TIPPS

Grüner Wohnen

EXTERNER BEITRAG; 19.09.2024, 15:20 Uhr
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Foto: stock.adobe.com./womue --- Selbst modernste Einfamilienhäuser haben Umweltnachteile. Allerdings lässt sich vieles davon erheblich reduzieren.
TIPPS

Grüner Wohnen

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EXTERNER BEITRAG; 19.09.2024, 15:20 Uhr
Von Eigenheimen, Fußabdrücken und wie sie sich verkleinern lassen.

Einfamilienhäuser gelten, bei aller Beliebtheit, als eine wenig nachhaltige Wohnform. Allerdings können Bauherrn und Käufer gleichermaßen stark bestimmen, wie negativ die Auswirkungen sind.

 

Deutschland mag im europäischen Vergleich des Wohneigentums weit hinten rangieren. Allerdings leben sogar bei uns fast die Hälfte aller Menschen im Eigenheim und immerhin etwa 60 Prozent insgesamt in Wohneigentum. Für die Mehrheit ist das sogar ein Herzenswunsch: 80 Prozent aller Deutschen würden gerne im Eigentum wohnen, wobei die meisten derjenigen, die es (noch) nicht tun, finanzielle Gründe anführen.

Für Menschen, denen der Schutz von Klima, Natur und Umwelt am Herzen liegt, sind das eher schlechte Nachrichten. Denn wenn diese Themenkomplexe den Maßstab vorgeben, dann wären große Mehrparteiengebäude das Optimum. Bedeutet das also, wer den Planeten schützen möchte, muss auf ein Eigenheim verzichten? Nicht unbedingt. Zumindest nicht, wenn er dessen Schwächen durch geschicktes Vorgehen reduziert und ausgleicht.

 

Klima-, Natur- und Umweltschutz: Was ist was?
 

Für ein besseres Verständnis der Thematik ist es notwendig, die Begriffe „Umweltschutz“, „Naturschutz“ und „Klimaschutz“ zu differenzieren:
 

  • Umweltschutz: Hierbei geht es um den Erhalt der gesamten uns umgebenden (natürlichen) Umwelt zwischen Boden, Gewässern, Luft, Ressourcen, Arten und allem anderen. Also ein sehr breiter Ansatz.
  • Naturschutz: Er umfasst nur die Tier- und Pflanzenwelt sowie deren (ursprüngliche) Lebensräume und den Schutz vor Verdrängung.
  • Klimaschutz: Dabei geht es ausschließlich darum, den menschlichen Einfluss auf das irdische Klima zu reduzieren und Schäden umzukehren.
     

Definitiv sind die Themengebiete eng verwoben und ist Umweltschutz ein passender Dachbegriff. Beispielsweise dienen Klimaschutzmaßnahmen automatisch ebenso dem Umwelt- und häufig Naturschutz. Dennoch gibt es signifikante Unterschiede. So würde ein großer Solarpark dem Klimaschutz zweifellos dienen. Da an dieser Stelle jedoch keine ungestörte Natur existieren kann, wäre der (unmittelbare) Effekt für den Naturschutz weniger eindeutig.
 

Hinweis: Im weiteren Textverlauf wird „Umweltschutz“ als Universalbegriff nutzen. Wo es nötig ist, werden die präziseren Begriffe verwendet.

 

[Fotostock.adobe.com/elxeneize --- Egal, was, Mehrparteienhäuser benötigen und emittieren davon pro Bewohner weniger, wodurch Einfamilienhäuser automatisch weniger umweltschützend sind.]

 

Beim Einfamilienhaus denken viele automatisch an das „Häuschen im Grünen“. Kein großer Palast, vorstädtisch bis ländlich gelegen, dahinter etwas Garten und energetisch möglichst sauber. Allerdings ist diese Idylle in der Realität arg eingetrübt.
 

Denn egal an welchem Punkt – überall ist das Verhältnis von Bewohner zu bestimmten Faktoren schlechter als bei allen anderen Wohnformen. Diese Faktoren sind:
 

  • Flächenverbrauch bzw. -versiegelung
  • Materialbedarf und dahinterstehende graue Energien und Emissionen
  • täglich notwendige Wege und Infrastruktur
  • Treibhausgasemissionen über alle Bau- und Nutzungsphasen hinweg
  • Energiebedarf
     

Überall hat das Einfamilienhaus schlechte Karten. Mehr noch: Durch die zersiedelte Struktur potenziert sich das Problem mit der Anzahl.

Für Umweltschützer sind deshalb urbane, verdichtete Lebensweisen mit (nachhaltig errichteten) Hochhäusern und Plattenbauen die deutlich bessere Variante. Alles liegt enger beieinander. Selbst, wenn pro Kopf eine ähnliche Fläche wie im Einfamilienhaus vorhanden ist, so herrscht bei den meisten anderen Punkten ein besseres Standing vor.
 

Tatsächlich, so zumindest einige Vordenker, wäre es am besten, wenn die ganze Menschheit in einigen wenigen nachhaltigen Megastädten leben würde – um diese herum eine unangetastete Umwelt.
 

Doch wie die genannten Zahlen zeigen, sehen 80 Prozent aller Deutschen ihr Glück nicht in einem solchen Mehrparteienhaus – ähnliche Tendenzen bestehen im Grunde weltweit und obwohl die Urbanisierung überall wächst, gibt es doch nicht nur Gegenbewegungen, sondern ebenso starke Gegenansichten: Viele Großstädter würden deutlich lieber in Kleinstädten oder Dörfern leben – im Eigenheim. Sie machen es oftmals lediglich aus Berufs- und Kostengründen nicht.
 

Ebenso, wie längst nicht jedes Mehrparteienhaus optimal nachhaltig ist, muss außerdem nicht jedes (ländliche) Einfamilienheim eine Bürde sein. Anschließend soll es daher um Ansätze gehen, mit denen sich der ökologische Fußabdruck des Eigenheims reduzieren lässt. Es ist dabei durchaus möglich und sinnvoll für die Umwelt, mehrere dieser Ansätze gleichzeitig zu verfolgen.

 

Ansatz #1: Nicht neu bauen

 

Was haben ein Elektroauto und ein neues Haus nach modernsten Energetik-Standards gemeinsam? Beide sind zwar mittel- bis langfristig betrachtet nachhaltig. Allerdings müssen sich die Energie- und Rohstoffverbräuchen sowie Emissionen, die beim Bau verursacht wurden, über einen längeren Zeitraum amortisieren.

 

Doch es gibt noch einen weiteren Grund, um Neubauten kritisch zu begegnen: Einfamilienhäuser werden heutzutage primär in Neubaugebieten errichtet. Diese unterliegen in ihrer Gesamtheit ebenso sehr umfassenden Naturschutzvorgaben wie jedes einzelne Gebäude. Dazu gehören das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), das verschiedene Maßnahmen umfasst, sowie Regelungen auf Länderebene – beispielsweise das Landesnaturschutzgesetze). Das Problem ist jedoch dreigeteilt:
 

  1. Egal, wie natur- und umweltverträglich man es angeht, jedes neue Haus und Wohngebiet versiegelt (zusätzliche) Flächen.
  2. Besonders im ländlichen Raum gehen Neubauprojekte vielfach zulasten des Bestands im Ortskern. Dort stehen zahllose Gebäude leer und versiegeln weitere Flächen unnötig.
  3. Selbst langfristig nachhaltige Neubauprojekte stellen fast immer zunächst einen Gipfel an Energieverbrauch und Emissionen dar.
     

Ein leerstehendes oder durch Leerstand bedrohtes Gebäude zu beziehen, greift verschiedene Umweltherausforderungen an der Wurzel. Zumal es ein hartnäckiger Irrglaube ist, energetisch schlechte Altbauten ließen sich nicht auf neuzeitliche Niveaus anheben. Denkmalgeschützte Häuser außenvor gelassen, ist es bei guter Planung fast immer möglich, einen Niedrigenergie- oder sogar Passivhaus-Standard zu erreichen – umfassend staatlich gefördert.

 

[Foto: stock.adobe.com/detailfoto --- Jedes Haus, das nicht gebaut werden muss, weil ein Altbau weitergenutzt wird, ist bereits ein Gewinn gegen Flächenversiegelung und Naturraumzerstörung.]

 

Ansatz #2: Sehr kompakt leben
 

Die Wohnfläche pro Kopf steigt seit Jahrzehnten immer weiter an. Das gilt in vielen Regionen der ehemaligen DDR noch stärker als in den alten Bundesländern. Wer allerdings unbedingt in seinem eigenen Haus leben möchte, der sollte sich fragen, ob er es ebenso handhaben muss. Das gilt für den Kauf von Bestandsbauten und die Neuerrichtung gleichermaßen.

Mancher denkt diesbezüglich vielleicht an Tiny Houses. Dieses Konzept steht seit einiger Zeit unter ziemlichem Beschuss, es sei mitnichten ein ökologisches Wohnen. Meist wird dabei abermals auf den Flächen- und Energieverbrauch pro Kopf hingewiesen.
 

Häufig sind diese Vergleiche jedoch unfair – denn die Mini-EFH werden dem Mehrfamilienhaus gegenübergestellt. Wie jedoch weiter oben aufzeigt, ist letztlich jedes Gebäude dieser Mehrparteien-Wohnform in Sachen Umwelt unterlegen. Realistischer ist es, ein Tiny House und ein herkömmliches Einfamilienhaus zu vergleichen.
 

Dabei können die kleinen Gebäude tatsächlich ein besseres Standing erreichen: Weniger Flächenversiegelung, geringerer Material- und Energieverbrauch. Dazu die Möglichkeit, sehr nachhaltigen Materialien zu verwenden. Der einzige echte Haken an der Sache ist die deutsche Bürokratie. Diese stellt Tiny Houses schon ab einer geringen Grundfläche regulären Gebäuden gleich – inklusiver aller zu erfüllenden Normen, Vorgaben und Pflichten.
 

Allerdings muss ein kompaktes Leben sich nicht nur auf Tiny Houses fokussieren. Jeder Neubau, insbesondere, wenn er vom Architekten frei geplant werden kann,  kann erheblich kleiner sein als das heute gängige Maß. Als Minimalwert ist eine Orientierung an den erlaubten Untergrenzen für Mietwohnungen denkbar. Werden darüber hinaus vorgeschriebene Mindest-Deckenhöhen und ähnliche Werte eingehalten, kann ein Wohnhaus sehr kompakt ausfallen, ohne gleich ein Tiny House zu sein.

Für Fans von Bestandsbauten und „Ostalgiker“ ist an dieser Stelle das DDR-Einfamilienhaus Typ EW 58 zu nennen. Der kleinste Typ dieser Serie, EW 41, brachte es ohne Keller-Einbeziehung auf rund 100 Quadratmeter Wohnfläche – bei heutigen Neubauten sprechen wir im Schnitt von 150 Quadratmetern.
 

Übrigens: Statt auf insgesamt weniger Quadratmetern kann man für einen ähnlichen Effekt alternativ mit mehr Menschen in einem Gebäude wohnen.

 

Ansatz #3: Ausschließlich nachhaltige Materialien nutzen
 

Moderne chemische Baustoffe zwischen Beton und Kunststoffen setzten sich in der Breite erst im Laufe der 1950er Jahre durch. Nicht, dass es zuvor nicht bereits komplexere, mitunter wenig nachhaltige Baustoffe gegeben hätte – etwa Backsteine, die bei hohen Temperaturen gebrannt werden müssen. Aber insgesamt waren frühere Bauten erheblich „natürlicher“, was ihre Materialien anbelangte.
 

Dieser Ansatz betrifft Neubauherrn und Renovierer gleichermaßen. Wann immer Baustoffe oder Baumaterialien nötig sind, gibt es heute eine Möglichkeit, einen sehr nachhaltigen Weg zu gehen. Einige Beispiele dafür:
 

  • eine regionale Herkunft
  • wenige Verarbeitungsschritte bzw. geringer Energieverbrauch und Schadstoffausstoß, um aus dem Roh- einen Baustoff zu machen
  • besonders lange Lebensdauer
  • einfaches Recycling
     

Unterschiedlichste Stoffe und Materialien können diese Vorgaben erfüllen. Beispielsweise Stahlträger für Decken anstelle der heute viel gängigeren armierten Betonträger. Ungleich zum Beton bestehen diese mit höchster Wahrscheinlichkeit aus Recycling-Material und sind ebenso erheblich leichter zu recyceln – durch simples Aufschmelzen. Ebenso dürfte Stahl bei üblichen häuslichen Umgebungsbedingungen eine längere Haltbarkeit als Beton aufweisen.
 

Doch es geht noch umweltschonender: Zum Beispiel Wandputze, die aus nichts anderem bestehen als mit natürlichen Pigmenten eingefärbtem Lehm. Der ist nicht nur nachhaltig, sondern gilt auch als geradezu perfekt für ein ausgeglichenes Raumklima.
 

Ebenso nachhaltig sind recycelte Baustoffe. Beispielsweise ist es ziemlich einfach geworden, gereinigte Backsteine aus Abbruchobjekten zu finden – vielfach erheblich günstiger als Neuware. Ganz ähnlich lässt es sich an vielen anderen Stellen zwischen Fußboden und Dachstuhl verfahren.

Nicht zuletzt sind Häuser zu nennen, die aus weitgehend naturbelassenen Materialien bestehen. Beispielsweise der Blockhausbau, für den lediglich ansonsten unbehandeltes Holz zurechtgeschnitten werden muss. Oder gemauerte Natursteine zwischen Basalt, Granit und Sandstein.
 

Gerade heute ist es (wieder) erheblich einfacher geworden, derartig nachhaltige Materialien zu erträglichen Preisen zu bekommen. Es gibt deshalb selbst bei energetisch sehr ambitionierten Neubauprojekten keinen Grund, auf Kunststoff-Wärmdämmungen, Latexfarben und ähnliche bedenkliche Materialien zurückzugreifen.

 

[Foto: stock.adobe.com/Boris V. --- Mit naturbelassenen, vielleicht sogar sehr regionalen Baumaterialien lassen sich sehr nachhaltige Konzepte verfolgen.]

 

Ansatz #4: Versiegelungen ringsherum minimieren
 

Flächenversiegelung ist ein Problem, das bislang nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommt. Nicht nur geht mit jedem einzelnen Quadratmeter Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren. Ebenso werden Versickerungsflächen entfernt. Jeder Regentropfen muss deshalb anderweitig abgeleitet werden.
 

Je nach Region sind das in Sachsen-Anhalt etwa 500 bis 2.700 Millimeter Niederschlag pro Jahr – ein Millimeter gleich ein Liter pro Quadratmeter. Zahlreiche regionale Hochwassersituationen in der Vergangenheit wurden zwar prinzipiell durch den Klimawandel verursacht, aber durch Versiegelung definitiv verschlimmert.
 

Es gibt vieles, was rund um ein Haus zur Versiegelung beiträgt. Meist ist das Gebäude selbst der größte Faktor. Allerdings gibt es bei ansonsten gleichbleibender Wohnfläche deutliche Unterschiede. Dabei gilt, je mehr sich die Wohnfläche auf unterschiedliche Stockwerke verteilt, desto geringer ist die Gebäudegrundfläche und dadurch dessen Flächenverbrauch und -versiegelung.
 

Unter dieser Prämisse wäre ein Einfamilienhaus, das sich typischerweise auf anderthalb bis zwei Stockwerke erstreckt, erheblich besser als ein lediglich einstöckiger Bungalow. Weitere Optionen, um weniger Naturflächen zu versiegeln bzw. bereits versiegelte Flächen wieder aufzubrechen:
 

  • möglichst wenige, bzw. bei Regen einziehbare Überdachungen
  • keine starken Versiegelungen wie Asphalt, Beton, Pflastersteine sowie deren hochverdichtete Tragschichten und Böden darunter
  • Untergründe aus losen bzw. offenen Materialien wie Rasengittersteine, Pflaster mit Zwangsfugen, Holzrosten, Rasen oder lockere Steinschüttungen
  • nachträgliches auflockern von Böden durch mechanische Bearbeitung und/oder einbringen von auflockernden Substanzen – etwa Sand für lehmige Böden
     

Die Stoßrichtung ist simpel: Alles, was abseits des Hausdachs auf eine Fläche fällt, sollte durch diese „geschluckt“ und auf natürlichem Weg in den Untergrund geleitet werden – egal, ob zu den lokalen Pflanzenwurzeln oder bis in die Grundwasserschicht.

 

Ansatz #5: Naturbelassenheit ringsherum unterstützen
 

Solange es so viele Menschen auf dem Planeten gibt, werden diese immer einen erheblichen Einfluss auf ihre großmaßstäbliche und unmittelbare Umwelt ausüben. Vieles wäre ohnehin für Jahrmillionen nicht rückgängig zu machen, selbst wenn die Menschheit von jetzt auf gleich verschwinden würde. Dennoch gibt es gerade im Eigenheimbereich eine ganze Menge Dinge, die man falsch machen kann – und dagegen nur wenige, die deutlich besser sind.
 

Paradoxerweise ist diesbezüglich ein maximal großes Grundstück erheblich besser als ein kleineres. Einfach, weil es hier viel mehr Fläche gibt, die sich durch eine möglichst naturnahe (Rück-)Gestaltung positiv auswirken kann. Anders gesprochen: Wer in einem Neubaugebiet ringsherum lediglich so viel Garten besitzt, wie der Rasenmäher breit ist, der kann für die lokale Natur erheblich weniger tun als jemand, dessen Haus auf 3.000, 4.000 oder noch mehr Quadratmetern steht. Doch was kann man tun oder unterlassen?
 

  • Was von der lokalen Flora vorhanden ist, so wenig wie möglich antasten. Das gilt insbesondere für langjährig existierende Bäume, Sträucher und Hecken. Sie haben sich bereits als Lebensraum etabliert und sollten schonend zurückgeschnitten, jedoch keinesfalls entfernt werden.
  • Den ganzen Garten insgesamt ökologisch gestalten. Das bedeutet große Artenvielfalt (allerdings ohne invasive Arten), eine Menge absichtlicher „Wildwuchs“ sowie ein ganz gezieltes Anlegen von Refugien zwischen Trockenstein- und Totholzhaufen und als Tümpel gestalteten Teichen.
  • Möglichst wenig ökologisch wertlose Elemente – allen voran der klassische kurzgeschnittene Rasen sowie das, in beispielsweise Sachsen-Anhalt sowieso bei Strafe verbotene, Neuanlegen von Schottergärten. Tipp: Rasenflächen lassen sich durch Unterlassen von Mähen und Einbringen von Wildwiesen-Saatgut ganz gezielt verwildern.
  • Verzicht auf für Igel und viele andere Tiere lebensgefährliche Technik wie Mähroboter. Diese töten und verstümmeln alljährlich unzählige dieser Tiere, weil sie diese entweder nachts auf freier Flur oder tagsüber unter überhängenden Büschen überfahren.
  • Unterlassen von sämtlichem Chemie-Einsatz. Das gilt selbst für Dünger und sowieso für alles, was „Unkraut“, Insekten oder andere Lebewesen beseitigen soll.
     

Letzten Endes ist ein ökologischer Garten das krasse Gegenteil zum picobello gepflegten, minimalistischen Neubaugebiets-Garten. Dafür kann er jedoch in dicht besiedelten sowie konventionell landschaftlich geprägten Gebieten einen erheblichen Unterschied machen.
 

Nicht zuletzt kommt das der eigenen Trägheit zugute: Selbst ein sehr großer Öko-Garten, sofern er nicht gerade auch als Nutzgarten verwendet wird, macht erheblich weniger Arbeit als ein kleiner „moderner“ Garten mit wöchentlichem Rasenmähen und dem Schnitt von ökologisch weitgehend wertlosen Kirschlorbeer-, Forsythien- und ähnlichen Sträuchern bzw. Hecken. Denn gemäht und geschnitten werden muss im Öko-Garten eigentlich nichts nicht – zumindest nicht mehr als höchstens zweimal pro Jahr.
 

Übrigens spricht bei entsprechender statisch-architektonischer Eignung nichts dagegen, flache oder nur gering geneigte Dächer zu begrünen. Das gilt mitunter sogar an Stellen, die durch Photovoltaik oder Solarthermie bedeckt sind. Sofern diese Elemente nicht im selben Winkel wie die Dacheindeckung liegen (und es keinerlei Zwischenräume gibt), kann der Rest häufig sinnvoll begrünt werden.

 


[ Foto: stock.adobe.com/Ingo Bartussek --- Selbst kleine, sehr natürliche Gärten können ein gewaltiges Gegengewicht inmitten eines größeren, wenig naturnahen Umfelds bedeuten.]

 

Ansatz #6: Nachhaltigere Versorgungsansätze verfolgen
 

Auch ein Elektroauto kann seine Vorteile fast gänzlich einbüßen, wenn es mit Kohlestrom geladen und ohne Rücksicht auf Stromverbrauch, Reifen und Akku-Lebensdauer gefahren wird. Ganz ähnlich verhält es sich beim Eigenheim. Dessen Bewohner haben es selbst bei einer nachhaltigen Gestaltung durch eigenes Verhalten in der Hand, wie gut die Nachhaltigkeit wirkt.
 

Das betrifft insbesondere alles, mit dem Haus und Bewohner versorgt werden müssen. Gerade bei uns in der Region, das ist bekannt, kann ein ländliches Wohnen bedeuten, selbst für die kleinste Besorgung weite Wege in Kauf nehmen zu müssen – Wege, bei denen Lastenrad und Co. teilweise keine Alternative mehr sind. Ein der Umwelt wirklich dienliches Eigenheim hängt deshalb nicht zuletzt davon ab, wie man sich angesichts dessen verhält. Dazu einige Tipps:
 

  • Wann immer möglich, so viele Autofahrten wie möglich für Erledigungen und Besorgungen zusammenfassen. Dazu unter anderem Einkäufe sorgsam vorplanen und die Beladungskapazität des Transportmittels ausreizen. Vielleicht lassen sich mit den Nachbarn Kaufgemeinschaften aufziehen?!
  • Sofern sowieso ein neues Fahrzeug angeschafft werden muss, über ein Elektroauto nachdenken. Es mag zwar teurer sein (besonders, seitdem die Fördermittel des Bundes gestrichen wurden), aber es kann eben dank Ökostrom-Tarifen und insbesondere eigener Photovoltaik sehr ökologisch betrieben werden.
  • Wenn sich insbesondere Einzelfahrten nicht wirklich vermeiden lassen, dann tendenziell eher bestellen.
  • Zuhause versuchen, Lebensmittel selbst anzubauen, sofern die Größe und Lage des Gartens es zulässt. Doch Vorsicht: Ähnlich wie „Urban Gardening“ ist das ebenfalls nur unter bestimmten Voraussetzungen wirklich umwelt- und naturschützend.
  • Überprüfen, ob Heimarbeit angesichts von Arbeitgeber und Beruf eine Option ist.
     

Wer sein Eigenheim derart bewohnt, aussucht, baut oder umbaut, der darf sich rühmen, es deutlich besser zu machen als viele andere in Deutschland. Damit lässt sich der grundsätzlich größere ökologische Fußabdruck eines Einfamilienhauses auf ein ganz erheblich geringeres Maß zurückfahren. Eines, auf dem es besser sein dürfte als die Mehrzahl aller Wohngebäude – egal, ob nicht sonderlich modernes Mehrparteienhaus mit geringer Flächenversiegelung oder neues Einfamilienhaus voller wenig nachhaltiger Baumaterialien inmitten eines umfassend versiegelten Neubaugebiets.

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