zu trotzen. „Eine Gruppe hat sich dazu entschieden, die Feierlichkeiten nachzuholen – und so wurde vergangene Woche ein Weihnachtsbaum aufgebaut. Die Kinder kamen mit weihnachtlicher Kleidung in die Kita und hörten Weihnachtslieder“, erzählt Repsch lachend und ergänzt: „Einjährige kennen noch keine Traditionen. Aber wir möchten doch, dass unsere Traditionen von unseren Kindern weitergetragen werden.“
[Sandra Frommhagen leitet die AWO-Kita in Hülsenbusch.]
Derzeit ist der Betreuungsumfang in sämtlichen Kitas um jeweils zehn Stunden reduziert. Meister hofft, dass die Regelung der verkürzten Öffnungszeiten vorerst bestehen bleibt: „Dass das für die Eltern nicht ideal ist, ist uns klar, aber nur so können wir den Betrieb in Anbetracht der Infektionslage und den Auflagen offenhalten.“
In den vergangenen Wochen waren im Oberbergischen immer mehr Kitas von Infektionsfällen betroffen. „Die Infektionen kommen immer näher. Sollten auch wir mal betroffen sein, so hoffe ich, dass sich dies nur auf einzelne Gruppen auswirkt und wir weiterhin für die Kinder da sein können – auch wenn die Kleinen die vergangenen Monate möglicherweise besser weggesteckt haben als ihre Eltern“, sagt Schlag. Die Leiterin sieht in der Bewältigung der Pandemie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und legt dabei Wert auf Diskussionen: „Viele haben jedoch nicht verstanden, wie wichtig dabei frühe Bildung ist."
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