HANDBALL

Gummersbach stößt das Tor Richtung Bundesliga weit auf

pn; 08.04.2022, 22:45 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski ---- Zehn Spiele stehen noch zwischen dem VfL Gummersbach und der Rückkehr ins Oberhaus.
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Gummersbach stößt das Tor Richtung Bundesliga weit auf

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pn; 08.04.2022, 22:45 Uhr
Gummersbach - Das Team von Gudjon Valur Sigurdsson besiegt den ASV Hamm im Spitzenspiel deutlich und hat nun neun Punkte Vorsprung - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - ASV Hamm-Westfalen 37:29 (20:11).

 

„Nie mehr Zweite Liga!“, schallte es schon minutenlang vor dem Abpfiff durch die SCHWALBE arena. Die Fans des VfL Gummersbach feierten eine furiose Sigurdsson-Mannschaft, die sich anschließend zurecht das Bad in der Menge abholte. Durch den eindrucksvollen und nie gefährdeten 37:29-Heimsieg im Spitzenspiel gegen den ASV Hamm hat der oberbergische Altmeister seinen Vorsprung auf die Nichtaufstiegsränge auf neun Punkte ausgebaut.

 

Bei zehn noch ausstehenden Spielen: Wer soll den früheren Bundesliga-Dino bei der Rückkehr ins Oberhaus da noch aufhalten? Nach Meinung der VfL-Fans wohl niemand, VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson und seine Spieler traten da schon eher auf die Bremse.

 

[Blohme-Ersatz Mathis Häseler betrieb Werbung in eigener Sache.]

 

Während der Isländer auf der anschließenden Pressekonferenz die Frage eines Journalisten nach der „halben Miete“, die er unter der Woche schon verneint hatte, gar nicht erst zuließ, wiegelte auch Spielmacher Ole Pregler ab: „Noch ist nichts entschieden. Wir haben noch zehn Spiele und wollen alle auch gewinnen.“

 

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Zumindest ein klein wenig mehr ließ sich da schon Torhüter Tibor Ivanisevic nach dem Spiel locken. „Wir haben alle Topspiele gewonnen und heute einen großen Schritt gemacht“, sagte der Serbe, fügte aber ebenfalls direkt an: „Wir sind noch nicht fertig, denn wir wollen auch die Meisterschaft.“

 

[Janko Bozovic traute sich in Zweikämpfen schon wieder deutlich mehr zu.]

 

Dass diese Mannschaft dazu in der Lage ist, unterstrich sie am Freitagabend eindrucksvoll. Schon mancher Gegner war in dieser Saison von der starken VfL-Defensive abgekocht worden. Was das Team von Gudjon Valur Sigurdsson im Spitzenspiel gegen Hamm aber gerade in den ersten 25 Minuten zeigte, darf man aber mit Fug und Recht als beste Abwehrleistung der gesamten Saison bezeichnen.

 

Schon nach zwölf Minuten musste Gästetrainer Michael Lerscht nach dem 8:3 durch Raul Santos seine erste Auszeit nehmen. Die Gäste, immerhin als Tabellendritter mit Aufstiegsambitionen angereist, hatten zu diesem Zeitpunkt schon unglaubliche zehn Fehlwürfe verbucht und bissen sich am Innenblock und dem glänzend aufgelegten Ivanisevic die Zähne aus.

 

Vom perfekten Abwehrspiel wollte Sigurdsson anschließend zwar nicht sprechen, machte seinen Spielern aber trotzdem reihenweise Komplimente: „Das perfekte Spiel habe ich noch nicht gesehen, aber es war schon überragend, was die Jungs geleistet haben. Ich bin sehr glücklich darüber, wie wir uns während der Saison defensiv gesteigert haben.“

 

Auch Hamm-Coach Lerscht sah die Gründe für die deutliche Niederlage in den Anfangsminuten: „Ich hatte das Gefühl, dass uns nach den ersten verworfenen Bällen der Stecker gezogen war. Bei uns ist maximal wenig zusammengelaufen.“ Seine Mannschaft habe es nie geschafft, „das Handballspiel daraus zu machen, was wir wollten.“

 

[Raul Santos trug sich fünf Mal in die Statistik ein - Auffällig, dass trotz 37 VfL-Toren kein Spieler mehr als fünf Mal traf.]

 

Bis zum 4:3 (9.) war es noch das erwartet intensive Spitzenspiel, anschließend überrollten die Hausherren aber einen ratlosen Gegner, bei dem der gefürchtete Rückraum lange Zeit völlig blass blieb. Selbst die erste Zeitstrafe gegen Stepan Zeman konnte Gummersbach nicht aufhalten. Die 9:5-Führung bauten Julian Köster und Janko Bozovic, dem man anmerkte, dass er sich nach seiner Verletzung schon wieder mehr zutraute, auf 11:5 (18.) aus. Über 15:7 (25.) wurden die VfL-Spieler bereits beim 20:11-Pausenstand mit Standing Ovation in die Kabine verabschiedet.

 

„Dass wir dieses Spiel so dominant lösen konnten, war ein Verdienst unserer Arbeit, aber auch der Zuschauer“, meinte Lukas Blohme, der das Spiel wegen seiner Sperre von der Tribüne aus verfolgen musste. „Diese Stimmung merkt man auf dem Spielfeld und merkt auch der Gegner.“ Dass er ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein pausieren musste, konnte er angesichts des Spielverlaufs verschmerzen. „Wenn das Ergebnis jedes Mal so ausfällt, mache ich gerne bis zum Saisonende kein Spiel mehr“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

 

Warum Hamm sich vor dem Spiel berechtigte Hoffnungen gemacht hatte, die SCHWALBE arena zu stürmen, zeigten die Westfalen dann nach der Pause. Angetrieben von Spielmacher Dani Baijens kamen die Gäste nun deutlich besser ins Spiel und lieferten das eigentliche erwartete Duell auf Augenhöhe.

 

Über 25:17 (39.) und 30:21 (46.) ließ Gummersbach den Gegner aber auch nie wirklich verkürzen, sondern spielte die zweite Hälfte im Stile einer Spitzenmannschaft herunter. Zehn Minuten vor dem Ende begann Sigurdsson munter zu wechseln, dem Spielfluss tat das aber keinen Abbruch. Über 35:25 (53.) feierten die VfL-Fans jeden einzelnen Treffer.

 

[Vor allem vor der Pause war Gummersbach defensiv kaum zu knacken.]

 

„Die Stimmung war überragend. Ich habe von den letzten drei Minuten auf dem Feld kaum noch etwas mitbekommen, weil ich damit beschäftigt war, das zu genießen“, saugte Sigurdsson die Atmosphäre nur allzu gerne auf. Seinen Spielern gibt er über das Wochenende frei, ehe kommende Woche vor dem Osterwochenende noch einmal intensiv trainiert wird. Dann aber ohne die Nationalspieler Vidarsson, Dzialakiewicz, Viana, Zeman und Köster, die für Länderspiele nominiert sind.

 

Dass die kommenden beiden Aufgaben in Aue und Dessau nicht nur lästige Pflicht sind, weiß Lukas Blohme: „Die nächsten Gegner hören sich leicht an, aber man muss sagen, dass wir letzte Saison in Aue ein richtungsweisendes Spiel verloren haben. Das soll uns nicht nochmal passieren.“ Wie leicht man stolpern kann, zeigte Verfolger Nordhorn im Parallelspiel: Der Tabellenzweite verlor völlig überraschend in Rimpar und hat nun sechs Punkte Rückstand auf den oberbergischen Altmeister, der gar nicht mehr heimlich, still und leise auf dem Weg zurück in die Bundesliga ist.

 

Gummersbach: Julian Köster, Raul Santos, Ole Pregler (je 5), Ellidi Vidarsson, Fynn Herzig (je 4), Mathis Häseler, Timm Schneider (je 3), Janko Bozovic (3/1), Tom Kiesler (2), Julius Fanger, Finn Schroven, Szymon Dzialakiewicz (je 1).

 

Hamm: Mikita Matej (5), Dani Baijens (4), Fabian Huesmann (4/1), Alexander Reimann, Jan Brosch, Jo Gerrit Genz, Jan Pretzewofsky (je 3), Lars Mitchell Kooji, Jan von Boenigk (je 2).

 

Zeitstrafen

8:8 Minuten (2x Zeman, Schneider, Herzig - Brosch, Orlowski, Genz, Kooij).

 

Siebenmeter

1/1 - 3/3.

 

Zuschauer

3.010.

 

Schiedsrichter

Tanja Kuttler / Maike Merz

 

Ergebnisse und Tabelle

 

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