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Busse sollen eine halbe Million Kilometer mehr fahren

lw; 15.02.2022, 14:48 Uhr
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Busse sollen eine halbe Million Kilometer mehr fahren

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lw; 15.02.2022, 14:48 Uhr
Oberberg – ÖPNV-Angebot in und rund um Lindlar soll aufgewertet werden – OVAG-Geschäftsführerin Corinna Güllner spricht von „großem Wurf“.

Von Lars Weber

 

Lange Zeit fuhr der Kreis beim Thema ÖPNV vor allem die Strategie, Kosten zu sparen beziehungsweise klein zu halten. Attraktiver wurde das Angebot der OVAG dadurch freilich nicht (OA berichtete). Mit dem Beschluss des Nahverkehrsplans 2017 sollte sich das ändern, schließlich ist es in Zeiten des Klimawandels ein klares Ziel, mehr Menschen dazu zu bewegen, ihr Auto öfters mal in der Garage zu lassen. Auch im ländlichen Raum. Die richtigen Argumente dafür soll die sukzessive Umsetzung des Nahverkehrsplans liefern. So ging unter anderem die Schnellbuslinie zwischen Gummersbach und Wiehl Ende 2018 an den Start. Nun sollen im Dezember die Fahrpläne in und rund um Lindlar umgestellt werden. 1,7 Millionen Euro mehr im Jahr soll das erstmal kosten. Corinna Güllner, Geschäftsführerin der OVAG, warb im Kreisentwicklungsausschuss am Montag für die Pläne – und stieß auf offene Ohren.

 

Die Anpassungen für das sogenannte Linienbündel Lindlar gingen deutlich über die Grenzen der Gemeinde hinaus, sagte Güllner. Sie bezeichnete die Pläne als „großen Wurf“, der auf das gesamte Kreisgebiet bezogen fast sieben Prozent mehr Leistungen bringe. Dahinter verbirgt sich der Philosophiewechsel, der durch den Nahverkehrsplan möglich wird. Die Geschäftsführerin erklärte dem Ausschuss, wie bislang die Fahrpläne gemacht worden seien: „Mehr als 50 Prozent der Fahrgäste sind Schüler, dementsprechend wurden die Fahrpläne um sie herum konstruiert.“ Das mag effektiv gewesen sein. „Für alle anderen Bürger war es aber unattraktiv.“ Schließlich wurden viele Randzeiten wenig bis gar nicht berücksichtigt, gerade am Wochenende verschlechterte sich das Angebot enorm, durch die Taktungen wurde es außerdem schwer, Anschlüsse zu erreichen.

 

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An diesen Schrauben sollen die neuen Pläne nun drehen, auch Berufspendler sollen angesprochen werden. Dafür soll beispielsweise der Standort von Schmidt & Clemens besser bedient werden, aber auch das Industriegebiet Klause wird dann durch die Linien 331 und 333 angebunden, dafür werden auch neue Haltestellen notwendig. Weiter solle die Anbindung an die RB25, an Wohngebiete, ans Krankenhaus Engelskirchen und zudem Freizeitziele wie dem Freilichtmuseum oder Metabolon durch die neuen Routen und Pläne verbessert werden. Veränderungen betreffen die Linien 307, 308, 331, 332, 333, die neue Linie 334 (Wipperfürth BusBf. – Agathaberg – Breun – Hartegasse), 335 und 398. Lediglich eine Relation (zwischen Frielingsdorf und Engelskirchen über Neuremscheid) falle ersatzlos weg, wodurch die Haltestelle Felsenthal aus der L 302 entfällt (Details zu den einzelnen Linien gibt es im Beschlussvorschlag). Aus den vorgeschlagenen Änderungen ergeben sich voraussichtlich Mehrleistungen von etwa 530.000 Kilometern im Jahr, darunter auch Fahrleistungen von Umstellungen von Taxibussen und Linientaxen auf Standardlinienbusse.

 

Dass mit der Umstellung automatisch und schnell neue Fahrgäste gewonnen werden, das wollte und konnte Güllner nicht versprechen. „Das wäre unseriös.“ Stattdessen gebe es im gesamten VRS-Raum momentan weniger Erlöse zu verteilen – natürlich vor allem aufgrund der Pandemie. Dabei präsentierten sich die Zahlen der OVAG als stabil. „Aber das Gefüge ist träge“, sagte Güllner, weshalb bei der Finanzierung der Umstrukturierungspläne zunächst keine Mehreinnahmen gegengerechnet sind. So kommen die 1,73 Millionen Euro Mehraufwand pro Jahr für den Kreis zustande. Die Mehreinnahmen durch die neuen Angebote könnten erst ab dem Jahr 2024 angesetzt werden. Wichtig sei zudem, die neuen Pläne vor dem Start umfassend zu kommunizieren, um das Ziel der Fahrgastgewinnung auch zu erreichen.

 

Die Fraktionen kündigten an, noch weiteren Informationsbedarf zu haben, was die genauen Details der Pläne angeht. Deshalb gab es gestern noch keine Abstimmung. Generell machten sie aber aus ihrer Zustimmung keinen Hehl. Volker Kranenberg (CDU) sagte, dass der mit dem Nahverkehrsplan eingeschlagene Weg stringent weiterverfolgt werden müsse – und man einen langen Atem benötigt. „Der Oberberger ist träge und lange Zeit nur mit dem Auto gefahren.“ Dr. Friedrich Wilke (FDP/FWO/DU) meinte, dass 1,7 Millionen Euro Mehraufwand zunächst erschreckend anmute. Der ÖPNV müsse aber dringend attraktiver werden. Auch Jürgen Poschner (UWG) freute sich über das Umdenken in Sachen ÖPNV-Angebot. „Dieser hatte in der Vergangenheit keinen guten Ruf.“ Dr. Ralph Krolewski (Grüne) regte an, auch die Öko-Bilanzen in den Plänen aufzuführen, um den Nutzen für die Umwelt durch eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs hervorzuheben.

 

Das Konzept soll der Kreistag bei seiner Sitzung Ende März verabschieden, sodass die Umstellungen ab Dezember greifen können.

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