WIRTSCHAFT
BSP-Forum: Abschied von der "Kaffee-Waffel-Gemütlichkeit"
Wiehl - Beim dritten BSP-Forum diskutierte eine Expertenrunde die Problematik der Mitarbeitergewinnung für die Oberbergische Wirtschaft und stellte die Nachwuchsfrage.
Von Ute Sommer
Die Intention des Formats "BSP-Forum", durchgeführt von der Wiehler Rechtsanwalts-und Steuerberatungskanzlei Bauer, Soest &Partner ist es, konstruktive Dialoge zwischen Politik, Wirtschaft und Mandantschaft in Gang zu bringen, wobei sich die Themen stets aus aktuellen Fragestellungen der Beratungstätigkeit ergeben. Im Mittelpunkt der gestrigen Gedankenaustauschs im Bielsteiner Burghaus stand die Frage nach den Bedingungen, für die Sicherstellung der langfristigen Personalausstattung für Oberbergische Unternehmen.
Als geschäftsführender Gesellschafter der in Gummersbach beheimateten ABLE-Group, Deutschlands führender Unternehmensgruppe für branchenübergreifende Engineering- und IT-Dienstleistungen, beschrieb der Wiehler Frank Ferchau die Diskrepanz zwischen fortschreitender Internationalisierung aller Geschäftsprozesse und der oberbergischen "Kaffee-Waffel-Gemütlichkeit". Angesichts der schleppend voranschreitenden Digitalisierung des ländlichen Raums, die in der "Selbstgefälligkeit des Oberbergischen" noch nicht angekommen sei, charakterisierte er den regionalen Wirtschaftstandort als "Annex der globalen Entwicklung".
Vor dem Hintergrund derart ungünstiger Rahmenbedingungen stelle sich die Talentförderung und -rekrutierung vor Ort schwierig dar, die Abwanderung der Unternehmensberatung Kienbaum nach Köln sei demnach nur folgerichtig. "Ich wünsche mir mehr Nähe der Entscheidungsträger zur Realität und mehr Geschwindigkeit im Wandlungsprozess", richtete er seine Kritik an Michael Sallmann, den Geschäftsführer der IHK Gummersbach. Der Ansprechpartner für circa 15.000 Mitgliedsunternehmen im Oberbergischen Kreis konterte diese mit dem Hinweis auf das 100-jährige Jubiläum der Industrie-und Handelskammer in Gummersbach, das unter dem Motto "Oberberg kann Veränderung" steht.
Im Mittelpunkt der Ausbildung qualifizierter Nachwuchskräfte stehe neben der Digitalisierung auch die Förderung von Handlungs- und Problemlösungskompetenzen. Die zunehmende Digitalisierung auch von Ausbildungsberufen begleite man u.a. mit Schulprojekten und KURS-Partnerschaften. Mit aktuell 5.500 Studenten am Campus Gummersbach der TH Köln stünde der hiesigen Wirtschaft enormes Fachkräftepotenzial bereit, denen man als Digital-Natives Berufsperspektiven vor Ort eröffnen müsse.
Im Bemühen um geeignete Auszubildende plädierte Maik Hensel, als Mitgeschäftsführer der Firma Raumdesign Bondke, für den persönlichen Kontakt zu den Bewerbern, wobei Nachwuchsrekrutierung "Chefsache" sei. Deshalb weckt Hensel seit mehr als 20 Jahren auf Ausbildungsmessen und Schulpräsentationen Begeisterung für "den geilsten Beruf der Welt", möchte seinen derzeit 15 Auszubildenden ein fürsorglicher Arbeitgeber sein und ein attraktives Berufsumfeld bieten. Als Herausforderung der Zukunft formulierte er die zunehmende Orientierungslosigkeit von Schulabgängern auf dem Arbeitsmarkt.
Konkreten Praxisbezug zum Thema der Nachwuchsrekrutierung stellten Christina Wölk, Simon Klein und Moritz Schramm her, die als Studenten im Fach Medizinische Informatik und BWL, sowie als BWL-Absolvent Einblicke in ihre Motivationen und Lebensrealitäten boten. Unisono bekundeten die drei Stipendiaten der "Zukunftsstiftung Wiehl" ihren Wunsch, den Lebensmittelpunkt in der Region zu verankern, die mit guten Jobs, Familie, Freizeit und Freunden jede Menge Lebensqualität zu bieten habe. Genauso unisono bemängelte das Nachwuchs-Trio den Totolausfall der Schulen in Bezug auf die Berufsorientierung und forderte mehr Praktika, um während der Schulzeit direkten Einblick in die Berufswelt zu erhalten.
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