SOZIALES

Suppenküche benötigt Hilfe

lw; 20.11.2020, 16:51 Uhr
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Foto: Lars Weber --- Plastikdosen statt Gemeinschaft: Die Pandemie hat die Abläufe in der Suppenküche in Steinenbrück auf den Kopf gestellt. Um den Betrieb langfristig zu sichern, hoffen Leiterin Miriam Neufurth und Markus Lüdorf, zweiter Vorsitzender des Trägervereins Lebenswert Oberberg, auf Spenden.
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Suppenküche benötigt Hilfe

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lw; 20.11.2020, 16:51 Uhr
Gummersbach – Angebot in Steinenbrück geht das Geld aus – Betrieb ist noch nicht gefährdet – Corona sorgt für große Einschränkungen.

Von Lars Weber

 

Die Menschen sitzen mit heißem Essen an den Tischen. Sechs bis sieben Leute passen an einen Tisch. Insgesamt kommen schonmal locker mehr als 20 Personen zusammen. Vor ihnen steht eine dampfende Mahlzeit für die leeren Mägen. Es wird sich unterhalten, viele kennen sich von dort, sie lachen miteinander. Gemeinschaft wird hier großgeschrieben. Nach dem Essen gibt es noch eine kleine Andacht, der die meisten gerne beiwohnen. Diese knappe Stunde in der Hömerichstraße 34 in Steinenbrück ist für viele der Menschen einer der schönsten Teile des Tages, bevor es wieder in die leere Wohnung geht. Beziehungsweise: Er war einer der schönsten Teile. Denn gerade ist natürlich auch in der Suppenküche in Steinenbrück alles anders als in dieser Szene aus der Vergangenheit. Die Pandemie hat den Betrieb auf den Kopf gestellt. Und ausgerechnet jetzt sieht es auch finanziell nicht gut aus.

 

Markus Lüdorf ist zweiter Vorsitzender des Vereins Lebenswert Oberberg, der 2014 extra für den Betrieb der Suppenküche aus der Taufe gehoben wurde. Diese ging vor fünf Jahren in einer ehemaligen Backstube in dem Wohnhaus an den Start, das Lüdorf auch besitzt. Ein Glücksfall für das Angebot, denn Miete muss der Verein nicht bezahlen, lediglich die Nebenkosten. Auch beim Essen, das montags, mittwochs und freitags ab 12 Uhr ausgegeben wird, hat der Verein große Unterstützung, denn es wird von Menü-Catering Schmidt aus Strombach unentgeltlich gekocht. Rund 20 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass der Laden läuft, nur Leiterin Miriam Neufurth ist angestellt. Hinzu kommen Nebenkosten und die Kosten für das Auto. Und nun, kurz nach dem fünften Geburtstag der Suppenküche, geht dem Verein langsam das Geld aus. „Der Kontostand ist beängstigend“, sagt Lüdorf offen.

 

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Die Pandemie sei ein Faktor. Die Suppenküche finanziert sich zu 100 Prozent aus Spenden, aber durch Kurzarbeit und viel Unsicherheit ist die Spendenbereitschaft zurückgegangen. Zudem musste die Suppenküche im ersten Lockdown natürlich schließen, und nach der Wiedereröffnung war nichts mehr wie vorher. Im Moment darf jeder Kunde die Räume nur einzeln betreten, drinnen bekommt er das Essen abgepackt in Dosen. Die Mahlzeit zu sich nehmen muss er zu Hause. „Manche fragen uns nach Besteck, sie haben so großen Hunger. Aber wir dürfen ihnen keins geben.“  Damit beschädigen die Auswirkungen der Pandemie gerade den Grundgedanken, weshalb die Suppenküche überhaupt erst gegründet wurde.

 

„Viele der Menschen in den Siedlungen in Steinenbrück leben bereits hier seit der Gründung in den 60er-Jahren“, erzählt Lüdorf. Viele von ihnen seien inzwischen nicht nur älter geworden, sondern auch einsam. Für diese Menschen, für die Bedürftigen und auch als Bindeglied für die vielen Menschen mit Migrationshintergrund in Steinenbrück wollte die Suppenküche ein Anlaufpunkt sein. Natürlich sind aber auch Menschen aus anderen Stadtteilen willkommen, betont Neufurth. Der Gedanke der Gemeinschaft wird nicht nur am Esstisch, sondern auch in Angeboten wie der Andacht, Deutschkursen, einem Seniorenfrühstück oder einem Essen an Heiligabend verfolgt.

 

Corona hat davon im Moment nicht mehr viel übriggelassen, was besonders die Menschen trifft, die nicht nur für das Essen, sondern für diese Gemeinschaft gekommen sind. „Es kommen etwa halb so viele Menschen wie vorher, so zehn bis 15, dabei ist der Bedarf ja nicht kleiner geworden“, sagt Neufurth. „Manche haben auch gesagt, dass sie erst wiederkommen, wenn alles wieder normal ist.“ Doch das kann noch dauern. Und gerade jetzt, wenn es früh dunkel wird und die Adventszeit vor der Tür steht, bräuchten die Menschen Gesellschaft. „Zu Weihnachten werden wir den Menschen auch eine Kleinigkeit auf den Weg geben, wenn wir schon nicht gemeinsam feiern können“, sagen Lüdorf und Neufurth.

 

Die finanziellen Sorgen sollen sie davon nicht abhalten. Der Betrieb soll auf jeden Fall weitergehen, sagt Lüdorf, auch wenn das heißen könnte, dass zum Beispiel Miriam Neufurth erst einmal ehrenamtlich weitermachen muss. Die Suppenküche aufgeben, das kommt für sie nicht infrage.

 

Weitere Informationen zur Suppenküche Steinenbrück und die Möglichkeit, das Projekt zu unterstützen, gibt es hier.

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