WIRTSCHAFT

Innovationen, Nachhaltigkeit und die Suche nach Fachkräften

db, ks, ls; 28.06.2019, 10:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung (Unitechnik und Jokey Plastic) , Leif Schmittgen (AggerEnergie/Aggerverband), Dirk Peters (BPW und Mertens) --- Bei Unitechnik wurden die Besucher in die virtuelle Realität eingeführt.
WIRTSCHAFT

Innovationen, Nachhaltigkeit und die Suche nach Fachkräften

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db, ks, ls; 28.06.2019, 10:00 Uhr
Oberberg - 14 Unternehmen aus dem Oberbergischen beteiligten sich an der 4. Langen Nacht der Industrie und öffneten ihre Tore für mehr als 500 Besucher.

Gestern gingen mehr als 500 Oberberger im Rahmen der 4. Langen Nacht der Industrie (LNDI) auf Nachtwanderung zu regionalen Industriebetrieben. Die Wege von den Rohstoffen bis zu den fertigen Produkten haben die Mitarbeiter der 14 teilnehmenden Unternehmen präsentiert und erklärt. Besonders dieses Jahr ist die Veranstaltung bei jungen Teilnehmern auf großes Interesse gestoßen. Rund 150 Schüler und Studierende haben teilgenommen. Ulf C. Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln erklärt: „Industrie ist spannend und begeistert. In den Betrieben schaffen Menschen Produkte „Made in Oberberg“, die wir alle jeden Tag direkt oder indirekt nutzen. Oberberg ist ein Top-Industriestandort - innovative Unternehmen mit hoher Standortverbundenheit prägen diese Region.“

 

[Sieben der insgesamt neun Bustouren starteten auf dem Steinmüllergelände in Gummersbach.]

 

Die  LNDI steht seit 2016 unter der Schirmherrschaft von Landrat Jochen Hagt und wird gemeinsam getragen von der IHK Köln. Die Volksbank Oberberg, die Wirtschaftsförderung Oberbergischer Kreis sowie die TH  Gummersbach unterstützen die Veranstaltung. Ingo Stockhausen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg: "Als der Finanzpartner des oberbergischen Mittelstandes unterstützen wir hier bereits zum vierten Mal ein Projekt, welches Unternehmen und Bevölkerung auf spannende und sehr persönliche Weise miteinander in Kontakt bringt, Verständnis füreinander und Synergien untereinander schafft. Die Unternehmen in Oberberg präsentieren sich gleichermaßen als bedeutender Wirtschaftsfaktor wie auch als attraktiver Arbeitgeber. Das fördern wir als regionales Kreditinstitut gerne."

 

[Megan Heinz (re.) begeistert sich für enerbare Energien.]

 

„Mein Grünes Herz schlägt jetzt noch viel höher“, sagt Megan Heinz nach dem Vortrag von Markus Tapper, Spezialist für Fotovoltaik-Anlagen der AggerEnergie. Die Zwöftklässlerin des kaufmännischen Berufskollegs in Gummersbach ist begeistert von den technischen Möglichkeiten, wie man effektiv Strom sparen und bei Überschuss ins Netz zurückspeisen kann. Sie ist mit 30 weiteren Klassenkameraden zu Gast bei der langen Industrienacht, der regionale Energieversorger hat auch in diesem Jahr seine Zelte unterhalb der Aggertalsperrenmauer aufgeschlagen. „Das muss ich haben, egal was es kostet“, schwärmt die junge Frau und Tapper räumt daraufhin gleich mit dem Vorurteil auf, dass die Anschaffungskosten des eigenen Kraftwerks zu Hause inzwischen wegen mangelnder stattlicher Förderungen zu hoch seien. „Man kann immer noch jede Menge sparen und tut etwas für die Umwelt“, sagt er.

 

Direkt daneben steht, zwischen zwei Elektrofahrzeugen, Fabian Mauksch und berichtet den Gästen vom stetigen Ausbau der Infrastruktur der Ladestationen. Das geschieht nicht etwa nach Gutdünken, sondern nach einem erstellten Konzept, das unter anderem Verkehrswege und –belastung, aber auch die Zulassungszahlen bei alternativ angetriebenen Fahrzeugen berücksichtigt. Wenn jetzt noch die Energie für die Akkus komplett aus Ökostrom gewonnen werden könnte, würde Megans „grünes Herz“ vermutlich auch beim Thema Elektroauto anfangen zu pochen.

 

[Christoph Schmitz (re.) führte die Besucher durch die Sperrmauer.]

 

Dass das Thema Naturenergie keineswegs neu ist, erfährt man bei der Führung durch die Sperrmauer. Hier nimmt Christoph Schmitz vom Talsperrenbetreiber Aggerverband die Besucher mit auf eine Zeitreise. Denn beim Bau des Staubeckens, so Schmitz, war schon in den 1920er Jahren eingeplant worden, Strom aus Wasser zu gewinnen. Wie das funktioniert, erklärt Jan Sternstein von der AggerEnergie im betriebseigen Wasserkraftwerk. Auch das Thema Ausbildung spiet eine Rolle. Dafür standen die Lehrlinge Johanna Dörstel und Sinan Yilmaz besonders den jungen Besuchern für alle Fragen zur Verfügung.

 

Bei BPW beschäftigt man sich unter anderem mit den Möglichkeiten nachhaltiger Mobilität in der Transport- und Logistikbranche. So zeigte das Wiehler Unternehmen bei der langen Nacht der Industrie die Möglichkeiten der elektrischen Umrüstung eines 7,5 Tonnen-Lkw. Nach dem Motto „Diesel raus, Elektroachse rein“ wird der Antriebsstrang mitsamt Motor, Getriebe, Differenzial, Kardanwelle, Abgasreinigung und Nebenaggregaten restlos entfernt.

 

[Das BPW-Achsenmodell zog die Blicke auf sich.]

 

Für den Antrieb sorgt stattdessen die neue elektrische Hinterachse „eTransport“, die ein Drehmoment von 6.580 Newtonmetern auf die Straße bringt und Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen souverän beschleunigt. Eines der ersten umgerüsteten Fahrzeuge ist bereits im kommunalen Einsatz bei der Stadt Wiehl unterwegs.

 

Die Firma Jokey präsentierte am Unternehmensstandort in Gummersbach-Rebbelroth ihr Leistungsspektrum. In den vergangenen 50 Jahren hat sich das in Wipperfürth gegründete Unternehmen zu einem international tätigen und anerkannten Spezialisten für den gesamten Verpackungsbereich entwickelt. „Verpackungen sind unsere Leidenschaft“, sagte Geschäftsführer Jens Stadter. Mit 15 Werken in zwölf Ländern erwirtschaftet Jokey einen Umsatz von rund 472 Millionen Euro. Die 6.500 Kunden sitzen in 82 verschiedenen Ländern.

 

[Mit der Initiative „Grau ist das neue Grün“ setzt Jokey auf Nachhaltigkeit bei seinen Produkten, wie Marketingleiter Michael Schmitz erklärte.]

 

Besonderen Wert legt das Unternehmen auf die Nachhaltigkeit seiner Produkte. Eine Thematik, die in der aktuellen Debatte um Klima- und Umweltschutz aktueller denn je ist. „Wir forschen und entwickeln in diesen Bereichen schon seit fast 30 Jahren“, betonte Marketingleiter Michael Schmitz. Erst jetzt seien Kunden und Industrie aber bereit für Veränderungen - und sei es nur bei der Farbe. Jokey bewirbt seine Initiative unter dem Titel „Grau ist das neue Grün“. 1991 hat das Unternehmen erstmals graue sogenannte Rezyklat-Eimer für die Non-Food-Industrie auf den Markt gebracht. Diese sind einfach gesagt aus dem zerkleinerten Material gemacht, die wir täglich in den Gelben Sack schmeißen. Lediglich der Griff wird aus Neumaterial hergestellt. Diesen Aspekt der Produktion bekamen die Besucher genauso zu sehen, wie die hauseigene Werkzeugmacherei, den Etikettierungsprozess und das voll automatisierte Hochregallager.

 

Besonderes Augenmerk legt Jokey auch auf die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter, die mit dem Gütesiegel „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ zertifiziert wurde. Zwölf verschiedene Ausbildungsberufe bietet das Unternehmen. Gut 600 der insgesamt 2.000 Mitarbeiter arbeiten an den drei Standorten im Oberbergischen Kreis in Gummersbach, Lindlar und Wipperfürth.

 

Auch wenn es sich bei Unitechnik eher um ein dienstleistendes Automatisierungs- und Softwareunternehmen handelt, konnten Interessierte im Rahmen der Langen Nacht der Industrie hinter die Kulissen des mittelständischen Unternehmens aus Wiehl-Bomig blicken. „Viele unserer Kunden sind in der Industrie tätig“, erklärte Wolfgang Cieplik, einer der beiden Inhaber. Dazu gehören unter anderem die oberbergischen Unternehmen Voss und A.S. Création genauso wie das in Meinerzhagen ansässige Unternehmen Otto Fuchs oder auch die Deutsche Bahn. Die Väter der heutigen Inhaber Cieplik und Rainer Poppek gründeten 1971 ein Ingenieurbüro. Vor 20 Jahren spezialisierte sich das Familienunternehmen auf Logistiksysteme. Darüber hinaus entwickelt Unitechnik unter anderem Lösungen für die Produktionsautomation und Robotik, die Flughafenlogistik und den Schaltanlagenbau.

 

[Die Auszubildenden um den angehenden Fachinformatiker Gerrit Beckmann stellten den Unitechnik-Gästen ein Trainingsmodell vor.]

 

„Dabei kommt die virtuelle Realität bei uns immer häufiger zum Einsatz“, beschrieb Cieplik. So könne den Kunden schon während des Planungsprozesses von Logistikanlagen deutlich bessere Einblicke ermöglicht werden. Während des gestrigen Besuches durften sich auch die Gäste in die virtuelle Welt von Unitechnik begeben. Darüber hinaus wurde den Besuchern der Schaltanlagenbau, die Produktion von Schaltschränken, die IT-Ausbildung sowie die Ausbildungen zum Elektroniker und Fachinformatiker nähergebracht. Auch Unitechnik verfügt über einen hohen Fachkräftebedarf – umso wichtiger, die Bekanntheit des Unternehmens im heimischen Oberberg zu steigern.

 

Die teilnehmenden Unternehmen
1. ABUS Kransysteme GmbH
2. AggerEnergie GmbH
3. BPW Bergische Achsen KG
4. Jokey Plastik Gummersbach GmbH
5. KB Kunststofftechnik Vertriebsgesellschaft mbH
6. Klaus Kuhn Edelstahlgießerei GmbH
7. Metalsa Automotive GmbH
8. MSSC Ahle GmbH
9. OTTO KIND GmbH & Co. KG
10. Schleuniger GmbH
11. Schneider Electric GmbH, Merten GmbH
12. Technische Hochschule Köln, Campus Gummersbach
13. Unitechnik Systems GmbH
14. VOSS Automotive GmbH.

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