LOKALMIX

Bürgerentscheid: Politische Auseinandersetzung erwartet

ls; 19.04.2023, 11:30 Uhr
Foto: Leif Schmittgen --- Gestern waren die Stimmzettel im Rathaus ausgezählt worden.
LOKALMIX

Bürgerentscheid: Politische Auseinandersetzung erwartet

ls; 19.04.2023, 11:30 Uhr
Engelskirchen - Mit knapper Mehrheit votierten die Wähler dafür, dass die Planungen zur Umgestaltung der alten Bücherfabrik in Ründeroth vorangetrieben werden sollen (AKTUALISIERT).

Von Leif Schmittgen

 

Mit 51,3 zu 48,7 Prozent votierten die Engelskirchener Bürger im Rahmen des Bürgerentscheids für die Beantragung des A-Stempels zur Alten Bücherfabrik in Ründeroth. Das Areal soll zu einem Bürgerzentrum mit Veranstaltungshalle und Gesundheitsdienstleistungen entwickelt werden. Das Ergebnis gab Bürgermeister Dr. Gero Karthaus am gestrigen Nachmittag im Rathaus bekannt. Bis 12 Uhr hatten 7.236 Wahlberechtigte ihre Stimme abgegeben, das entspricht einer Beteiligung von 45,6 Prozent. 3.701 Menschen haben dafür gestimmt, 3.520 dagegen. „Das ist ein beeindruckendes Ergebnis bei einer hohen Wahlbeteiligung“, freute sich der sichtlich erleichterte Karthaus. Bei der letzten Kommunalwahl 2020 waren 55,8 Prozent der wahlberechtigten Engelskirchener Bevölkerung an die Urne gegangen.

 

Christoph Gissinger, Mitinitiator des Bürgerbegehrens, hatte die Auszählung im Ratssaal live verfolgt und ob des knappen Ausgangs bis zum Schluss gebangt. „Es war es uns wert, dafür zu kämpfen“, sagte er nach der Auszählung. Der Rat muss das Ergebnis während seiner Sitzung am heutigen Abend noch formell anerkennen. Danach möchte der Bürgermeister auch die Kritiker davon überzeugen, dass das Projekt realisierbar ist. Zunächst gehe es jedoch darum, den A-Stempel für die Regionale 2025 und damit die Förderfähigkeit zu erhalten. „Im nächsten Jahr schauen wir, ob wir uns das leisten können." Karthaus betonte, dass sich ein Großteil der Kosten durch Mieteinnahmen decken würde. Interessenten gebe es bereits. Das Ehrenamt müsse dagegen immer und überall bezuschusst werden.

 

WERBUNG

Marcus Dräger von der CDU wertet das Ergebnis als Niederlage der Befürworter. „Man war davon ausgegangen, dass alle für die Fortführung des Projekts sind. Das ist bei dem knappen Ergebnis bei Weitem nicht so“, erklärte der Fraktionschef der Christdemokraten. Keiner könne nun die Korken knallen lassen. Er glaubt, dass die Kosten weiterhin steigen und geht von weiteren politischen Diskussion in dieser Sache aus.

 

Für Christopher Skerka (FDP), der mit seiner Fraktion von Beginn an gegen das Vorhaben war, hat das Ergebnis ein Geschmäckle. „Ich gratuliere dem Bürgermeister zum Sieg und gleichzeitig zur Niederlage." Aus seiner Sicht seien die Projekt-Befürworter von einer klareren Mehrheit ausgegangen. Auch er erwartet,  dass die Politik noch viele Debatten über die Finanzierung führen werde. Das Ergebnis des Bürgerentscheids respektiert die FDP. Die Formalie werde man – ebenso wie die CDU und Grüne - durchwinken.

 

Grünen-Fraktionschef Karl Lüdenbach deutet das gestrige Ergebnis als Bruch der Verwaltungsdominanz und wertet es wegen der Knappheit als positiv. Die Grünen hatten 8.000 Flugblätter in den Haushalten verteilt, in denen man anstatt des Gesundheitszentrums eine Wohnbebauung in Verbindung mit einem Bürgerzentrum vorschlug. Dieses Thema sei in der zurückliegenden Diskussion untergegangen. Die Fraktion hoffe, dass ihr Vorschlag künftig deutlich mehr Gehör findet. Eine Spaltung der Gemeinde möchte man aber in jedem Fall verhindern und deswegen eine für alle Seiten akzeptable Kompromisslösung finden.

 

WERBUNG