LOKALMIX

Pfarrstellenkonzeption: Viel mehr als eine Rechenaufgabe

lw; 31.08.2021, 16:11 Uhr
Fotos: Lars Weber / Kirchenkreis An der Agger --- Superintendent Michael Braun (l.) und Assessor Thomas Ruffler möchten die Mitglieder der Kirchengemeinden bei den wichtigen Zukunftsentscheidungen mitnehmen.
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Pfarrstellenkonzeption: Viel mehr als eine Rechenaufgabe

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lw; 31.08.2021, 16:11 Uhr
Oberberg – Im Jahr 2030 wird es im evangelischen Kirchenkreis An der Agger nur noch 26 statt 34 Pfarrstellen geben - Gegründete Arbeitsgruppe traf sich am Wochenende zum ersten Mal, um Vorschlag zu erarbeiten.

Von Lars Weber

 

Große Veränderungen stehen an im evangelischen Kirchenkreis An der Agger. Wie seit Längerem bereits bekannt ist, wird es für die 24 Kirchengemeinden und die Kirchenkreisebene im Jahr 2030 nur 26,05 Pfarrstellen geben. Noch sind es 34. Acht Planstellen weniger, ohne die Gläubigen zu verlieren, sie stattdessen sogar in ihrem Glauben und ihrer Position innerhalb der Gemeinde stärken: Wie kann dies gelingen? Wo soll der geistige Schwerpunkt in der künftigen Arbeit gelegt werden? Um diese Fragen und natürlich um die Verteilung der Stellen geht es der Arbeitsgruppe, die von der Synodalversammlung gegründet wurde, und am Samstag erstmals in Schnellenbach zusammenkam.

 

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Zu der Gruppe gehören 57 Mitglieder: Aus jeder Kirchengemeinde sind zwei Abgeordnete dabei, hinzu kommen beispielsweise Vertreter des Kreissynodalvorstands oder auch Superintendent Michael Braun und Assessor Thomas Ruffler. Letztere informierten heute bei einem Pressegespräch über den laufenden Prozess. Ihnen ganz wichtig ist die Transparenz der Entscheidungen der Arbeitsgruppe, bis bestenfalls bereits im Frühjahr 2022 der Kreissynode ein Vorschlag oder mehrere Vorschläge für den Pfarrstellenplan gemacht werden. „Es gibt keine Geheimnisse“, sagt Braun.

 

Würde der Kirchenkreis den Vorgang streng mathematisch angehen, die 23 Stellen für die Pfarrgemeinden (drei der 26 sind kreiskirchliche Stellen) zu vergeben, käme sie nicht allzu weit. Zum Beispiel würde aus einer Stelle in Eckenhagen 0,72 Stellen werden oder aus den drei Waldbröler Stellen 1,94. „Um Stellen zu besetzen, benötigen wir aber halbe, dreiviertel oder eben ganze Stellen“, erklärt Ruffler weiter. „Es ist ein Puzzle, die Stellen jetzt so aufzustellen, dass es Sinn ergibt für Pfarrer und Gemeinde. Genau mit dieser Hausaufgabe, wie die Pfarrstellen vergeben werden könnten und welche Kriterien dieser Verteilung genau zugrunde liegen, wurden die AG-Mitglieder an den heimischen Schreibtisch und in die Presbyterien geschickt.

 

[Die Arbeitsgruppe kam am Samstag in der Schnellenbacher Kirche zum ersten Mal zusammen. Der Start des Prozesses hatte sich aufgrund der Pandemie immer wieder verzögert.]

 

Klar sei, dass ein Kompromiss, ein größter gemeinsamer Konsens gesucht und gefunden werden muss, sagt Ruffler. Wahrscheinlich ist, dass Regionalitäten dabei eine starke Rolle spielen, auch spezifische Besonderheiten einzelner Kirchengemeinden, Stärken, die man hervorheben möchte. „Jede Gemeinde hat ihre eigenen Schwerpunkte und Angebote“, so Braun weiter. Gleichzeitig seien die Strukturen spätestens mit der fortschreitenden Digitalisierung gerade im Zuge der Pandemie _ Stichworte: Streaming-Gottesdienste, Zoom-Konferenzen und so weiter – noch durchlässiger geworden, als sie schon waren. Weitere Faktoren seien die Mitgliederzahlen, die Flächen der Gemeinden, die bisherige Einteilung des Kirchenkreises oder auch die Verteilung der Gebäude wie Gemeindehäuser. Denkverbote bei der Konzeption? Gibt es nicht, so die Botschaft.

 

Braun und Ruffler möchten in dem Prozess eine Chance sehen, die Kirche dynamischer und flexibler aufzustellen, ohne ihre Kernkompetenzen wie die Seelsorge zu vernachlässigen. Dabei sind die Veränderungen natürlich auch eine Konsequenz eines gesellschaftlichen Wandels. Zum einen gehören da die Kirchenaustritte und der demografische Wandel dazu. Es wird mit einem jährlichen Rückgang von 1,5 Prozent der Mitglieder durch Austritt oder Tod gerechnet. So gibt es aktuell im Kirchenkreis rund 78.200 Mitglieder, 2030 wären es 10.000 weniger. Zum anderen merken auch die Kirchen den Fachkräftemangel, in diesem Fall fehlen schlicht auch Pfarrer, die nachkommen. Mit dieser Entwicklung endet einen „Allzeithoch“, denn seit rund 30 Jahren seien die Zahlen stabil gewesen.

 

[Die künftige inhaltliche Ausrichtung des Kirchenkreises entscheiden nicht alleine die Mitglieder des Arbeitskreises. Auch beim Konvent der Pfarrer des Kirchenkreises in Wiehl vergangene Woche war die Zukunft ein Thema.]

 

Beim ersten Treffen in Schnellenbach sei bereits sehr intensiv in Kleingruppen gearbeitet worden. Dabei sollten sich die Mitglieder stets mit Menschen zusammentun, die sie noch nicht vorher kannten. Über die Ergebnisse und Rückmeldungen aus ihren Gemeinden spricht die Arbeitsgruppe als nächstes am 29. September in Drabenderhöhe. Auch die Auswirkungen der Umstrukturierungen auf die Regionen, Nachbarschaften oder bestehende Kooperationen sind dann Thema. Anschließend sollen noch zwei bis drei weitere Treffen folgen, bis im Frühjahr oder spätestens im Herbst 2022 ein Vorschlag oder mehrere der Kreissynode übermittelt werden. Schnelles Arbeiten sei nötig, auch für die Stellenbesetzungen der kommenden Wochen und Monate. Am Ende soll nicht ein nur ein Plan für die Verteilung der Pfarrstellen 2030 stehen. Vielmehr solle auch Antworten gegeben werden auf die Frage: „Was ist moderne Kirche?“, erklärt Superintendent Braun.

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