LOKALMIX
Eine jüdische Laubhütte mit starkem Symbolcharakter
Waldbröl - Die Stadt Waldbröl, die evangelische Kirchengemeinde Waldbröl und weitere Träger beteiligen sich am bundesweiten Sukkotfest anlässlich von 1700 jüdischen Lebens in Deutschland.
Von Lars Weber
In diesem Jahr wird ein bedeutendes Jubiläum gefeiert: Seit nachweislich 1.700 gibt es jüdisches Leben in Deutschland. Dieser Anlass wird mit vielen Veranstaltungen in ganz Deutschland gewürdigt. Einer der Höhepunkte des Jahres ist Sukkot, ein Erntedankfest, das an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten erinnert. Das Fest wird traditionell in einer Sukka, einer Laubhütte aus Zweigen gefeiert, von denen in ganz Deutschland in der Woche vom 20. bis 27. September mehr als 400 aufgebaut werden – auch deshalb wird die Veranstaltung als Sukkot XXL beworben. Eine der Hütten steht seit gestern auf dem evangelischen Kirchplatz in Waldbröl. Sukkot wird dort am Montag, 20. September, ab 18 Uhr gefeiert.
Zu dem Fest sind ausdrücklich alle Interessierten eingeladen von den Veranstaltern. Initiatorin des Sukkot XXL in Oberberg ist die Nümbrechterin Marion Reinecke, zusammen mit dem Freundeskreis Nümbrecht-Mateh Yehuda, dem Freundeskreis Wiehl-Jokneam und der Oberbergischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (CJZ). Zudem beteiligen sich die Stadt Waldbröl und die evangelische Kirchengemeinde Waldbröl.
Gemeinsam mit ihrem Mann Peter Reinecke hatte die Initiatorin überlegt, wie man 1.700 Jahre jüdisches Leben auch im Oberbergischen feiern könnte. Dieser ist als Gründungsmitglied des Vereins "321: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" ausgewiesener Experte und arbeitet aktiv in dessen Finanzbeirat mit. Als Dozent referiert er im Rahmen einer Vortragsreihe des Katholischen Bildungswerks und der VHS Oberberg zudem über jüdische Feste, unter anderem auch über Sukkot. Schnell denken beide an Waldbröl als Veranstaltungsort. Auf dem Waldbröler Markt haben früher die jüdischen Händler aus Nümbrecht und Ruppichteroth ihre Waren verkauft, zum Beispiel auch die Familie Bär, erklärt Peter Reinecke. Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber sei direkt offen gewesen für die Idee und vermittelte auch den Kontakt in die Waldbröler Kirchengemeinde.
Marion Reinecke freut sich besonders über die konfessionsübergreifende Zusammenarbeit. "Das ist ein Projekt für die Zukunft." Sie hofft, mit der Veranstaltung Berührungsängste abbauen zu können, sodass jüdische Feste auch religionsübergreifend ihren Platz in der Gesellschaft finden. „Es ist ein großer Wunsch vieler jüdischer Mitbürger, ihren religiösen und kulturellen Traditionen offen nachgehen zu können.“ Die Laubhütte soll dafür ein Anfang sein. Ihres Wissens ist es die erste Laubhütte nach der Nazi-Zeit, die öffentlich im Oberbergischen aufgebaut wurde.
Normalerweise wird in den Hütten gemeinsam gesessen, gegessen und das Miteinander gepflegt. Aufgrund der Pandemie wird dies – zumindest in diesem Jahr – noch nicht so sein. Die Sukka ist zwar begehbar, solle aber vor allem auch einen starken Symbolcharakter haben, wenn am Montag ab 18 Uhr Pfarrer Sandor Molnàr und Marion Reinecke das Programm gestalten werden. Musikalisch begleitet werden sie dabei von Igor Epstein. „Ich hoffe, dass die Menschen auch danach noch ein wenig an der Hütte zusammenstehen werden.“
Der Eintritt ist frei, die gesammelten Spenden gehen an die Waldbröler Tafel.
1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Der Verein "321: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" hat für 2021 ein Jubiläumsjahr ausgerufen. Im Jahr 321 hat Kaiser Konstantin ein Edikt erlassen, das Juden berechtigte, im Stadtrat zu sitzen. In Köln wurde das umgesetzt: Das Dokument ist das älteste Zeugnis jüdischen Lebens in Deutschland. 2021 ist das 1700 Jahre her. Eine Geschichte mit schrecklichem Leid, aber auch mit unendlich viel positivem Einfluss auf die deutsche Geschichte und Gesellschaft, wie es in einer Mitteilung heißt. Dem Verein sei es gelungen, breite Unterstützung zu erlangen, vom Bundespräsidenten über den Bundestag, vom Zentralrat der Juden, den Ländern, vielen Bürgermeistern, Kirchen, Vereinen, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Schulen. Daraus ist ein großes Programm geworden, das hier eingesehen werden kann.
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