BLAULICHT

Toxische Liebe endet vor Gericht

pn; 24.02.2023, 17:00 Uhr
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Beispielfoto: Peter Notbohm --- Das Verfahren wegen Körperverletzung und Raubes gegen einen 21-jährigen Reichshofer wurde am Gummersbacher Amtsgericht vorerst eingestellt.
BLAULICHT

Toxische Liebe endet vor Gericht

pn; 24.02.2023, 17:00 Uhr
Gummersbach – Verfahren gegen 21-jährigen Reichshofer vor dem Gummersbacher Amtsgericht wird im Hinblick auf ein weiteres Verfahren vorerst eingestellt – Richter mit gutem Rat an den Angeklagten.

Von Peter Notbohm

 

Erneut musste sich das Gummersbacher Amtsgericht mit dem unschönen Ende der toxischen Beziehung zwischen Johann K. und Nina B. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) befassen. Anfang Dezember hatte sich die Staatsanwaltschaft nicht mit dem Vorschlag anfreunden können, das Verfahren gegen Zahlung einer saftigen Geldstrafe in Höhe von 500 Euro einzustellen, wollte stattdessen noch weitere Zeugen hören (OA berichtete).

 

Dem 21-jährigen Reichshofer wurde in der Anklage Körperverletzung und Raub vorgeworfen. Er soll in einem Streit mit seiner Jugendliebe die junge Bergneustädterin derart geschubst haben, dass sie auf ihren Wäschekorb gestürzt war. Hierbei soll sie sich eine Schürfwunde und leichte Hämatome an den Armen zugezogen haben. Zudem soll er ihr Smartphone mitgenommen haben, um dieses nach Nachrichten zu durchsuchen. Das iPhone fand am nächsten Morgen über seine Mutter den Weg zurück in den Briefkasten der Großmutter von Nina B. Allerdings waren laut der 22-Jährigen alle Fotos, Kontakte und auch ihr Instagram-Account gelöscht worden.

 

Nachdem das Verfahren nun mittlerweile die gesetzliche Unterbrechungsfrist überschritten hatte, musste es von vorne aufgerollt werden – mit demselben Ergebnis. Denn die beiden nachgeladenen Zeugen, die Mutter des Angeklagten sowie die Großmutter des mutmaßlichen Opfers, verfestigten lediglich den Eindruck des ersten Prozesstages, dass es sich um eine enorm toxische Beziehung gehandelt haben dürfte. Spätestens als der Vorsitzende Ulrich Neef zahlreiche Beleidigungen aus dem Chatverlauf der beiden verlas, stellte auch er fest: „Ich denke die Beziehung ist gescheitert.“ Das sah auch die Mutter so: „Sie ist ein liebes Mädchen, er ist ein lieber Junge. Aber beide passten einfach nicht zusammen.“

 

Die 22-jährige Bergneustädterin wiederholte indessen die vielen Vorwürfe in Richtung ihres ehemaligen Freundes, der sie mit seinem Verhalten von sich abhängig gemacht habe. Er habe sie unter anderem mehrfach ohne ihr Handy für mehrere Stunden auf Autobahnraststätten ausgesetzt. „In der Beziehung sind viele schlimme Dinge vorgefallen. Er wollte mich kontrollieren und ich hatte überhaupt keine sozialen Kontakte mehr. Dieser Streit war nur der letzte Tropfen, warum ich ihn angezeigt habe. Und das hat mich schon sehr viel Kraft gekostet“, sagte die junge Frau.

 

Eingestellt wurde das Verfahren am Ende trotzdem. Johann K., der wegen Hausfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und wegen Vergewaltigung einer völlig betrunkenen Mitschülerin auf einer Schulabschlussparty im Jahr 2018 schon mehrfach vorbestraft ist und zudem unter laufender Bewährung steht, blickt demnächst einem weiteren Prozess am Amtsgericht Waldbröl entgegen. Hier muss er sich wegen einer Auseinandersetzung vor einer Shisha-Bar verantworten. Im Hinblick auf die hier zu erwartende Strafe wurde das Verfahren am Gummersbacher Amtsgericht vorerst eingestellt. Erst wenn er in diesem Verfahren nicht verurteilt werden sollte, würde es erneut aufleben.

 

Einen guten Rat hatte Richter Neef trotzdem noch für ihn: „Wie die Frau Staatsanwältin bereits sagte, müssen sie langsam Vorsicht walten lassen und sollten sich vor allem von Shisha-Bars fernhalten.“

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