LOKALMIX

Kirchenkreis: Jede Gemeinde muss etwas fürs Klima tun

lw; 31.10.2021, 10:00 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Der aus Gummersbach stammende Wissenschaftler Jonathan F. Donges (r.) hielt einen Vortrag über den Klimawandel.
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Kirchenkreis: Jede Gemeinde muss etwas fürs Klima tun

lw; 31.10.2021, 10:00 Uhr
Wiehl – Herbstsynode in Drabenderhöhe stellt das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ in den Mittelpunkt – Vortrag des Klimaforschers Dr. Jonathan F. Donges.

Von Lars Weber

 

Was kann die Evangelische Kirche für die Umwelt tun? Wie können die Gemeinden innerhalb des Kirchenkreises An der Agger ökologisch sinnvoll handeln? Das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ ist in der Kirche kein Neues, hat in den vergangenen Jahren aber enorm an Wichtigkeit gewonnen, wie auch die Herbstsynode des Kirchenkreises am Wochenende gezeigt hat. Denn bevor es im Gemeindehaus in Drabenderhöhe am Samstag um den Haushalt oder die Pfarrstellenkonzeption ging (siehe Kasten), rückten zum Auftakt am Freitagabend die aktuellen und künftigen ökologischen Handlungsschwerpunkte in den Mittelpunkt. Begleitend dazu hielt der renommierte Gummersbacher Wissenschaftler Dr. Jonathan F. Donges nach einem Grußwort von Kreisdirektor Klaus Grootens ein Referat.

 

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Donges arbeitet am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und wurde bereits für seine Arbeit ausgezeichnet. Im Gemeindehaus zeigte er anhand fundierter Forschungsergebnisse, dass es höchste Zeit ist, zu handeln, und schlug die Brücke von den Erkenntnissen über das Klima von vor 65 Millionen Jahren bis heute und die Aussichten für die Zukunft. „Wir befinden uns an einer Weggabelung. Eine Stabilisierung des Klimas ist möglich, eine Heißzeit ebenso.“ Letzteres würde in der Folge immer häufiger zu Extremwetterereignissen wie Flutkatastrophen oder Dürren führen. Und auf sehr lange Sicht, Dr. Donges sprach von vielen tausend Jahren, könnte Köln „dank“ eines 50 Meter höheren Meeresspiegels zur Küstenstadt werden.

 

Der Wissenschaftler zeigte aber auch auf, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden können. „Noch reichen die Maßnahmen nicht aus. Die CO2-Emissionen müssen alle zehn Jahre halbiert werden. Das wäre auch ein Ziel für die Kirche.“ Generell benötige es einen Rahmen, den die Politik vorgeben müsse. „Nur auf guten Willen braucht man nicht zu setzen.“ Neben technischen Lösungen seien unter anderem regenerative Land- und Forstwirtschaft, klimafreundliche Ernährung oder auch zivilgesellschaftliches Engagement Ansatzpunkte, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

  

Einen Teil dieser Ansatzpunkte verfolgt auch die Evangelische Kirche Rheinland bereits, die jüngst ihre Ziele des Klimaschutzkonzepts von 2017 bestätigte. Zu dem Thema hielt Robert Schlief, Klimabeauftragter der Evangelischen Kirche Rheinland, einen Vortrag. Die Marschrichtung ist klar: Die Kirchengemeinden sollen vor allem an ihre Gebäude gehen und diese energetisch analysieren und Maßnahmen ergreifen.

 

Dabei starten viele Kirchengemeinden im Kirchenkreis An der Agger nicht bei null. Von einem aktuellen Beispiel, wie eine Kirchengemeinde ökologisch handeln kann, berichtete Ulrich Eckardt aus der Kirchengemeinde Wiehl. Dort wurde das Dach des Kindergartens „Samenkorn“ mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Die Reduktion der CO2-Emissionen soll mindestens zehn Tonnen pro Jahr betragen, was in etwa zehn Prozent der jährlichen Emissionsmenge der Kirchengemeinde entspricht (OA berichtete).

 

Thomas Terberger, Kirchmeister in der Kirchengemeinde Marienberghausen, berichtete von der Entwicklung im Rahmen des Managementsystems Grüner Hahn. Gerade durch den Neubau des Gemeindehauses nach modernen energetischen Richtlinien – eine Geothermieanlage versorgt das neue Gebäude und die Pfarrscheune – habe es enorme Einsparungen gegeben. Aber auch kleinere Dinge führten zu positiven Ergebnissen: das Umrüsten alter Glühbirnen, moderne Heizungssteuerungsanlagen, das Beziehen von Ökostrom oder auch das Insektenhotel und die Bienenstöcke der Gemeinde.

 

Früh angefangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen, hatte die Kirchengemeinde Derschlag, wie Rainer Donges, Vater von Jonathan F. Donges, berichtete. Schon 1999 kam eine kleine Photovoltaikanlage auf das Gemeindezentrum, die sich schon dreifach amortisiert habe. In dem Gebäude befindet sich inzwischen auch ein Mikro-Blockheizkraftwerk. „Auch der Naturschutz gehört zum Klimaschutz.“ Deshalb pflegen die Gemeindemitglieder seit den 1990er-Jahren eine Streuobstwiese mit vielen verschiedenen, oberbergischen Apfelbaumsorten. Und auch die Emmauskirche wurde energetisch unter die Lupe genommen. Die Kontrolle und Analyse habe einige unnötige Verhaltensweisen beim Heizen zutage gefördert. Eines wurde bei den Vorträgen aber auch deutlich: Es wartet noch viel Arbeit auf die Mitglieder der Kirchengemeinden.

 

Viel Lob für Braun
 

Michael Braun hat für seinen Superintendentenbericht am Samstag viel Applaus bekommen. Es war aufgrund der Pandemie das erste Mal, dass der Nachfolger von Jürgen Knabe eine Synode im Kirchenkreis An der Agger in Präsenz leiten durfte. Großes Thema darin war auch vor dem Hintergrund der laufenden Pfarrstellenkonzeption und der Pandemie der Wandel der Kirche. „Wir sind unterwegs, um Wege zu suchen, die nicht überall gleich aussehen müssen und auch nicht gleich aussehen werden. Vielfalt ist unsere Stärke“, so Braun. Über die neue Konzeption soll im kommenden Jahr entschieden werden.

 

[Michael Braun (2.v.r.) freute sich, seit seinem Antritt als Superintendent im Februar 2020 zum ersten Mal eine Synode in Präsenz leiten zu dürfen.]

 

Pfarrer Johannes Vogelbusch dankte für den positiven Rückblick und die vielen kreativen Antworten auf die Pandemie. Es sei sehr gut gewesen, dass Braun in der Coronazeit die Gemeinden ermutigt habe, Sachen auszuprobieren wie Zoom-Gottesdienste oder veränderte Liturgien. "Wir machen jetzt Sachen, die ich mich 27 Jahre nicht getraut habe.“ Lob für Braun gab es unter anderem auch von Ute Hucklenbroich, Mitglied des Kreissynodalvorstands. Trotz Lockdown habe der Superintendent die Zusammenarbeit im KSV gut befördert. Nach der ersten KSV-Sitzung ging das Treffen ja nur noch per Zoom. Das Zusammenwachsen als Team habe sehr gut geklappt.

 

Entschieden wurde auf der Synode auch: So wurde eine halbe Fundraisingstelle befristet auf drei Jahre eingerichtet. Dabei soll es um mehr als Spendenakquise gehen, sondern um Beziehungspflege und Öffentlichkeitsarbeit. Auch um die Finanzen sei es gut bestellt. Verwaltungsamtsleiter Thomas Hildner: "Bei allen Krisen: Eine Finanzkrise haben wir nicht." Die Verwaltung wurde sehr gelobt für die Entlastung der Gemeinden bei wichtigen Themen wie unter anderem Energiemanagement und Schutzkonzepte, die bis zum 30. Juni 2022 jeweils laut Kirchengesetz bearbeitet werden müssen.

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