SOZIALES
Viel gegeben, aber auch viel bekommen
Oberberg – Nach 30 Jahren übergibt Pastorin Christa Dresbach-Schnieder die Leitung der Evangelischen Telefonseelsorge Oberberg in die Hände von Diakon Arno Molter – 63-Jährige baute das Angebot im Kreis mit auf.
Von Lars Weber
Die Evangelische Telefonseelsorge Oberberg hat eine neue Leitung. Nach 30 Jahren in dieser Position überreichte Pastorin Christa Dresbach-Schnieder heute die Schlüssel für die Büroräume an ihren Nachfolger, den 58-jährigen Diakon Arno Molter. Für Dresbach-Schnieder war es eine emotionale Angelegenheit, hat sie doch das Angebot der Telefonseelsorge im Oberbergischen von Grund auf mit aufgebaut. „Ich war immer mit viel Emotion und Herzblut dabei, das hat viel Anstrengung gekostet“, sagt die 63-Jährige. Aber gerade von den vielen Ehrenamtlern, die sie in den Jahren begleiten durfte, hat sie viel zurückbekommen. Jetzt geht sie in Altersteilzeit.
Zu den Gründern der Telefonseelsorge im Oberbergischen zählen Altsuperintendent Horst Ostermann, Pfarrerin Ruth Brücher und der damalige Landeskirchenrat Georg Steinhoff. Dresbach-Schnieder wurde gleich mit ins Boot geholt. Das war 1990, zwei Jahre vor dem offiziellen Start. Die Pastorin hatte gerade ihr erstes Kind bekommen und stürzte sich sogleich in die neue Aufgabe, indem sie mit drei weiteren Mitarbeiterinnen die Telefonseelsorge auf Honorbasis aufbaute. Nach einer Akquise der Mitarbeitenden und deren Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem damaligen Referenten für Diakonie Ralf Zimmermann wurde der Telefondienst am 14. März 1992 mit 22 ausgebildeten Ehrenamtlichen gestartet. Dresbach-Schnieder bekam die Leitung übertragen.
Obwohl das Angebot im Kreis neu war: Der gute Ruf des Dienstes eilte ihm voraus. „Die ersten Anrufer waren nicht reserviert oder hatten Probleme, sich mitzuteilen, sie waren sofort offen.“ 1992 waren die Ehrenamtler von 14 bis 24 Uhr zu erreichen. 828 Menschen griffen bereits zum Hörer. Inzwischen sind es mehr als 13.000 jedes Jahr. Dank der Kooperation mit anderen Telefonseelsorgen ist das Telefon 24 Stunden und sieben Tage die Woche besetzt.
Die Ängste und Sorgen der Menschen hätten sich in drei Jahrzehnten kaum verändert, sagt Dresbach-Schnieder. „Es geht fast immer auch um Einsamkeit.“ Außerdem um Druck in der Familie oder am Arbeitsplatz oder um psychische Erkrankungen. Und auch Gesellschaft bestimmende Themen spiegeln sich wider, wie Wirtschaftskrisen oder jetzt die Pandemie.
Die Pandemie hat auch die geplante Ausbildung weiterer Ehrenamtler zuletzt verhindert. Im Moment engagieren sich bei der Telefonseelsorge etwa 30 Männer und Frauen. Die Realisierung dieses Kurses ist nun das erste Ziel des neuen Leiters. Arno Molter ist Diakon der Evangelischen Kirche und Diplom-Sozialarbeiter. Seit 1995 wohnt er in Wipperfürth und arbeitete zuletzt als selbstständiger Berufsbetreuer. In seiner beruflichen Laufbahn sind Menschen immer wieder mit ihren Sorgen und Ängsten auf ihn zugekommen, das Thema begleitet ihn also schon lange. Molter weiß, dass er an die gute Arbeit von Dresbach-Schnieder anknüpfen kann und freut sich auf die Herausforderung und besonders auf die Arbeit mit den Ehrenamtlern.
Zu erreichen ist die Evangelische Telefonseelsorge Oberberg, eine Einrichtung der Diakonie im Kirchenkreis An der Agger, unter der bundesweit einheitlichen Nummer Tel.: 0800/1 11 01 11. Weitere Informationen zur Telefonseelsorge gibt es auch hier.
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