SOZIALES
Marienheider Unternehmer geben Kindern eine Zukunft
Marienheide – Mit Hilfe der Reiner Meutsch Stiftung „Fly & Help“ unterstützen Nico und Dr. Tino Kessler-Thönes den Bau einer Schule in Madagaskar.
Von Peter Notbohm
Einmal eine Schule für Kinder in Not bauen und damit einer ganzen Region helfen. Diesen Herzenswunsch erfüllen sich momentan Nico und Dr. Tino Kessler-Thönes und unterstützen mit Hilfe der Stiftung „Fly & Help“ von Reiner Meutsch den Bau einer Schule auf Madagaskar. Die beiden Brüder sind Geschäftsführer der Dr. Kessler Hochsitz Akademie in Marienheide-Müllenbach, eine digitale Jagdschule. Im Mai 2019 gründeten sie das Unternehmen und schworen sich vom ersten Tag an, auch eine gesellschaftliche Verantwortung übernehmen zu wollen, um einen Unterschied im Leben anderer zu machen. Die beiden christlich geprägten Männer beschlossen deshalb ihren ersten Gewinn für wohltätige Zwecke zu verwenden.
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[Am Bau des neuen Schulgebäudes beteiligt sich das komplette Dorf. Hier wird der Platz ausgehoben.]
Den ersten Kontakt zu Reiner Meutsch hatte Tino Kessler-Thönes im Rahmen einer großen Sommerfeier 2017 und war von dessen Konzept sofort begeistert. „Ich habe mir damals geschworen, dass ich eine Schule für benachteiligte Kinder bauen werde, wenn ich jemals das Geld dafür habe“, erzählt der 42-Jährige rückblickend. Der Plan, ein Mädchen-Gymnasium in Indien zu errichten, scheiterte noch, der Wille der beiden Brüder blieb aber ungebrochen. Sie erinnerten sich an Reiner Meutsch zurück, der im September des vergangenen Jahres das Bundesverdienstkreuz erhalten hat und kontaktierten den Stiftungsgründer per E-Mail.
Fly & Help Stiftung
500 Schulen hat Reiner Meutsch mit seiner 2009 gegründeten Stiftung Fly & Help mittlerweile gebaut. Jeder Cent wird vor Ort eingesetzt, Verwaltungskosten der Stiftung werden durch Sponsoren getragen oder von Meutsch aus eigener Kasse bezahlt. Weit über 21 Millionen Euro konnten bislang als Fördervolumen umgesetzt werden. Hauptziel ist die Förderung von Schulbildung. Mit Hilfe von Spenden werden schwerpunktmäßig neue Schulen in Entwicklungsländern errichtet.
„Er hat uns innerhalb einer Stunde aus seinem Urlaub geantwortet“, ist Kessler-Thönes heute noch überrascht, wie rasant sich alles entwickelt hat. Als Ziel wurde ein Dorf nahe der kleinen Stadt Betafo in der Region Vakinankaratra auf Madagaskar ausgesucht. Das afrikanische Land ist mit etwa 25,6 Millionen Einwohnern nach Indonesien der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat der Welt. Das für seine wunderschöne Natur bekannte Land gehört nach einem Staatsreich 2009 zu den zehn ärmsten Nationen weltweit. Viele Menschen haben weniger als einen Dollar, der ihnen pro Tag zur Verfügung steht. Etwa zehn Prozent aller Kinder sterben bevor sie das fünfte Lebensjahr erreichen, Schulbildung ist für viele nur ein vager Traum. Madagaskar hat eine sehr hohe Analphabetenrate. „Es gibt viel Tagelöhnerei, Überfälle und durch Mangelernährung verursachte Kleinwüchsigkeit sind weit verbreitet. Dort denkt niemand an Schulbildung“, weiß Kessler-Thönes, dass die Budgets für Bildung und Gesundheit deutlich reduziert wurden.
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[Ohne Ochsenkarren wären die Arbeiten kaum zu verrichten.]
Das soll sich zumindest in Betafo ändern. Hier wurden die Schüler bislang in Klassen von bis zu 70 Kindern in einem maroden Gebäude sowie in der örtlichen Kirche unterrichtet. Überall regnet es hinein, gerade einmal zwei Plumpsklo dienten als sanitäre Anlage für weit über 200 Menschen. Die Bauarbeiten für das neue Gebäude, das mindestens 40 Jahre halten muss, mit fünf Räumen, einer Außenküche sowie einer Brunnenanlage haben im Oktober begonnen und das gesamte Dorf ist in die Arbeiten involviert – mit Ochsenkarren wird unter anderem der Beton angemischt. 50.000 Euro stecken in dem Projekt, an dem auch die Don Bosco Stiftung und die Deutsche Botschaft beteiligt sind. Von dem Geld wird nicht nur das neue Schulgebäude finanziert, auch Lehrmaterialien werden hiervon angeschafft.
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[Nach rund acht Wochen Bauzeit steht der Rohbau bereits zu großen Teilen.]
Nach der Fertigstellung wird die Schule in den Staatsbesitz übergeben, die Deutsche Botschaft kontrolliert im Zwei-Jahres-Takt aber weiterhin, dass alle vertraglichen Pflichten eingehalten und vorgelebt werden und die Projekte damit auch nachhaltig sind. „Das gibt uns Sicherheit, dass das Geld am richtigen Fleck ist“, meint Kessler-Thönes. Zur geplanten Eröffnung im Oktober dieses Jahres will er mit seinem Bruder unbedingt vor Ort dabei sein und hat auch schon weitere Pläne für die Zukunft. Reiner Meutsch haben die beiden Brüder während der ersten Planungen gefragt, ob es Menschen gibt, die mehr als ein Projekt sponsern – drei Schulen sind bislang das Maximum. „Diesen Rekord wollen wir brechen und nach Möglichkeit jedes Jahr eine Schule gründen“, sagt der oberbergische Unternehmer. „Wenn ich mir ausrechne, wie viele Kinder dadurch eine Chance erhalten werden, spornt uns das unheimlich an, unseren Beitrag dazu zu leisten.“
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