LOKALMIX

Warnstreik: „Ich bin mit den Nerven völlig runter“

pn; 26.08.2021, 15:20 Uhr
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Fotos: Peter Notbohm.
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Warnstreik: „Ich bin mit den Nerven völlig runter“

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pn; 26.08.2021, 15:20 Uhr
Engelskirchen - Zweiter Warnstreik bei Keil in Loope – Geschäftsführung verweist auf Informationsgespräche – IG Metall will sich damit nicht abspeisen lassen.

Von Peter Notbohm

 

Keine Bewegung gibt es bislang in den Gesprächen zwischen der Engelskirchener Firma Keil, dem frisch gegründeten Betriebsrat und der IG Metall. Mitte Oktober soll das Unternehmen geschlossen werden (OA berichtete), die etwa 65 Beschäftigten stehen ohnmächtig vor den Scherben ihrer Existenzen. Heute kam es daher zu einem zweiten Warnstreik am Standort in Loope, die IG Metall will weiter Druck auf die Geschäftsführung ausüben, um einen vernünftigen Sozialplan für alle Mitarbeiter auszuhandeln. Von Seiten des Unternehmens gibt es bislang nur das Angebot über Informationsgespräche. Auf diese verwies Geschäftsführer Dr. Robert Untiedt mehrfach vor Ort.

 

Dem heutigen Arbeitsstreik der Arbeitnehmer, der bis etwa 10:30 Uhr andauerte, schlossen sich neben Politikern der SPD und Linken (Stimmen im Video) solidarisch auch mehrere Betriebsräte anderer Firmen an. Haydar Tokmak, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gummersbach, kritisierte erneut das Verhalten der Geschäftsführung. „Was hier passiert ist eine moralische Bankrotterklärung. Die Geschäftsführer der Firma Keil verweigern uns das persönliche Gespräch und die Geschäftsführung der Serafin Unternehmungsgruppe fühlt sich nicht zuständig für die hiesigen Probleme, obwohl sie der Strippenzieher im Hintergrund ist“, sagte Tokmak.


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Wie sehr die Situation an den Mitarbeitern zerrt, merkte man in den Redebeiträgen. Viele waren bei ihren Worten den Tränen nah. „Man bekommt hier null Informationen von Ihnen“, griff eine Mitarbeiterin Untiedt direkt an. „Das zerrt an unseren Nerven. Ich bin mit den Nerven völlig runter.“ Werner Kusel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gummersbach, sieht in der Firma Keil ein erschreckendes Beispiel, wie schnell Standorte nach Übernahmen durch Großkonzerne „platt gemacht“ werden. „Es gibt zu viele Unternehmen ohne Betriebsrat und damit auch ohne Sozialplan für solche Fälle. Daher kann ich nur appellieren, Betriebsräte zu installieren.“

 

Zumindest einen ersten Hoffnungsschimmer gibt es für die Angestellten der Firma Keil. Durch die mediale Berichterstattung hat sich die Firma Rüggeberg bei der IG Metall gemeldet und laut Tokmak angeboten, mehrere Arbeitnehmer nach Möglichkeit zu übernehmen. Auch weitere Warnstreiks in Engelskirchen sind nicht ausgeschlossen.


 

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KOMMENTARE

1

Ich bin immer wieder erstaunt was für ein Theater veranstaltet wird wenn eine Firma mit mehr als 10 Mitarbeitern schließen muss, während sich für kleinere Geschäfte und Betriebe augenscheinlich kaum einer interessiert. Die Schicksale sind aber dieselben...

, 26.08.2021, 18:25 Uhr
2

Das ist leider der Weg, wenn kleine gesunde Unternehmen, von Heuschrecken geschluckt werden. Hier muß der Betriebsrat und ein Anwalt die weitere Vorgehensweise entscheiden. Die Geschäftsführung wird sich nicht bewegen. Knall hartes Vorgehen ist hier gefragt. Die Linken und die SPD ist nur auf Stimmenfang. Sonst nichts.

Uwe Märtens, 27.08.2021, 10:30 Uhr
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Auch ortsansässige Unternehmen sind schon mit der Firma Keil für eventuelle Übernahmen von Mitarbeitern in Kontakt. Die Firma LUKAS hat sogar bereits vor der medialen Berichterstattung die Zusage zur Übernahme von 2 Auszubildenden gegeben. Es ist schön, dass LUKAS die jungen Menschen nicht einfach so fallen lässt und hilft. Sicherlich sind weitere Gespräche geplant.

, 27.08.2021, 10:44 Uhr
4

Wenn ein mittelständiges Unternehmen, den angeblich völlig unwirtschaftlichen Firmenstandort aus welchen Gründen auch immer, schließen will, so macht absolut niemand etwas dagegen! - weder ein RA- noch ein Betriebsrat- noch eine Gewerkschaft!! - leider - Basta!!

Klaus Herden, 27.08.2021, 14:08 Uhr
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