LOKALMIX

Pfarrstellenkonzeption 2030: Die Theorie nun mit Leben füllen

lw; 21.05.2022, 09:04 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Die Pfarrstellenkonzeption bekam eine eindeutige Mehrheit.
LOKALMIX

Pfarrstellenkonzeption 2030: Die Theorie nun mit Leben füllen

  • 0
lw; 21.05.2022, 09:04 Uhr
Wiehl – Bei der Synode des evangelischen Kirchenkreises An der Agger wird das notwendige Zukunftskonzept beschlossen – Ein Drittel Pfarrstellen weniger – Mehr Zusammenarbeit untereinander wird entscheidend.

Von Lars Weber

 

Monatelang und in intensiven Diskussionen hatte eine 57-köpfige Arbeitsgruppe mit Vertretern sämtlicher Gemeinden und des Kreissynodalvorstands im evangelischen Kirchenkreis An der Agger um Lösungen gerungen. Mitte März legte die AG schließlich eine fertige Beschlussvorlage vor. Der Inhalt: Die Pfarrstellenkonzeption 2030, mit der der Kirchenkreis es schaffen möchte, ihrem Auftrag als Kirche und den Erwartungen der Gläubigen gerecht zu werden, obwohl der Kirchenkreis ab 2030 laut Landeskirchen-Vorgabe mit einem Drittel weniger Pfarrerinnen und Pfarrer (dann 26 Stellen) auskommen muss – auch eine Folge des Umstands, dass zu wenig Fachkräfte nachkommen (OA berichtete). Die Sommersynode des Kirchenkreises im Oberwiehler Gemeindehaus hat heute gezeigt, dass sich zumindest die aufwendige Vorarbeit schon einmal gelohnt hat. Die Pfarrstellenkonzeption 2030, laut Superintendent Michael Braun die „größte und tiefgreifendste Veränderung des kirchlichen Lebens im Kirchenkreis“ ist von der Synode mit großer Mehrheit beschlossen worden.

 

Die Ausgangsfragen für die AG waren klar, die Antworten im Vorfeld weniger. Letztlich entschied sich die AG dazu, auf Gemeindeebene wie auf Kirchenkreisebene gleichermaßen zu kürzen. So sollen nun 23 Pfarrstellen auf die 24 Kirchengemeinden verteilt werden, einige Kirchengemeinden müssen sich eine Pfarrstelle teilen. Hauptkriterium für die Verteilung ist die Gemeindemitgliederzahl. Nebenkriterien sind Gemeindefläche, die Anzahl der Gottesdienste und der Einrichtungen. Auf Kirchenkreisebene werden es noch drei Pfarrstellen sein, für die Bereiche Krankenhausseelsorge, Kirche auf dem Markt (Mission) und Leitung (Superintendent).

 

WERBUNG

Durch die Reduzierung der Pfarrstellen müssen die Gemeinden künftig noch stärker die Zusammenarbeit und die Kommunikation untereinander suchen. Dies habe die AG in ihren Diskussionen erkannt. Deshalb erarbeitete sie eine Einteilung des Kirchenkreises in zwei Formen. Zum einen soll es vier Vertretungsräume (Nord, Süd, West, Ost) geben. Wie der Name suggeriert, vertreten sich dabei einander zugeordnete Kirchengemeinden gegenseitig, pflegen einen lockeren Kontakt gerade im Hinblick auf Urlaubsplanungen oder Notlagen, insbesondere in Hinsicht auf das Pfarramt. Innerhalb der Vertretungsräume gibt es zum anderen zusätzliche Kooperationsräume, in denen eine noch engere Zusammenarbeit stattfinden soll.

 

Eine große Aussprache gab es während der Synode nicht mehr, was Superintendent Braun als positives Zeichen wertete, dass die Vernetzung und die Diskussionen im Vorfeld Früchte getragen hätten. Nur vier Gemeindevertreter aus Nümbrecht stimmten gegen die Pfarrstellenkonzeption. Pfarrer Ralf-Andreas Kliesch nutzte die Gelegenheit, im Hinblick auf das Nachwuchsproblem anzuregen, die Wege zum Pfarramt zu überarbeiten. Dies gelte zum Beispiel für die Länge und den Zugang zu einem Theologiestudium.

 

Weitere Beschlüsse und Informationen

 

Die Synode hat noch zwei Eingaben an die Landessynode beschlossen, die ebenfalls im Fahrwasser des Pfarrstellenkonzeption vorberaten wurden. So wünscht sich der Kirchenkreis, dass das Warten auf eine Prädikantenausbildung verkürzt und nicht länger als sechs Monate dauern soll. Weiter ging es um das Thema Pfarrwahl bei Pfarrstellen mehrerer Gemeinden, die pfarramtlich verbunden sind. Hier sollen die Gemeinden gleichberechtigt wählen dürfen. Bisher kann nach geltendem Kirchenrecht nur jeweils eine Gemeinde wählen. Das müsse geändert werden, fordert die AG.

 

Assessor Thomas Ruffler berichtete zudem über den Stand der geplanten Fusion der beiden evangelischen Seniorenzentren in Gummersbach und Bergneustadt sowie der Diakonie vor Ort zu der gemeinnützigen GmbH „Diakonie in der Region“. Damit soll der Diakoniebereich der evangelischen Kirche in Oberberg neu aufgestellt werden. Aufgrund der Pandemie sei der Prozess nicht so schnell vorangekommen wie geplant. Eine Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft mit den Seniorenzentren sei nun für 2023 vorgesehen, die Diakonie vor Ort soll 2025 in die Gesellschaft folgen.

 

 

Superintendent Braun (Foto) war zufrieden mit den Beschlüssen. Es wurde aber auch deutlich, dass dies nur der Anfang war und das Beschlossene nun mit Leben gefüllt werden muss. „Durch den heute beschlossenen Pfarrstellenplan 2030 verändern wir unser kirchliches Leben mit Sicherheit und in erheblichem Maße. Aber nicht nur dadurch“, sagte Braun in seinem Bericht. So habe eine „starke Pfarrgeneration“ bereits damit begonnen, in den Ruhestand einzutreten, während sich das Berufsbild gleichzeitig im Wandel befinde. Zu den Veränderungen gehöre weiter das Umdenken bei kirchlichen Gebäuden (Anzahl, Fläche, Zustand, Nutzung) aus ökologischen Gründen oder auch der Spagat von Theologie und Glaube zwischen einer hochkomplexen, eng vernetzten Welt und einem Reichtum an persönlichen Vorstellungen und individuellen Einstellungen zum Thema Glaube.

 

Braun warb für die Kirche als Ort der Ruhe und Seelsorge, aber auch für den Mut, Entscheidungen zu treffen und neue Dinge zu wagen. Es könne „richtig Lust machen, Zukunft zu gestalten oder aber Angst machen, vor all den Unwägbarkeiten“. In der Gemeinschaft sollen die Herausforderungen aber zu meistern sein. Er bedankte sich bei den Anwesenden. „In vielen Begegnungen, Gesprächen und Gebetsgemeinschaften darf ich immer wieder das Gefühl haben, dass wir gemeinsam auf diesem Weg sind.“

 

Was „gutes gesellschaftliches Miteinander“ zu leisten imstande ist, darauf ging Ulrich Stücker, der Bürgermeister von Wiehl, in seiner Begrüßung ein. Corona und der Krieg in der Ukraine hätten viele Fragen aufgeworfen, auf die man noch nicht alle Antworten hätte. Man habe aber schon gelernt, dass vieles nicht selbstverständlich sei. „Was aber für viele selbstverständlich ist: Der Wunsch und der Wille, in schwierigen Situationen zu helfen“, so Stücker, der das bürgerliche Engagement lobte, das zu großen Teilen auf christlichen Werten beruhe. „Deshalb bin ich überzeugt, dass wir Zukunftsfragen nur gemeinsam im fairen Miteinander beantworten können.“ Ein Fingerzeig, der sicherlich auch für die großen Herausforderungen im Kirchenkreis gilt.  

 

Geplante Pfarrstellenplanverteilung

 

Bergneustadt: 1,25 Pfarrstellen, Denklingen: 0,75 (eine Dreiviertel-Pfarrstelle), Derschlag: 0,50 (eine halbe Pfarrstelle), Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar: 1 Pfarrstelle, Drabenderhöhe: 1, Eckenhagen: 0,75, Engelskirchen: 0,5, Gummersbach: 2, Holpe-Morsbach: 0,75, Hülsenbusch-Kotthausen: 1 (nach bereits vollzogener Fusion von zwei Gemeinden), Im Oberen Wiehltal: 0,5, Klaswipper: 0,25, Lieberhausen: 0,25, Marienberghausen: 0,25, Marienhagen-Drespe: 1, Müllenbach-Marienheide: 1, Nümbrecht: 2, Oberbantenberg-Bielstein: 1, Rosbach: 1,5, Ründeroth: 1, Waldbröl: 2, Wiedenest: 0,5, Wiehl: 1,5, Wipperfürth: 0,75

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG