SPORTMIX
Para Eishockey: Jano Bußmann zwischen Wiehl, Prag und Paralympics
Oberberg – Am kommenden Wochenende gastiert die deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft in Wiehl, um dort zwei Testspiele gegen Japan zu bestreiten – Mit dabei ist auch der 18-jährige Bergneustädter Jano Bußmann.
Von Julian Kaiser
Hinter Jano Bußmann liegen stressige Tage. Für den Para-Eishockey-Nationalspieler aus Bergneustadt ging es zu drei Länderspielen in der Slowakei, bevor am Wochenende ein echtes Highlight auf dem Programm steht. Zwei Partien mit der Nationalmannschaft gegen Japan – in der bestens vertrauten Eissporthalle in Wiehl. „Länderspiele daheim zu haben ist immer sehr, sehr cool“, betont der 18-Jährige. „Es ist schön, ein paar Leute da zu haben, die vielleicht auch ein bisschen wegen einem selber kommen“, erklärt Bußmann. Das Wiehler Eis kennt er bestens, trainiert schon sein gesamtes Leben lang dort.
Das große Ziel mit dem Nationalteam hat Bußmann dabei schon erreicht. Die Qualifikation für die Paralympics 2026 in Mailand. „Das ist mein Kindheitstraum gewesen, deshalb habe ich mich extrem darüber gefreut, da bald hinfahren zu dürfen“, unterstreicht Bußmann. Der volle Fokus liege deshalb darauf, definitiv für den Kader nominiert zu werden.
Für die deutsche Mannschaft ist es die erste Qualifikation seit 20 Jahren – und der Bergneustädter hat gute Chancen, mittendrin zu sein. Im Liga-Alltag spielt der 18-Jährige für die Wiehl Penguins, zudem in Tschechien für Sparta Prag. „Um noch ein bisschen Spielzeit mitzunehmen“, erklärt Bußmann. „Spiele sind immer wichtig, da kann man immer noch was lernen.“
![]()
[Am Wochenende wird Jano Bußmann (#14) mit dem Nationalteam wieder in Wiehl sein.]
Zumal die tschechische Liga die beste in Europa ist. „Da spielen Leute aus Norwegen, Italien, Deutschland und natürlich Tschechien, das macht es zu einer richtig guten Liga.“ Terminlich sorgt das teilweise für Schwierigkeiten, der Fokus liegt auf Deutschland und der Nationalmannschaft. Zu einem Einsatz für Prag kam es in diesem Jahr deshalb noch nicht.
Der 18-Jährige wurde mit Spina bifida geboren, einer Spaltung der Wirbelsäule. „Ich habe keine Muskulatur in meinem Bein. Eine andere Folge ist, dass meine Hüfte ein bisschen verschoben ist, um acht Zentimeter auf der linken Seite“, erklärt Bußmann. „Ich bin froh, dass ich laufen kann, vielleicht nicht richtig gut, aber solange ich das kann, möchte ich das auch machen.“
Einen Rollstuhl hat er zur Not dennoch dabei. Besonders bei längeren Strecken oder bei Camps mit hoher Belastung. Unterkriegen lässt sich der Bergneustädter davon nicht. „Ich habe eigentlich nicht viele Probleme mit meiner Behinderung.“
![]()
[Beim Para Eishockey geht es körperlich richtig zur Sache.]
Im Sommer lag der Fokus auf dem Fitnessstudio, daheim arbeitet er mit technischen Hilfsmitteln am Stickhandling. Ein Camp in den USA stand, anders in den vergangenen Jahren, derweil nicht an. „Aber es war trotzdem ein guter Sommer für mich, weil ich jeden Tag trainieren konnte“, berichtet der Abiturient. „Ich fühle mich gut vorbereitet für die Saison.“
Durchschnittlich steht Bußmann fünfmal in der Woche auf dem Eis, reist dafür auch bis nach Düsseldorf. Hinzu kommen zwei bis drei Einheiten im Fitnessstudio sowie Spiele am Wochenende – für Wiehl, Deutschland oder Sparta Prag. 14 bis 20 Trainingsstunden kommen wöchentlich zusammen.
Zum Para Eishockey gekommen ist der 18-Jährige über seinen ehemaligen Trainer Mark Müller. „Er hat mich im Kindergarten angesprochen und mir Videos vom Sport gezeigt. Das hat mich so begeistert, dass ich direkt angefangen habe“, blickt Bußmann zurück. Zwei Jahre sei er fast allein mit Mark Müller auf dem Eis gewesen. „Er hat mir wirklich alles beigebracht, dafür bin ich sehr dankbar.“ Mit der Zeit kamen Ligaspiele hinzu und die Entwicklung nahm ihren Lauf.
Die Schnelligkeit und die Körperlichkeit machen für Bußmann den Reiz am Para Eishockey aus. „Da vergisst man die Behinderung, weil man wirklich extrem schnell sind. Auf dem Eis sind alle gleich, man hat alle Möglichkeiten“, unterstreicht der 18-Jährige.
![]()
[Bußmann versucht alles, um den Puck noch vor seinem Gegenspieler zu erreichen.]
Deshalb würde er sich auch wünschen, dass Para Eishockey und die paralympischen Sportarten generell mehr Beachtung in der Öffentlichkeit finden. „Wir sind alle Leistungssportler“, betont Bußmann. „Wir stecken wirklich viel Zeit hinein und bekommen eigentlich nichts wieder Ich finde, wir hätten mehr Beachtung verdient. Trotzdem sind wir alle froh, für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen.“ Denn der Adler auf der Brust macht stolz.
Die Länderspiele am vergangenen Wochenende in der Slowakei endeten mit drei knappen Niederlagen. Grund zur Sorge ist das für Bußmann aber nicht. „Wir hatten vier Leistungsträger nicht dabei und haben das Ticket für die Paralympics schon sicher, deswegen konnten wir etwas lockerer hineingehen und mehr ausprobieren als die Slowakei“, erklärt der 18-Jährige.
Gegen Japan sollen in Wiehl - die Partien finden am Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 8:30 Uhr statt - dann möglichst auch die Ergebnisse stimmen. Damit die „Heimspiele“ für den Bergneustädter den nächsten Schritt auf dem Weg zur Erfüllung des Kindheitstraum darstellen – die Teilnahme an den Paralympics 2026 in Mailand.
.jpg)