LOKALMIX

Präses möchte Presbyterien stark entlasten

lw; 11.06.2021, 20:19 Uhr
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Präses möchte Presbyterien stark entlasten

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lw; 11.06.2021, 20:19 Uhr
Oberberg – Dr. Thorsten Latzel sprach bei Synodalversammlung des Kirchenkreises An der Agger über die Zukunft der Evangelischen Kirche im Rheinland – Prozess für die „Pfarrstellenkonzeption 2030“ startet bald.

Von Lars Weber

 

Wie sieht die Kirche der Zukunft aus? Das war das Thema eines Vortrags des neuen rheinischen Präses Dr. Thorsten Latzel, das der seit April leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKIR) bei der virtuellen Synodalversammlung des Kirchenkreises An der Agger aufgegriffen hat. Eines war schon vor der mit 120 Kreissynodalen gut besuchten Versammlung klar: Es wird viele Veränderungen geben, auch im Oberbergischen. So wurde bereits im vergangenen Herbst darüber informiert, dass sich die Pfarrstellensituation im Kirchenkreis bis 2030 und darüber hinaus deutlich verändern wird (OA berichtete). Statt der bisher 34 Pfarrstellen wird es nur noch 26 geben. Ihren diakonischen und gesellschaftlichen Auftrag möchte die Kirche aber darüber nicht vernachlässigen.

 

[Foto: Kirchenkreis An der Agger --- Superintendent Michael Braun.]

 

In den Prozess der Pfarrstellenkonzeption wird am 28. August in Engelskirchen-Schnellenbach eingestiegen. Weitere Termine gab Superintendent Michael Braun bei der Versammlung bekannt (29. September, 9. November, 27. Januar, 17. Februar). Bei der Bewerkstelligung der Herausforderungen werden neben den Pfarrern auch die Gemeindereferenten und Diakone noch weiter in den Fokus rücken. Eigentlich sollte der Prozess schon im Mai beginnen, dies wurde pandemiebedingt aber noch verschoben. Das Wasser sei tief und unbekannt, aber die Kirche sei in Bewegung. „Das ist etwas gutes, nichts schlechtes. Wir wollen den Schwung nutzen aus der jetzigen Zeit, in der wir so viel in kurzer Zeit umgesetzt haben“, sagte Braun.

 

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Er knüpfte damit auch an den Impulsvortrag von Präses Dr. Thorsten Latzel an. Der leitende Geistliche spürt einen großen Aufbruchswillen in der Evangelischen Kirche. Der Kirche komme nach wie vor eine hohe zivilgesellschaftliche Bedeutung zu. „Es gibt weiterhin 2,5 Millionen Mitglieder in der EKIR.“ Allerdings treten eben auch jedes Jahr bis zu 30.000 Menschen aus. Um dem künftig entgegenzuwirken, sollte auf neue Formen der Kirche gesetzt und die eigenen Stärken wie die Nähe zum Menschen gefördert werden.

 

[Foto: Dominik Asbach --- Präses Dr. Thorsten Latzel.]

 

Für Latzel bedeutet dies, vor allem die Presbyterien zu entlasten. Verwaltungsarbeit sollte zu bis zu 90 Prozent nach oben zum Kirchenkreis delegiert werden, um sich auf geistliche und kreative Aufgaben zu konzentrieren. Weiter sieht Latzel mehr Hausbesuche, mehr Kommunikation mit den Mitgliedern und auch neue digitale und analoge Formate als Möglichkeiten, die Menschen zu erreichen. „Denn jeder Austritt ist die Folge von Kontaktverlust.“ Auch die Kirchenräume, also Kirchen und Gemeindehäuser, sieht Latzel als Stärke, sie seien aber nicht genug genutzt. „Sie sollten mit Partnern auch außerhalb der Kirche bespielt werden, zum Beispiel für Kulturveranstaltungen.“ Seine Impulse diskutierte Latzel intensiv mit den Kreissynodalen.

 

Vier Schlaglichter aus den Kirchengemeinden
 

Wie sich das Gemeindeleben im Kirchenkreis An der Agger in den vergangenen 15 Monaten verändert hat, darüber sprachen unter dem Stichwort "Kirche nach Corona: Re-Start, Neustart, Integration" Pfarrerin Stefanie Eschbach (Wipperfürth), Pfarrer Gernot Ratajek-Greier (Drabenderhöhe), Pfarrer Maik Sommer (Müllenbach-Marienheide) und Gemeindereferentin Karin Thomas (Holpe-Morsbach).

 

Eschbach erzählte von den vielen unterschiedlichen Open-Air-Gottesdiensten in Wipperfürth, die stattfanden im Wald, am Flugplatz, am Altenheim und natürlich auf dem Marktplatz. Die Ideen seien von den Menschen trotz Wind und Wetter stets gut angenommen worden. „Man braucht nicht viel, vor allem Mut zu verrückten Ideen.“ Diese Gottesdienste möchten sie beibehalten, auch nach der Pandemie.

 

Ratajek-Greier sprach über frustvolle Erfahrungen bei der abgesagten Weihnachtsaktion in Drabenderhöhe, aber auch über den bald folgenden erfreulichen Neustart der Chöre, der Seniorenangebote und bei den Kindergruppen. Deren Betreuer hätten sich extra weiterbilden lassen, um auch selbst Coronatests bei den Kindern machen zu können. „Ich freue mich, meine Gemeinde bald wieder vor mir sehen zu können und nicht nur als Kacheln auf dem Bildschirm bei einer Videokonferenz.“

 

Maik Sommer erinnerte sich an den holprigen Start der digitalen Angebote, die bis zum zweiten Lockdown dann aber flüssig liefen und immer professioneller wurden. Später waren Anwesenheit und Livestream möglich, was zu Beispiel bei Trauerfeiern sehr nützlich sei. Die Technik habe die Art der Gottesdienste verändert und auch neue Zielgruppen erschlossen. „Der Zeit- und Kostenaufwand ist aber sehr groß.“

 

Personelle Veränderungen beschäftigten Karin Thomas. Es gab mehrere Vakanzen. Die Chance: Es werden einige Stellen mit sehr jungen Menschen besetzt. Aber: Die regelmäßigen, persönlichen Treffen mit allen Mitarbeitern fehlen ihnen.

 

Superintendent Michael Braun freute sich, dass sich die Lage dank sinkender Infektionszahlen langsam wieder normalisiere und bald auch – unter bestimmten Voraussetzungen – wieder das Singen in den Gottesdiensten erlaubt sein wird.

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