SOZIALES

Kontaktverbot: Für ältere Menschen belastend

bv; 02.04.2020, 09:00 Uhr
Archivfoto: Michael Kleinjung --- Gerade ältere Menschen in Betreuungseinrichtungen benötigen den Kontakt zu ihren Familienangehörigen und Bekannten.
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Kontaktverbot: Für ältere Menschen belastend

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bv; 02.04.2020, 09:00 Uhr
Oberberg - Gerade die Bewohner von Altenheimen und Pflege-Einrichtungen vermissen in der Corona-Krise den Kontakt zu ihren Angehörigen.

Von Bernd Vorländer

 

Sich an das Kontaktverbot zu halten - das fällt vielen Menschen nicht leicht. Gerade, wenn man gewohnt ist, Bekannte und Verwandte zu treffen, gemeinsam zu sprechen, zu feiern, zu lachen. Um wie viel schwerer muss es aber für ältere Menschen in Pflegeinrichtungen sein, die nach einem entsprechenden Erlass der Landesregierung derzeit aufgrund der Corona-Gefahr keinen Besuch ihrer engsten Familienangehörigen empfangen dürfen? "Es ist eine unglaubliche Herausforderung für uns alle", kennzeichnet Natalie Löwen, Pflegedienstleiterin des Caritas-Seniorenzentrums St. Mariä Heimsuchung in Marienheide die Situation. Für viele der insgesamt 86 Bewohner sei der oft tägliche Besuch von Partnern oder Kindern ein absoluter Höhepunkt. Entsprechend groß sei die Enttäuschung, wenn genau diese, oft auch psychisch stabilisierenden Besuche ausblieben. "Alle, die die Nachrichten verstehen, können das ja schweren Herzens nachvollziehen. Aber diejenigen mit beginnender oder mittelstarker Demenz nehmen das persönlich, beziehen die Kontaktlosigkeit auf sich und werden mutlos", berichtet Löwen über die derzeitige Situation.

 

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Umso gewaltiger sei jetzt die Verantwortung, aber auch Belastung für die 69 Beschäftigten, die neben der körperlichen Pflege nun auch gefordert seien, die Bewohnern psychisch zu stützen. "Das machen alle gerne, aber die Situation und manche Träne belastet natürlich auch uns", so Löwen. In allen Zimmern ist zwar Internet vorhanden, jetzt sollen jedoch Tablets angeschafft werden, sodass die Bewohner auch die Möglichkeit bekommen, per Video-Telefonie Kontakt zu ihren Liebsten zu halten. Skype und Facetime nutzt man bereits bei den AWO-Senioren-Einrichtungen in Wiehl und Ründeroth. "Alles, was technisch möglich ist, stellen wir unseren Bewohnern zur Verfügung, erklärt AWO-Kreisverbandsgeschäftsführerin Martina Gilles. Sie freut sich vor allem darüber, dass eine alte Tradition auflebt: "Es werden wieder Briefe geschrieben. Es hat sich in unseren Häusern ein reger Briefverkehr entwickelt. Das empfinde ich als wunderschön."

 

[Foto: Bernd Vorländer --- Im AWO-Altenzentrum in Ründeroth gibtes Kontakt nach "draußen" per Skype, aber auch Briefe werden geschrieben.]

 

Auch bei der AWO versuchen die Beschäftigten, mit Worten des Trostes und entsprechenden Gesten die fehlende Nähe der in den Einrichtungen lebenden älteren Menschen zu ihren Familien zu kompensieren. Neben der Corona-Bedrohung werde derzeit die Gefährdung durch Influenza-Viren beinahe vergessen, warnt Gilles vor weiteren Gefährdungen. Auf den Stationen und in den Wohnbereichen würden deshalb alle notwendigen Maßnahmen ergriffen.

 

Auch wenn Besuche in Altenpflegeinrichtungen untersagt sind, so gibt es dennoch Ausnahmen, wie Natalie Löwen schildert. Wenn Bewohner im Sterben lägen, würden bei den engsten Angehörigen Ausnahmen gemacht.

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