ENGELSKIRCHEN
Beantragung des A-Stempels für alte Bücherfabrik vom Tisch
Engelskirchen - Gestiegene Kosten lassen die Gemeinde die Reißleine ziehen (AKTUALISIERT).
Von Leif Schmittgen
Das Aus für das Regionale 2025-Projekt in der alten Bücherfabrik in Ründeroth ist beschlossene Sache. Das verkündeten gestern die Spitze der Engelskirchener Gemeindeverwaltung und Regionale-Geschäftsführer Dr. Reimar Molitor im Rathaus. Mit dabei waren auch Vertreter der Initiative um den Ründerother Christoph Gissinger, die den Bürgerentscheid zur Beantragung des A-Stempels initiiert hatten und der mehrheitlich angenommen wurde (OA berichtete). Der Plan war es, das Areal zu einem Bürgerzentrum mit Veranstaltungshalle und Gesundheitsdienstleistungen zu entwickeln. Doch wie kam es zu dem Aus nach sechs Jahren Planungsarbeit? „Geänderte Förderrichtlinien und gestiegene Zinsen haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus.
[Verwaltungsspitze und Regionale-Chef bedauern die Umstände.]
Konkret sind die Landesförderrichtlinien von einst 60 auf 50 Prozent gesenkt worden. Außerdem hat man in Düsseldorf die Zugangsvoraussetzungen zu Geldern verschärft, konkret muss nun ein fertig kalkuliertes Projekt eingereicht werden, eine bloße finanzielle Schätzung reicht nun nicht mehr aus. Als Grund für die Verschärfungen nannte man im Gremium knappe Kassen bei Bund und Land. Von einem jährlichen Zuschuss von 300.000 Euro war man bisher ausgegangen. Rund eine halbe Million Euro müsste man nach der überarbeiten Rechnung nun für das geplante Bürgerzentrum nebst Gesundheitsdienstleistern berappen. Das ist aus Verwaltungssicht deutlich zu viel, weshalb man nun kurzfristig die Reißleine zog.
„Wir haben viele Stunden Arbeit investiert“, haderte der Bürgermeister mit den Umständen, schaute aber sogleich nach vorne. „Jetzt gilt es Rat und Verwaltung ins Boot zu holen und die Gemeinde gemeinsam weiterzuentwickeln“, so Karthaus` Wunsch. Dabei seien die bisher erarbeiteten Pläne nicht gänzlich für die Katz. Das Gesundheitskonzept zum Beispiel könnte in Zusammenhang mit der Schaffung von Wohnraum genutzt werden. Ein Pflegedienst könnte dabei Mietern oder Eigentümern von Wohnungen bei Bedarf in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen. Man hofft nun auch auf private Investoren, die weiteren Schritte sollen zeitnah mit den politischen Vertretern erörtert werden.
Auch aus Sicht der Regionale 2025 ist das Aus tragisch, wie Dr. Reimar Molitor betonte: „Für uns war die Alte Bücherfabrik ein Prestigeobjekt in optimaler Lage“, betonte er. Denn die Agentur habe sich auf die Reaktivierung von Industriebrachen in Ortszentren spezialisiert. Groß ist der Katzenjammer auch bei der Bürgerinitiative: „Hätte es vor zwei Jahren keinen Gegenwind der Fraktionen gegeben, würden wir jetzt schon bauen“, war sich Christoph Gissinger sicher. Die FDP und im vergangenen Jahr auch die CDU sowie Teile der Grünen hatten sich gegen die Beantragung des A-Stempels ausgesprochen und das Bürgerbegehren damit ausgelöst.
Ob man mit den seinerzeit gültigen Förderrichtlinien bei einer Beantragung im vergangenen September hätte rechnen können, verneinte Molitor gestern. Denn Kosten seien stets variabel zu betrachten. Mehrere Faktoren, die unglücklich zusammenfielen, hätten zum Projektende geführt. Nun steht man zusätzlich vor einer rechtlich schwierigen Aufgabe, die es laut Karthaus nun „wasserdicht“ zu lösen gelte. Denn die Mehrheit der Einwohner hat den Rat damit beauftragt, den A-Stempel bei der Bezirksregierung zu beantragen, die Politik ist daran rechtlich gebunden. Deswegen werde man sich in den kommenden Wochen intensiv beraten.
Die Pressekonferenz in voller Länge gibt es hier:
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