WIRTSCHAFT

Ex-Metalsa-Werk: Neue Besitzer, neue Hoffnung

lw; 10.03.2020, 19:54 Uhr
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Fotos: Lars Weber --- Blicken optimistisch in die Zukunft (v.li.): Martinrea-Personalvorstand Armando Pagliari, Frank Eibel, Globaler Personaldirektor Martinrea, Betriebsratchef Frank Meier, CEO Pat D'Eramo, Werner Kusel (IG Metall) und Berater Willi Ewers.
WIRTSCHAFT

Ex-Metalsa-Werk: Neue Besitzer, neue Hoffnung

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lw; 10.03.2020, 19:54 Uhr
Bergneustadt – Führungsspitze des kanadischen Automobilzulieferers Martinrea stellte sich der Belegschaft vor – Betriebsrat: Übernahme bietet Chance für zukünftige Entwicklung des Standorts.

Von Lars Weber

 

Im Dezember wurden die ersten Vereinbarungen zum Kauf des Metalsa-Werks in Bergneustadt unterschrieben. Vergangene Woche wurde die Übernahme durch den kanadischen Automobilzulieferer finalisiert, der sich das Werk 19,5 Millionen US-Dollar kosten lässt. Heute rückte die Führungsspitze aus Kanada an, darunter Präsident und CEO Pat D'Eramo, Personalvorstand Armando Pagliari und Frank Eibel, Globaler Personaldirektor. Sie stellten sich rund eineinhalb Stunden der Belegschaft vor. Betriebsratchef Frank Meier und Werner Kusel, Gummersbacher IG-Metall-Chef, haben ein gutes Gefühl bei dem neuen Besitzer.

 

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D'Eramo freute sich, offen und freundlich empfangen worden zu sein. „Wir möchten hier einen Fußabdruck hinterlassen.“ Das Werk in Bergneustadt sei ihnen zum Kauf angeboten worden. Für das global agierende Unternehmen mache die Investition Sinn. In Meschede im Sauerland betreibt Martinrea bereits ein Werk mit einer Aluminium-Gießerei. „Wir wollten aber auch noch ein Presswerk“, erklärte D'Eramo. In Bergneustadt könne somit Aluminium und Stahl verarbeitet und verbunden werden. Diese Voraussetzungen seien entscheidend für Wachstum. Zudem habe er eine hohe Meinung von den deutschen Ingenieurleistungen. Vom Werk selbst und der Ausstattung, aber gerade von den Mitarbeitern habe er einen guten Eindruck. Das Know-How und das Kompetenzlevel der Belegschaft könnten den Unterschied ausmachen.

 

[Martinrea-Präsident und CEO Pat D'Eramo (li.) hat vom Werk und den Mitarbeitern einen guten Eindruck.]

 

Nun steht das Werk auf dem Prüfstand. Bereits seit rund fünf Wochen gehen Mitarbeiter und Berater des kanadischen Unternehmens ein und aus. Die gesamte Unternehmensstruktur wird durchleuchtet, von der Zusammenarbeit der Topmanager bis zu den Mitarbeitern in der Werkstatt. Was sich genau ändert, ob die Führungsetage bleiben kann und ob - wie noch zu Metalsa-Zeiten angedacht - rund 120 Mitarbeiter gehen müssen, das ist noch unklar. Nur ein paar Beschäftigte, die bereits Aufhebungsverträge unterschrieben hätten, würden das Unternehmen verlassen, sagte Betriebsratschef Meier. D'Eramo sagte zunächst nur, dass die Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden muss. „Wir sind uns aber der Verantwortung für Bergneustadt bewusst.“ Mit rund 1000 Beschäftigten ist das Werk der größte Arbeitgeber der Stadt. „In Meschede ist dies ähnlich“, so der CEO weiter, der hofft, mit dem derzeit defizitären Geschäftsbereich nach einem Jahr schwarze Zahlen zu schreiben.

 

[Das Metalsa-Schild wurde bereits abgehängt.]

 

Auf Kusel und Meier haben die neuen Besitzer bislang einen guten Eindruck gemacht. Das Werk hat diverse Besitzerwechsel hinter sich. Metalsa, zum mexikanischen Proeza-Konzern zugehörig, war rund sieben Jahre an Bord. „Dieses Mal könnte es gelingen“, hoffte Meier. Ein Grund für den Optimismus sei die andere Herangehensweise bei der Übernahme, so Kusel. Metalsa habe sich zunächst die Führungsetage angesehen. Bei Martinrea sei es andersherum. „Sie haben nachgefragt bei den Kollegen, wo es hakt, was besser werden muss. So eine Herangehensweise bei einer Übernahme habe ich noch nicht erlebt“, sagte Kusel. Meier machte noch einmal deutlich, dass die bisherigen Gespräche gezeigt hätten, dass der Standort weder entkernt noch zerschlagen werden solle und die Zitterpartie damit ein Ende hätte. Um die neue Chance zu nutzen, seien richtige Weichenstellungen und Veränderungsprozesse notwendig. „Hier darf man keine Zeit verlieren.“ Auch ein neuer Haustarifvertrag stehe laut Kusel im Raum, bei dem die Beschäftigten mitbestimmen sollen.

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