SOZIALES

Im Wettlauf gegen die Zeit

ks; 08.02.2023, 17:00 Uhr
Fotos: Aziz Kocyigit --- In der Hermannsburg sind heute viele Menschen zusammengekommen, um den Betroffenen in der Erdbebenregion zu helfen. 
SOZIALES

Im Wettlauf gegen die Zeit

ks; 08.02.2023, 17:00 Uhr
Oberberg – Zahlreiche Oberberger habe nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien gespendet – Der Transport von Sachspenden gestaltet sich schwierig – Diverse Spendenkonten wurden eingerichtet.

Nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Hilfsbereitschaft im Oberbergischen groß. So wie an der Gummersbacher Hermannsburg und bei Rp Royal in Vollmerhausen wurden an zahlreichen Stellen Sachspenden abgegeben, darunter wärmende Kleidung, Decken, Schlafsäcke und Hygieneartikel – Dinge, die in den zerstörten Gebieten dringend benötigt werden. Doch die Massen an Spenden zu verladen und auf den Weg zu bringen, ist leichter gesagt als getan.

 

„Wir haben die Abgabe von Sachspenden heute Morgen gestoppt. Innerhalb von zwei Tagen ist sehr viel gespendet worden. Wir haben keinen Platz mehr“, sagte Aziz Kocyigit, Mitglied des Alevitischen Kulturzentrums Oberberg. Auch wenn viele Menschen ihre Arbeit laut Roshani Thanapalasingham vom Gummersbacher Integrationsrat hätten stehen und liegen lassen und mit anpacken würden (OA berichtete), seien nun viele mit den gespendeten Massen überfordert.

 

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„Dass so viel gespendet worden ist, zeigt, wie groß die Solidarität ist“, sagte Recep Özgül, Vorstandsmitglied der Türkisch Islamischen Gemeinde in Bergneustadt. Doch das Sammeln von Sachspenden ergebe für die Gemeinde momentan „keinen Sinn“. Nach einem Austausch mit türkischen Hilfsorganisationen rät Özgül dazu, Geld und Medikamente zu spenden. „Die Sachen sind in der Türkei viel günstiger.“ Für das gleiche Geld könne vor Ort die drei- oder sogar vierfache Menge erworben werden. Auch Kleidung könne in der Türkei als Textilland schnell und günstig beschafft werden.

 

[Aufgrund von Platzmangel können an der Hermannsburg keine weiteren Sachspenden abgegeben werden.]

 

Özgül erinnert an das Erdbeben von Gölcük im Jahr 1999. Auch damals habe es hinsichtlich der Hilfslieferungen Komplikationen gegeben, unter anderem beim Zoll. Die Spenden nun in die Türkei zu bringen, dauere bis zu 14 Tage, schätzt Özgül: „Wir reden ja nicht von Istanbul.“ Auf dem Weg in das betroffene Gebiet staue sich der Verkehr in Richtung Adana bereits ab der Stadt Konya. „Die Zufahrt ist sehr schwierig. Auf türkischem Gebiet wurden zehn große Städte, zum Teil Millionenstädte, zerstört. Der Verkehr geht nur sehr schleppend voran, und es schneit weiterhin“, so Özgül. Außerdem sei der Transport kostenintensiv.

 

[Die Sachspenden wurden in Kisten gepackt, welche anschließend beschriftet worden sind.]

 

Auch die Mitglieder des Alevitischen Kulturzentrums stehen mittlerweile mit Hilfsorganisationen vor Ort in Kontakt. Außerdem bemühen sie sich um Kooperationen mit weiteren Organisationen. An der Hermannsburg wurden die Spenden heute tatkräftig sortiert, verpackt, beschriftet und in einen Transporter verladen. Dabei seien hauptsächlich medizinische Spenden verladen und nach Köln gebracht worden. „Dort wurden die Spenden in einen LKW geladen, der um 15 Uhr Richtung Türkei gestartet ist“, so Kocyigit. In der Hermannsburg werde nun weiterhin sortiert und gepackt. „Viele möchten spenden und helfen. Das ist toll, aber Geldspenden kommen schneller an.“ Über das Alevitische Kulturzentrum seien bis zum Nachmittag bereits über 14.000 Euro zusammengekommen.

 

Auch die UNICEF-Gruppe Oberbergischer Kreis ruft nach dem schrecklichen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet dringend zu Spenden auf. Die Naturkatastrophe trifft insbesondere auf der syrischen Seite Millionen Menschen, die nach zwölf Jahren Bürgerkrieg ausgezehrt sind und häufig alles verloren haben. Das Beben der Stärke 7,8 traf mehrere syrische Städte – darunter Aleppo, Idlib, Homs, Hamah und Lattakia.

 

Zusammen mit seinen Partnern untersucht UNICEF das Ausmaß der Schäden sowie den Bedarf der Hilfe und unterstützt erste Hilfsmaßnahmen in Syrien. Partner würden von schweren Zerstörungen an Schulen, Gesundheitseinrichtungen sowie Wasserleitungen und Wassertanks berichten. Die Hilfe für die Familien in Syrien werde sowohl aus dem Land selbst sowie grenzüberschreitend von der Türkei aus organisiert.

 

[In den Transporter wurden überwiegend medizinische Artikel verladen.]

 

Viele Menschen im Oberbergischen sind von dem Erdbeben persönlich betroffen, bangen oder trauern um Angehörige und Freunde. Mehr als 10.000 Menschen kamen ums Leben, die Zahl der Toten steigt stündlich weiter an. Auch die Türkisch Islamische Gemeinde in Bergneustadt trauert. So habe ein ehemaliger Vorsitzender der Gemeinde seine 25-jährige Tochter, die einst in einer Bergneustädter Apotheke tätig war, und sein Enkelkind verloren. Beide sind in Adana tot geborgen worden. „Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Opferzahlen werden weiter steigen. Noch zwei Tage – und dann gibt es keine Hoffnung mehr“, befürchtet Özgül – und hofft zeitgleich auf Wunder.

 

[Die Organisationen bitten vorzugsweise um Geldspenden.]

 

Der Caritasverband Oberberg, der Moscheeverein Bergneustadt und die Diakonie des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger setzen sich gemeinsam für die Erdbebenopfer ein. Spenden können an folgende Konten überwiesen werden:

 

Kontoinhaber: Caritas Oberberg

IBAN: DE45 3845 0000 0000 2210 10

Stichwort: Erdbeben

 

Kontoinhaber: Moschee Gemeinde Bergneustadt

IBAN: DE45 3845 0000 1000 6474 85

Stichwort: Erdbeben

 

Kontoinhaber: Diakonie Evangelischer Kirchenkreis An der Agger

IBAN: DE16 3506 0190 1010 1060 16

Stichwort: Erdbeben

 

Auch das Alevitische Kulturzentrum Oberberg sammelt Geldspenden:

 

Kontoinhaber: Alevitisches Kulturzentrum Oberberg

IBAN: DE93 3845 0000 1000 3793 86

BIC: WELADED1GMB

Stichwort: Erdbeben Türkei 2023

 

Geldspenden können außerdem an UNICEF überwiesen werden:

 

Kontoinhaber: UNICEF

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00

BIC: BFSWDE33XXX

Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien

 

Kontoinhaber: UNICEF Oberbergischer Kreis

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE84 3702 0500 3030 5210 23

BIC: BFSWDE33XXX

Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien

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