LOKALMIX
9-Euro-Ticket: „Preisabsenkung allein reicht nicht aus“
Oberberg – OVAG zieht ein positives Fazit nach drei Monaten – Auch die Fahrgastzahlen der RB25 stiegen in der Zeit - Für noch mehr Attraktivität müsse der ÖPNV weiter ausgebaut werden.
Von Lars Weber
Seit heute ist das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Deutschland wieder teurer geworden: Der Aktionszeitraum für das 9-Euro-Ticket endete mit dem letzten August-Tag. Die politischen Debatten über einen Nachfolger und dessen Finanzierbarkeit laufen zwar bereits auf Hochtouren, einen Nachfolger gibt es bislang aber nicht. Immerhin: Finanzminister Christian Lindner (FDP) signalisierte gestern, Mittel bereitstellen zu wollen. Die Vorschläge von Parteien und Verbänden variieren indes bislang – von neun bis 69 Euro pro Monat ist alles dabei. Einen eigenen Vorschlag hat die OVAG nun nicht gemacht, wohl aber auf Nachfrage von OA darüber Auskunft gegeben, wie das 9-Euro-Ticket im Oberbergischen nachgefragt wurde.
Wie viele Oberberger waren unterwegs?
Im Juni und Juli habe die OVAG jeweils knapp 11.000 9-Euro-Tickets verkauft, wie Vertriebsleiter Danijel Tadic mitteilt. Der verkaufsstärkste Monat sei aber der August gewesen. 12.000 Tickets seien in diesem Zeitraum nachgefragt worden. Zähle man die per Smartphone gekauften Tickets hinzu, so hätten insgesamt weit mehr als 30.000 Oberberger vom 9-Euro-Ticket profitiert. „Hinzukommen unsere 17.000 Abonnenten, die für die Monate Juni bis August ebenfalls nur neun Euro gezahlt haben“, so Tadic weiter.
Wie war die Auslastung und welche Strecken wurden nachgefragt?
Im Busbereich gab es im Freizeitverkehr deutlich höhere Auslastungen als in den Vormonaten, so Tadic. Starke Überlastungen wie im Bahnbereich habe die OVAG jedoch nicht erlebt. Besonders nachgefragt waren die Linien 301, 302, 303, 304, 310 und 336, also wichtige Achsen im Kreis wie der Weg von Gummersbach nach Bergneustadt, von Gummersbach über Engelskirchen bis nach Overath oder von Gummersbach in den Süden des Kreises. Diese Linien sind auch in Normalzeiten gut besucht, so Tadic. Bei gutem Wetter am Wochenende wurden zudem die Linien zur Aggertalsperre gut nachgefragt.
So veränderte sich die Auslastung in der RB25
Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hat bislang die Monate Juni und Juli ausgewertet. An den Wochentagen und damit im Pendlerverkehr habe es in beiden Monaten nur einen leichten Fahrgastanstieg im Vergleich zu den gleichen Monaten im Jahr 2019 (Vor-Corona-Zeit) gegeben. Im Juni waren es laut VRS etwa plus acht Prozent mehr Fahrgäste als vor der Corona-Zeit, im Juli etwa zwei Prozent. Der leichte Rückgang von Juni auf Juli hänge vermutlich mit den Sommerferien in NRW zusammen.
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[Foto: Lars Weber.]
An den Wochenenden und damit im Freizeitverkehr sei der Fahrgastzuwachs deutlich größer gewesen. Besonders an den Samstagen haben ähnlich viele Fahrgäste die RB25 genutzt wie an den Wochentagen. Dies sei ein deutlicher Unterschied zu 2019. An einigen Tagen gab es hier im Vergleich mit dem Jahr 2019 einen Fahrgastzuwachs von mehr als 30 Prozent.
Welchen Einfluss hatte das Ticket auf den Pendlerverkehr?
Im Vergleich zu den Effekten im Freizeitverkehr seien die Zuwächse im Pendlerverkehr nicht so stark wahrnehmbar gewesen. Noch spielten Berufstätige im ÖPNV im ländlichen Raum eine geringere Rolle, was auch am Schichtbetrieb in den Unternehmen liege. Allerdings arbeitet die OVAG schon daran, dort ein breiteres Angebot zu schaffen. So verabschiedete der Kreistag erst im März ein weiteres ÖPNV-Paket, von dem die Linien rund um Lindlar ab Dezember profitieren sollen. Explizit angesprochen werden sollen auch Pendler, die beispielsweise bei Schmidt & Clemens arbeiten oder im Industriegebiet Klause (OA berichtete). Für die Fahrpläne werde sich mit den Unternehmen abgestimmt.
Welches Fazit zieht die OVAG und wie soll es weitergehen?
Für den Gelegenheitsnutzer habe sich das 9-Euro-Ticket oftmals schon für einen Reisetag im Kalendermonat gelohnt, so Tadic. „Wir gehen davon aus, dass die 9-Euro-Ticket-Maßnahme einen guten Beitrag geleistet hat, um die Bürger finanziell zu entlasten.“ Da es noch keinen Nachfolger gibt, bietet die OVAG ihren Abonnenten für September und Oktober eine Aktion an (OA berichtete). Auch neu abgeschlossene Abos würden davon profitieren.
Wenn es um die Zukunft des ÖPNV geht, werde aber mehr gemacht werden müssen, um ihm weitere Impulse zu geben. „Für eine spürbare und nachhaltige Neugewinnung von Kunden reicht eine alleinige Absenkung des Preises nicht. Wichtig für den dauerhaften Umstieg auf den ÖPNV ist es aus unserer Sicht, den ÖPNV weiter auszubauen, um eine attraktive Alternative zum Auto anbieten zu können.“ So könnte der ÖPNV auch zunehmend für Pendler auf dem Land interessanter werden. „Wir sind gespannt, ob und wann ein Nachfolgemodell kommt und wie dieses genau ausgestaltet sein wird.“
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