SPORTMIX
Motocross-Auftakt nach Maß - bis Regen und Hagel kamen
Wiehl - Auftakt zur Motocross-Rennserie des ADAC in Bielstein - Zuschauer an der Strecke erlaubt - Gewitter sorgt für Rennabruch und Absagen von Läufen am Sonntag.
Von Michael Gauger
Die MX-Masters-Serie des ADAC startete an diesem Wochenende auf dem Waldkurs in Bielstein in die Rennsaison, die noch mindestens vier weitere Veranstaltungen im Kalender bereithält. Neben zahlreichen nationalen und internationalen Fahrern waren auch etliche Gaststarter gemeldet (insgesamt 200 aus 21 Nationen), die, außer bei den Masters, in den Klassen MX Youngster Cup und MX Junior Cup 85 ans Gatter rollten. Vorgeschriebene Hygiene-Schutzmaßnahmen machten den Besuch von 3.500 Zuschauern möglich, die ihre Tickets in erster Linie online ordern mussten. Auf dem gesamten Veranstaltungsgelände galt die Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern sowie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in ausgewiesenen Bereichen. Eine weitere Besonderheit: die Rennen konnten via kostenlosem Livestream auch im heimischen Wohnzimmer verfolgt werden.
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[Am Samstag präsentierte sich auch das Wetter "Master"-würdig.]
Bielstein gilt unter Fahrern und Fans als die schönste Motocross-Strecke. Vor 70 Jahren begann die Ära im Oberbergischen, in der seither viele nationale und internationale Meisterschaften ausgetragen wurden. Die Sprünge, Spitzkehren, Buckel und der anspruchsvolle Untergrund des etwa 1.815 Meter langen Waldkurses fordert die Fahrer und erfreut die Fans, die aufgrund der Hanglage beste Einsicht in die Strecke im Uelpetal haben. Hier sieht man, was im Gerangel einer Kurve geschieht, erlebt Überholmanöver im Sprung oder engen Kurven. Die Fahrer wurden von den Höhenunterschieden gefordert sowie, speziell am Samstag mit viel Sonnenschein, den schnellen Wechseln von offenen Flächen in dunkle Waldstücke, was eine große Reaktionsschnelligkeit voraussetzt. Besonders spektakulär waren die vier aufeinander folgenden Buckel nach der Zielkurve - abgesehen von den Starts, wenn es dichtgedrängt im Pulk den Berg hinaufging.
[Aus Derschlag kommt der symphatische "Local Hero" Lukas Platt, den es aus Jobgründen hierher verschlagen hat. Glück für ihn: Sein Arbeitgeber ist dem Sport ebenfalls sehr zugetan.]
In der Top-Klasse trat der Franzose Jordi Tixier auf der Sarholz-KTM zur Titelverteidigung an. Neben ihm waren die deutschen Piloten Dennis „Ulle“ Ullrich, Tom Koch und Max Nagl auf Jagd nach Spitzenplatzierungen. Rekordmeister Ullrich meldete sich mit seiner Husqvarna nach einem Jahr Verletzungspause wieder zurück. Aber auch die Youngsters ließen im ersten Lauf nichts anbrennen. Mehrere Führungswechsel an der Spitze, Überrundungen und Stürze machten die Rennen am Samstag spannend bis zum Schlus. Der Österreicher Marcel Stauffer (#401) markierte im ersten Rennen mit seiner KTM mehrere Bestzeiten und startete fünf Minuten vor Ende des ersten Rennens eine Aufholjagd zur Spitze, die der Deutsche Noah Ludwig (#300, KTM) für Becher Racing innehatte. In der vorletzten Runde waren es keine drei Sekunden Vorsprung, die Ludwig vor Stauffer fuhr. Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich lautete der Zieleinlauf beim ersten Rennen, denn nach Ludwig und Stauffer holte sich im letzten Moment KTM-Pilot Liam Everts (#72) den dritten Platz vor Maxime Grau.
Im ADAC MX Junior Cup 85 begann Noel Zanocz die Saison im Samstagsrennen mit einem perfekten Einstand. Der Ungar legte einen Start-Ziel-Sieg hin, doch Vitezslav Marek und Janis Martins Reisulis ließen sich nicht abschütteln. Zum Ende machte Marek nochmals Druck, musste sich aber mit Rang zwei vor Reisulis begnügen. Bester Deutscher in dieser Klasse wurde Linus Jung auf Rang neun.
[Jörg Steinhausen hatte an diesem Wochenende so manche Orga-Entscheidung zu treffen.]
Der 1. Vorsitzende des MSC Drabenderhöhe-Bielstein, Jörg Steinhausen, berichtete, dass vor etwa acht Wochen die „Hebel umgelegt“ wurden und gemeinsam mit dem ADAC nahezu täglich an der Strecke und der gesamten Veranstaltung gewerkelt wurde. Seit nunmehr sieben Jahrzehnten wird die „alte Lady“, wie er die Strecke liebevoll bezeichnete, durch die Mithilfe von Kommune und Nachbarschaft am Leben gehalten, denn für solch eine Veranstaltung müssen unter anderem auch notwendige Streckensperrungen durchgeführt werden.
„3.500 Zuschauer sind im Jahr 2021 zugelassen. Leider reicht dies nicht, um solch eine Veranstaltung finanziell zu decken“, erklärte Steinhausen. Glücklicherweise kann sich der Verein aber auf starke Partner der Region verlassen. Er selbst freue sich am Abend auf eine Zusammenfassung des Tages, schmunzelte Steinhausen, denn während der Läufe galt es für ihn, andere Aufgaben wahrzunehmen.
[Max Nagl vom Krettek-Haas-Racing Team konnte am Wochenende beide Läufe für sich entscheiden.]
Im ersten Rennen der „Königsklasse“ über insgesamt 16 Runden holte sich die Nummer 12, Max Nagl, auf seiner Husqvarna schnell die Führung und damit auch den „Holeshot“, den Startsieg. Lokalmatator Lukas Platt, der für den MSC Wiehl-Drabenderhöhe startet, lag zu Beginn auf Position zehn und machte Jagd auf die Spitze. Jordi Tixier (#911) und Tom Koch (#226) behaupteten die Plätze zwei und drei. Tixier fuhr volle Attacke und machte nahezu jede Runde zwei Zehntel auf Nagl gut, der aber energisch dagegenhielt.
Mit nur etwas über drei Zehntelsekunden Vorsprung sicherte sich Nagl, der ständig pushen musste, in einem spannenden Finale den Sieg vor Tixier und Koch. Dennis Ullrich erreichte Rang vier, nachdem er kurz vor Rennende seinen vor ihm fahrenden Konkurrenten noch überholen konnte. Lukas Platt landete am Ende auf dem 14. Platz.
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Was die Witterung betrifft, präsentierte sich der Sonntag bedauerlicherweise von einer komplett anderen Seite, denn etwa zehn Minuten nach dem Start des ersten Laufs der Masters ließ ein Wolkenbruch mit Hagel einen Teil der Zuschauer, die in größerer Zahl vor Ort waren, regelrecht flüchten. Nur die Hartgesottenen harrten, mit Regenjacke und Schirm bewaffnet, aus. Die plötzlich schlechten Streckenverhältnisse mit Sturzbächen in mehreren Teilen der Strecke ließen der Rennleitung keine Wahl, ein Rennabbruch und eine Unterbrechung bis zum Restart um 15:15 Uhr war die Folge. Der Wettbewerb der 85ccm Klasse wurde hingegen komplett abgesagt.
Der Neustart des zweiten und letzten Laufs erfolgte in verkürzter Form von 20 Minuten plus zwei Runden, zu dem sich 33 Piloten am Startgatter einfanden. Aufgrund der extremen Streckenverhältnisse kam es zu mehreren Stürzen. Erneut konnte sich Max Nagl behaupten und fuhr einen sicheren Sieg mit über 20 Sekunden Vorsprung ein. Nagl erklärte später, dass man seitens der Fahrer kurz über eine wetterbedingte Startabsage diskutiert, letztendlich aber doch umgedeacht habe, denn schließlich sei es „ihr Job“, hier zu fahren. Platz zwei ging an den Letten Karlis Sabulis vor Jordi Tixier. Privatfahrer Lukas Platt, der einzige oberbergische Teilnehmer, belegte einen guten elften Rang im vorderen Mittelfeld. Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker übernahm die Siegerehrung und dankte allen Akteuren, die zur Durchführung beigetragen haben,sowie den Zuschauern.
Einzig den U21-Youngsters blieb das Privileg, drei Läufe zu absolvieren, auch ihnen forderte der rutschige Boden alles ab und es kam zu ungewollten „Ausrutschern“. Mit Maximilian Spies siegte ein deutscher Pilot vor Maxime Grau (Frankreich) und Martin Venhoda (Tschechische Republik).
Weitere Informationen und Ergebnisse unter www.adac-motorsport.de/adac-mx-masters
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