LOKALMIX

Kommt Jugendberufsagentur für den Kreis?

lw; 11.03.2024, 16:55 Uhr
Symbolfoto: Adrian auf Pixabay
LOKALMIX

Kommt Jugendberufsagentur für den Kreis?

  • 1
lw; 11.03.2024, 16:55 Uhr
Oberberg - Antrag der Grünen stößt im Kreisentwicklungsausschuss fraktionsübergreifend auf positive Resonanz - Go.Rheinland beantwortet Anfrage zur Wiehltalbahn.

Von Lars Weber

 

Wenn Jugendliche vor der Entscheidung stehen, welchen Job sie künftig ergreifen möchten, spielen in dieser Frage oft eine Menge Faktoren eine Rolle. Gerade, wenn das familiäre Umfeld die jungen Erwachsenen nicht gut begleitet, können sie schnell von der Entscheidung überfordert sein. Um jene Jugendlichen besser abzuholen, haben die Grünen Oberberg beim Kreisentwicklungsausschuss den Antrag eingebracht, dass der Kreis eine Jugendberufsagentur einrichten sollte. Eine Entscheidung gab es bei der Sitzung noch nicht, dafür aber einen Vortrag zum Thema seitens der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter.

 

Die Grünen argumentieren in ihrem Antrag, dass die berufliche Zukunft junger Menschen im oberbergischen Kreis in Anbetracht von Fachkräftemangel und den Auswirkungen der Pandemie besonders in den Blick genommen werden sollte. „Bedauerlicherweise mussten unterstützende Angebote wie ‚Start‘ beendet werden. Hier besteht nun die Notwendigkeit und die Möglichkeit, eine Lücke zu schließen“, heißt es darin.

 

WERBUNG

Diese Lücke sehen auch Laura Arnold (Bundesagentur) und Rainer Drescher (Jobcenter). Sie berichteten von den Erfahrungen und der Struktur von Jugendberufsagenturen, von denen es bundesweit bereits mehr als 350 gibt – nur in rund 50 Kreisen beziehungsweise kreisfreien Städten existiert dieses Angebot noch nicht. Wichtig: „Das ist keine neue Behörde“, so Drescher. Vielmehr laufen Jugendberufsagenturen als örtliche Kooperationsprojekte. Grundsäulen seien dabei das (Kreis-)Jugendamt, die Agentur für Arbeit und das Jobcenter, Doppelstrukturen sollen also vermieden werden. Diese drei Säulen bringen zudem bereits wichtige Netzwerke mit ein, die bei der Arbeit mit Jugendlichen ebenso von Bedeutung seien.

 

Zielgruppe von Jugendberufsagenturen sind junge Menschen bis etwa 25 Jahren, die sozial in irgendeiner Form benachteiligt seien. Manche haben finanzielle Nachteile, manche psychosoziale Probleme, manche keinen Rückhalt von der Familie. All dies macht es ihnen schwer, den Übergang von der Schule in den Beruf zu meistern – oder überhaupt erst einen Abschluss zu erreichen. „Den Jugendlichen geht es nicht nur um einen Job, sondern es geht generell um ihre Lebenslage.“ Und da sei es wichtig, die richtigen Ansprechpartner parat zu haben. Da gehe es um finanzielle Hilfen, um Berufsberatung, aber zum Beispiel auch um eine psychologische Begutachtung oder die Einbindung der Schuldnerberatung.

 

Jugendämter, Agentur für Arbeit und das Jobcenter können dabei auch als Anlaufstelle für die Jugendlichen dienen, dafür gebe es sehr unterschiedliche Modelle. Wichtig seien jedoch vor allem die aufsuchenden Angebote über Schulen, Jugendtreffs und Streetwork, um die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie sich wirklich aufhalten. Über die Kooperation der Verantwortlichen sollen Kompetenzen gebündelt und möglichst passgenau informiert und gefördert werden. Das Ziel: Jedem solle eine Chance gegeben werden auf eine Ausbildung, ein Studium, auf ein geregeltes Erwerbsleben, auf ein selbstbestimmtes Leben. „Keiner soll verloren gehen.“   

 

Die Ausschussmitglieder waren fraktionsübergreifend angetan von der Idee. „Das ist ein spannender Ansatz“, sagte Reinhold Müller (FDP). Er wies daraufhin, dass es in Oberberg zum einen das Kreisjugendamt gebe, manche Städte aber ein eigenes Jugendamt hätten. Drescher sagte, dass man nicht zwingend direkt mit allen Jugendämtern in einem Boot starten müsste. Die Konstrukte seien sehr komplex. Manchmal hilft es da, wenn wie in diesem Fall zunächst nur mit dem Kreisjugendamt begonnen wird und die anderen sich später anschließen.

  

Abgestimmt werden soll der Antrag der Grünen nun im Kreisausschuss, damit ausreichend Zeit zu fraktionsinternen Beratungen bleibt. Der Kreisausschuss tagt am 21. März.

 

Aus dem Ausschuss

 

Das vorläufige Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Wiehltalbahn hatte vergangenes Jahr für große Diskussionen gesorgt (OA berichtete). Demnach kamen die Gutachter bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung gerade mal auf einen Indikator von 0,071. Erst ab einem Indikator größer als eins kommt eine Förderung infrage. Bei Reaktivierungskosten von grob geschätzten 70 Millionen Euro aber eine Notwendigkeit. Die Machbarkeitsstudie soll trotzdem zu einem ordentlichen Ende geführt werden. Vor allem wird weiterhin gewartet auf die Zahlen aus dem Landesverkehrsmodell (zum Beispiel zu Reisendenzahlen oder Pendlerbewegungen), um die standardisierte Bewertung anwenden zu können. Genau davon, so hat Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von Go.Rheinland, eine Anfrage der Grünen-Fraktion beantwortet, hänge auch die Fertigstellung der Machbarkeitsstudie ab.

 

Währenddessen seien wie abgesprochen bis zum Jahresende 2023 Vorschläge gesammelt worden, die gegebenenfalls zur Optimierung der Ergebnisse beitragen sollen. Insgesamt seien von sechs Personen beziehungsweise Institutionen Vorschläge eingereicht worden, so Dr. Reinkober, die untersucht und beraten werden sollen. Im zweiten Quartal soll der Kreisentwicklungsausschuss über Erkenntnisse des Arbeitskreises informiert werden, sofern welche vorliegen.

KOMMENTARE

1

Das Geld kann man sparen! Ist der größte Quatsch. So was gibts doch bei der Arbeitsagentur. Und in der Schule wird man auch vorbereitet aufs Arbeitsleben. 3 Wochen Praktikum im Betrieb, Ich glaube eher den jungen Leuten fehlt die eigene Motivation. Jeder ist seines Glückes Schmied!

Uwe Märtens, 12.03.2024, 10:16 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG