LOKALMIX

Wenn der Geduldsfaden reißt…

ks; 21.06.2023, 16:20 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz --- Rund 800 Schüler des DBG sind gestern durch Wiehl gezogen.
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Wenn der Geduldsfaden reißt…

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ks; 21.06.2023, 16:20 Uhr
Wiehl – Die Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums haben gestern im Rahmen eines Umzugs ihren Protest geäußert und auf den veralteten Zustand ihres Schulgebäudes aufmerksam gemacht.

„Nach über zehn Jahren der Versprechungen, der Planungen, der Anpassungen der Planungen, der Überarbeitung der Anpassung der Planungen und der kontroversen Diskussionen innerhalb der Politik“ haben die Schülervertretung (SV) und die Elternpflegschaft des Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums genug. Um auf den teils schlechten Zustand ihres Schulgebäudes aufmerksam zu machen und sich auch im Hinblick auf die anstehenden Entscheidungen in der Politik klar zu positionieren, ist die Schulgemeinschaft gestern durch Wiehl gezogen, äußerte ihren Protest, ihren Unmut und auch ihr Unverständnis.

 

[Ausgestattet mit Fähnchen und Bannern zog die „DBG-Familie“ durch Wiehl.]

 

Rund 800 Schüler gingen gestern von ihrem Schulhof los, vorbei an der Grundschule, über den Weiherplatz hin zum Rathaus, über die Hauptstraße vorbei am Busbahnhof und der Wiehler Wasser Welt zurück zum Gymnasium – und dabei auch vorbei an Arbeiten zur Modernisierung des Stadtbildes. „Uns geht es nicht darum, einzelne Personen oder gar die Stadtverwaltung anzuklagen, sondern lediglich darum, dass wir und unsere Belange nicht übersehen werden“, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung von SV und Elternpflegschaft.

 

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Begleitet wurden die Schüler von zahlreichen Lehrkräften, unter ihnen auch Schulleiter Frank Mistler, der die Initiative der Schüler und Eltern für gut befand. „Es muss vorangehen“, sagte Mistler deutlich. Dass über den baulichen Zustand des Gebäudes und mögliche Lösungen seit Jahren gesprochen, aber nicht konkret entschieden werde, schade dem Gymnasium, aber auch der Bildungslandschaft in Wiehl generell. Andrea Missbrandt, die am DBG seit drei Jahren als Elternpflegschaftsvorsitzende aktiv ist, sprach gar über eine sinkende Anzahl von Anmeldungen.

 

[Die Schüler wurden begleitet von DBG-Schulleiter Frank Mistler (l.) und weiteren Lehrkräften wie Claudia Korbel (r.) und Christoph Berg (m.).]

 

Der sogenannte Altbau des Gymnasiums stammt aus den Jahren 1956/57, der neuere Teil wurde ab 1970 erbaut. „Das Schulgebäude ist sehr alt. Es ist nicht mehr zeitgemäß, wie in den Klassen unterrichtet werden kann“, sagte Missbrandt im Vorfeld des Umzuges. Zudem sei es in den vergangenen Jahren zu einigen Situationen gekommen, die die Schulgemeinschaft besorgen. Missbrandt sprach diesbezüglich von dem Ermüdungsbruch eines Fensters, einem losen Rollladenkasten und herabfallenden Deckenplatten. „Die Sachen werden schnell repariert, aber das reicht auf Dauer nicht“, so die Vorsitzende.

 

Im Nachgang des Umzugs der Schüler fand im Rathaus eine Pressekonferenz statt. Bürgermeister Ulrich Stücker informierte über den aktuellen Sachstand zur „Baumaßnahme Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium“ – zusammen mit Peter Madel, Beigeordneter, Kämmerer und Schuldezernent der Stadt Wiehl, sowie Alexandra Noss als stellvertretenden Baudezernatsleiterin. Befürchtungen, die Baumaßnahme könne angesichts anderer Zukunftsprojekte in den Hintergrund geraten, teilte Stücker nicht: „Das Thema hat für den Stadtrat höchste Priorität.“

 

[Vorm Rathaus machte der Umzug kurz Halt.]

 

In der Sondersitzung am 24. Mai 2022 fasste der Stadtrat den Beschluss, den ursprünglichen Siegerentwurf aus dem städtebaulichen Wettbewerb weiterzuverfolgen (OA berichtete). Dieser sieht einen teilweisen Neubau und eine Sanierung vor. Außerdem werde momentan geprüft, ob es praktisch und finanziell realisierbar sei, einen nötigen Interimsbau in den Schulkomplex zu integrieren. Aktuell werden die Interimskosten auf etwa zehn bis 15 Millionen Euro geschätzt. „Bei der Finanzierbarkeit spielen diese die größte Rolle“, erklärte Stücker.

 

Zuletzt seien zwei EU-weite Ausschreibungsverfahren durchgeführt und im Februar abgeschlossen worden – das zur Tragwerkplanung und das zur Planung der Technischen Gebäudeausrüstung. Zudem sei im Mai die erste Leistungsphase abgeschlossen worden. In der jetzt laufenden zweiten Leistungsphase würden die Planer an der Vorplanung für das Gesamtprojekt arbeiten. Ziel sei nach wie vor die Realisierung einer „Cluster-Schule“. „Uns muss der Spagat gelingen, eine moderne Schule zu realisieren, ohne dabei die Kosten aus dem Blick zu verlieren“, sagte Stücker.

 

[Die Schüler äußerten ihre Kritik: nicht nur mittels Bannern, sondern auch mittels Parolen.]

 

Unabhängig davon seien immer wieder umfangreiche Investitionen ins Gymnasium getätigt worden. Auch in den Sommerferien finden im Schulgebäude Renovierungen statt. „Trotzdem: eine Entscheidung muss getroffen werden“, sagte Stücker, der dabei auch an eine Sondersitzung im November denkt. Im Idealfall rechnet der Bürgermeister mit einem Baubeginn Anfang 2025 und einer Bauzeit von drei Jahren. „Das ist aber sehr hypothetisch. Auf Vieles, wie auf den Erfolg von Ausschreibungen, haben wir keinen Einfluss.“

 

Die vollständige Mitteilung der Stadt Wiehl zum „Sachstand zum Gymnasium“ ist hier zu finden.

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KOMMENTARE

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Es ist schon interessant, dass ausgerechnet die Bremsklötze des Neubaus des Gymnasiums (Stücker und die CDU) sich nun hinstellen und sagen, dass sie ja nie was anderes gewollt haben. OA hat es richtig verlinkt. Sowohl Union, als auch Stücker haben laut für eine reine Sanierung plädiert. Manche in Wiehl rotieren mit ihrer Meinung schneller als ein Windrad.

Hugo, 22.06.2023, 08:10 Uhr
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