LOKALMIX
Weil Fischtreppe fehlt: Keine Wasserkraftnutzung mehr ab 2026
Oberberg – Bei der Aggerverbandsversammlung informierte Vorstandschef Dr. Uwe Moshage über aktuelle Entwicklungen – Noch keine Klarheit, wie es an der Stauanlage Osberghausen weitergeht – Welche Auswirkungen hat der Landespakt zum Hochwasserschutz auf das Verbandsgebiet?
Von Lars Weber
Die geplante Fischtreppe an der Stauanlage in Osberghausen ist eigentlich seit 2016 ein Dauerthema. Einmal schon wurden die Planungen komplett verworfen, aber auch der Neustart verlief beschwerlich. Es ging um Kritik der Umweltschützern (OA berichtete), es ging auch um die hohen Ausgaben von mehr als einer Million Euro, wovon 550.000 Euro aus Landesfördermitteln, also Steuermitteln, gedeckt werden sollten (OA berichtete). Der Aggerverband ist als Besitzer der Anlage zwar die ganze Zeit involviert, das letzte Wort und auch für die Kosten aufkommen soll aber der Betreiber, die Aggerkraftwerke GmbH der Auer Holding. Die Herstellung der Durchgängigkeit, also dass die Fische in der Agger überhaupt eine Möglichkeit haben, an dieser Stelle flussauf- und flussabwärts zu wandern, ist eine Auflage zur optimalen Nutzung der Wasserkraftanlage. Und nach all den Jahren hat die Bezirksregierung Köln nun erstmal genug. Da die Fischtreppe dieses Jahr nicht mehr gebaut wird, wird die Nutzungserlaubnis der Wasserkraft an dieser Stelle am 1. Januar 2026 auslaufen.
Darüber und über diverse weitere Themen hat Aggerverbandschef Dr. Uwe Moshage bei der Verbandsversammlung am Donnerstag im Wiehler Hotel Zur Post informiert. Demnach hatte die Bezirksregierung Köln die Fördermitteübertragung in das laufende Jahr abgelehnt. Begründung sei die „fehlende Mitwirkung des Wasserkraftbetreibers und die damit verbundene Aussicht, dass die Maßnahmen nicht mehr fristgerecht - bis Ende 2025 - umgesetzt werden können“, so Dr. Moshage. Schon bei der Sitzung im Dezember hatte er berichtet, dass der Aggerverband seine Hausaufgaben gemacht habe, aber die Zustimmung des Betreibers für eine Veröffentlichung der Ausschreibung fehlte (OA berichtete).
Da es nun unmöglich geworden ist, den Fischaufstieg dieses Jahr fertigzustellen, erlischt die Erlaubnis zur Nutzung der Wasserkraft am 1. Januar 2026, erklärte der Aggerverbandschef weiter. In einer Besprechung im März bei der Bezirksregierung hätten die Aggerkraftwerke allerdings in Aussicht gestellt, die wasserrechtliche Erlaubnis neu zu beantragen und auch einen neuen Fördermittelantrag zu stellen.
Parallel führten Aggerverband und Betreiber auch Gespräche darüber, ob und unter welchen Bedingungen das Eigentum an der Stauanlage Osberghausen auf die Aggerkraftwerke übertragen werden könnte. Möglich sei eine Übertragung zum Restbuchwert, so Dr. Moshage. Auf diese Weise wäre der Aggerverband bei dem Thema raus und stünde nicht mehr zwischen Betreiber und Bezirksregierung. „Die Reaktion des Betreibers auf den Vorschlag war erst enthusiastisch. Und jetzt herrscht Stillstand.“
OA-Nachfragen bei der Aggerkraftwerke GmbH beziehungsweise der Auer Holding wurden bislang nicht beantwortet. Die Zukunft an der Stauanlage ist dementsprechend unklar.
Besserer Schutz für Brunohl durch Pakt für Hochwasserschutz?
NRW-Umweltminister Oliver Krischer hat gestern den Pakt mit Wasserverbänden und Kommunen vorgestellt, um den Hochwasserschutz vier Jahre nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe zu beschleunigen (Mehr Informationen dazu hier). Frank Helmenstein, Bürgermeister von Gummersbach, fragte in diesem Zusammenhang explizit nach, ob dadurch Bewegung kommen könnte an die Problematik in Brunohl, das bekanntlich sehr anfällig ist in Hochwassersituationen. Dort gehe es um Deichsanierungen und auch Neubauten zwischen Ufer und B 55.
Das Problem: „Laut Bezirksregierung sind weder Aggerverband noch die Stadt zuständig“, so Helmenstein. „Die Menschen sollen Eigenvorsorge betreiben.“ Bei solch einem Projekt sei dies nicht möglich. „Die Menschen dort sind völlig überfordert damit, es muss etwas geschehen. Wenn es jetzt Möglichkeiten gebe, das zusammen zu lösen, wäre das sehr gut“, äußerte der Bürgermeister leise Hoffnung. Nun wurde der Pakt aber erst gerade vorgestellt. „Wie der Pakt gelebt“ werden könne, sei noch unklar, so Dr. Moshage. Was den Deichbau angeht, müsste auf jeden Fall vorher noch die Rechtslage angepasst werden. Darüber werde gesprochen, sagte Jonas Keil aus dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Klimaschutz und Energie NRW. Versprechungen machte er aber nicht.
Rückblick auf schwieriges Geschäftsjahr
2024 sei für den Aggerverband ein schwieriges Geschäftsjahr gewesen, so Thorsten Falk, stellvertretender Vorstand. Der Jahresfehlbetrag von rund 4,8 Millionen Euro liegt etwa eine Million Euro über Plan. Dass der Verband überhaupt ein Defizit habe, liege daran, das Fehlbeträge nicht sofort durch Beitragserhöhungen ausgeglichen werden, sondern der Ausgleich erst über mehrere Jahre vorgenommen werde. „Die finanzielle Grundstruktur des Verbands ist stabil.“ Die Ergebnisverschlechterung sei vor allem auf gestiegene Strompreise (Mehraufwendungen über 3,4 Millionen Euro) und Personalkosten nach dem Tarifabschluss (drei Millionen Euro mehr) zurückzuführen.
Das Finanzergebnis wurde im Berichtsjahr maßgeblich von Zinswende und neuen Darlehensaufnahmen beeinflusst. Es belief sich auf minus 2,8 Millionen Euro. Die Bilanzsumme verringerte sich auf 290 Millionen Euro (- 2 Millionen Euro). Der Vorstand wurde nach Vorstellung der Zahlen von der Versammlung entlastet.