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Elektromobilität – China als Taktgeber der Zukunft?
Über die Hälfte der weltweit produzierten Elektrofahrzeuge kommt in China vom Fließband. Das wirft allerlei Stoff für Diskussionen über Kostenvorteile, Größenvorteile und Fachwissen auf dem chinesischen Markt auf. Darüber hinaus wird spekuliert, ob China in Zukunft den Takt vorgibt, wenn es um Elektrofahrzeuge auf dem Weltmarkt geht. Wir werfen im Folgenden einen Blick auf die Entwicklung der E-Mobilität in China und wagen einen Blick in die Zukunft.
Noch sind chinesische Elektrofahrzeuge eher selten auf den deutschen Straßen zu sehen. Das heißt jedoch nicht, dass sie nicht wahrgenommen werden. BYD, Leap Motor oder Nio – viele Menschen kennen mittlerweile mindestens eine chinesische Automarke. Auf Plattformen wie dem BYD-Forum herrscht ein reger Austausch über Vor- und Nachteile der chinesischen Fahrzeugmodelle. Für zahlreiche Autokäufer sind vor allem die Preise der chinesischen Elektroautos ein Grund, diese einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Entwicklung der E-Mobilität im Reich der Mitte
Noch in den 2000er-Jahren hatte China keinen bedeutenden Einfluss auf den internationalen Automarkt. Die westlichen Hersteller dominierten und galten als technologische Vorreiter. Doch aufgrund der wachsenden Luftverschmutzung in den chinesischen Großstädten und der politischen Strategie, unabhängiger von Ölimporten zu werden, begann die chinesische Regierung, Elektroautos massiv zu fördern. Ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung der E-Mobilität in China war damit die konsequente Subventionspolitik. Staatliche Kaufprämien, Steuererleichterungen und Investitionen in Ladeinfrastruktur machten E-Autos für chinesische Verbraucher attraktiv.
Bei einer Befragung durch die Allix-Unternehmensberatung stellte sich heraus, dass 97 % der befragten Verbraucher in China beim nächsten Kauf ein Elektrofahrzeug bevorzugen würden. Zudem sind die Menschen in China mehrheitlich gewillt, ein einheimisches Modell zu wählen. Während man in Deutschland also noch dabei ist, hitzige Diskussionen über das Verbrenner-Aus zu führen und die Verbraucher entsprechend verunsichert in die Zukunft schauen, stellt man sich in China bereits ganz andere Fragen.
Günstige chinesische Fahrzeuge auch in Deutschland?
China hat damit aktuell ein paar klare Vorteile im Rennen um die E-Mobilität. Aber das könnte sich ändern. Letztendlich ist es eine Frage der Zeit, bis die internationale Konkurrenz beginnt, Schritte einzuleiten, um im Bereich E-Mobilität aufzuholen. Chinesische Automobilhersteller müssen sich also fragen, wie sie ihre aktuelle Position international ausbauen, festigen und halten können. Bislang hatten die chinesischen Automarken Probleme, auf den über Jahrzehnte gewachsenen Märkten in Europa und den USA erfolgreich zu sein. Nun sind die E-Autos eine Option, um sich einen Platz am Tisch der üblichen Verdächtigen auf dem Automobilmarkt zu sichern. Mehrere Faktoren dürfen dabei jedoch nicht aus dem Auge verloren werden.
In China selbst werden Elektroautos zu Preisen zwischen 28.000 und 40.000 Euro verkauft. In Deutschland liegt der Durchschnittspreis für ein E-Auto im Jahr 2024 bei 56.669 Euro brutto. Die deutlich günstigeren Preise für chinesische E-Autos kommen aufgrund niedrigerer Lohnkosten, staatlicher Subventionen und günstigerer Batteriekosten zustande. Der günstige Preis könnte also ein enormer Vorteil auf dem Weltmarkt sein. Dem laufen allerdings Handelskonflikte, Exportbeschränkungen und Zölle entgegen. Die chinesischen Fahrzeuge werden bei uns in naher Zukunft kaum zu den gleichen günstigen Preisen wie in ihrem Herkunftsland zu finden sein. Darüber hinaus haben europäische Fahrzeuge in der Regel einen höheren Wiederverkaufswert.
Fakt ist: Schon jetzt beeinflussen E-Fahrzeuge aus China den Markt. Welche Hersteller weiterhin nach Westen expandieren und welche aufgrund von Zöllen und Co. den Rückzug antreten, wird sich zeigen.
