LOKALMIX

„Wenn ich nerve, muss man mir es sagen“

ls; 21.08.2020, 06:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Am 31. Oktober verabschiedet sich Detlef Hayer als Chef der Gummersbacher Feuerwehr.
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„Wenn ich nerve, muss man mir es sagen“

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ls; 21.08.2020, 06:00 Uhr
Gummersbach - Am 31. Oktober verabschiedet sich Gummersbachs Feuerwehrchef Detlef Hayer in den Ruhestand - Gemeinsam mit OA blickt er auf seine Karriere zurück und freut sich auf künftige Aufgaben.

Von Leif Schmittgen

 

Detlef Hayer ist schon etwas merkwürdig zumute bei dem Gedanken daran, wie schnell doch die Zeit vergeht. Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren hatte er die Stellen als Wachleiter und Chef der Gummersbacher Feuerwehr in Personalunion angetreten, nun steht er kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit. Am 31. Oktober verabschiedet er sich als hauptberufliches Mitglied der Feuerwehr. „Ich könnte noch bis 2023 ehrenamtlicher Leiter der Feuerwehr bleiben“, sagt der 59-Jährige. Das ergebe aber wenig Sinn, da es vernünftiger sei, das Haupt- mit dem Ehrenamt zu verbinden. „So kommt es nicht zu komplizierten Aufgabenteilungen“, weiß der erfahrene Stadtbrandinspektor. Deswegen macht er den Weg für einen Nachfolger in Doppelfunktion frei. Wer das ist, steht noch nicht fest. Doch so viel verrät der designierte Ruheständler: „Es gibt einige aussichtsreiche Kandidaten.“

 

Mit viel Engagement und Leidenschaft hat Hayer sein Amt gelebt. Erst am Morgen war er, obwohl er Urlaub hat, zu einem Einsatz ausgerückt. „Das läuft über das Ehrenamt." Arbeitsrechtliche Konsequenzen hat sein Engagement deswegen nicht. Und jene zunächst unentgeltliche Arbeit hat Hayer schließlich zu seinem Beruf gemacht. Der ausgebildete Kfz-Mechaniker war bereits 1982, gemeinsam mit einem Kumpel,  der Gummersbacher Einheit Lantenbach (heute Lantemicke) beigetreten. „Ich wollte mich schon immer für Menschen einsetzen“, sagt er. 1987 hängte er seinen bisherigen Beruf schließlich an den Nagel und bewarb sich auf eine von der Stadt ausgeschriebene Stelle als Feuerwehrmann. Nach einem Jahr Ausbildung trat er in den mittleren Beamtendienst ein und versah seither seinen Dienst auf der Hauptwache in der Kreisstadt. Später schaffte er den Sprung zum stellvertretenden Chef, ehe er 2009 erneut die Schulbank drückte und nach zahlreichen weiteren Lehrgängen schließlich in die gehobene Beamtenlaufbahn aufstieg. Für die Führungsposition, die er bis heute bekleidet, war das unumgänglich.

 

Zahlreiche Einsätze sind Detlef Hayer im Gedächtnis geblieben. Dazu zählen nicht nur große Unglücke wie der verheerende Waldbrand am Hömerich im April oder der Brand der Firma Lenneper Leuchten vor einigen Jahren, sondern auch viele mit persönlichen Schicksalen verbundene Geschehnisse. „Es ist sehr schlimm, Angehörigen von einem Todesfall zu berichten“, schildert er. Aber das Positive überwiege für ihn. Schließlich sei es ein erhebendes Gefühl, nach einer Alarmierung etwas Gutes bewirkt und den Schaden möglichst gering gehalten zu haben.

 

Nach seinem Ausscheiden aus dem Beruf ist für Hayer noch nicht Schluss: „Die Mitglieder der Löschgruppe Lantemicke freuen sich schon jetzt auf mich und haben mich zum Mitmachen aufgefordert." Dass er künftig in der zweiten Reihe Platz nimmt und einem deutlich jüngeren Einsatzleiter unterstellt sein wird, ist für den Vater dreier Kinder und Opa eines Enkels kein Problem. Einen Vorsatz hat er allerdings gefasst: „Wenn ich nerve, muss man mir es sagen. Querstellen werde ich mich nicht“, meint er mit einem Schmunzeln. Spätestens dann sei der Zeitpunkt für ihn erreicht, in die Ehrenabteilung zu wechseln.

 

Außerdem freut sich Hayer, der mit seiner Ehefrau Bettina im Gummersbacher Stadtteil Bredenbruch nahe der Aggertalsperre lebt, auf viele weitere Freizeitaktivitäten. „An erster Stelle steht die Familie.“ Gemeinsame Wanderreisen in die Berge oder auch Aufenthalte am Meer stehen auf der Wunschliste. Außerdem fühlt sich der Junggebliebene seinem Heimat-Fußballverein SV Frömmersbach, wo er viele Jahre aktiv kickte, nach wie vor verbunden. Ein vollumfängliches Comeback in der Alte-Herren-Mannschaft schließt er jedoch kategorisch aus. „Vielleicht helfe ich, wenn ich gefragt werde,  aber mal aus“, spielt er bis heute leidenschaftlich gerne Fußball.

 

Bis zu seiner Pensionierung bleibt er mit vollem Herzblut dabei. Als das OA-Gespräch beendet ist, klingelt der Piepser an seinem Gürtel. Der nächste Einsatz wartet und Hayer braust - als ehrenamtlicher Feuerwehrmann - mit seinem Dienstwagen davon.

KOMMENTARE

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[...]
Es wird Zeit, dass er geht und die erforderlichen Neuerungen endlich beginnen können. Zum Wohle der Feuerwehr und zum Wohle der Bevölkerung.
Das Ende ist nah.

Torsten Theisen, 22.08.2020, 13:29 Uhr
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