SOZIALES
Gegen die Einsamkeit und für das Miteinander
Wiehl - An vier Tagen veranstaltet die Kirchengemeinde Wiehl eine Reihe mit Mittagsvesper und dem Ziel, die Gesellschaft zusammenzubringen.
Von Leif Schmittgen
Es ist für die Pfarrerinnen Judith Krüger aus Wiehl und Anneke Ihlenfeldt vom Kirchenkreis an der Agger eine Herzensangelegenheit, Menschen zusammenzubringen. Verschiedene Formate gab es in der Vergangenheit bereits, und hat man sich andernorts eines Vorbilds bedient und es erstmals im Oberbergischen Kreis etabliert. Seit Jahren ist die Vesper im Westfälischen gewachsen und erfreut sich in der Bevölkerung immer größerer Beliebtheit. Erstmals fanden sich Menschen unterschiedlicher Herkunft aus dem Umkreis in der evangelischen Kirche in Wiehl ein, um dort gemeinsam zu speisen und sich auszutauschen.
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Und genauso hatten es sich die beiden Organisatorinnen, die schon im Januar ein achtköpfiges Ehrenamtsteam als Unterstützer zur Planung gewonnen hatten, auch vorgestellt. „Es geht nicht nur um die finanziell Bedürftigen. Viele Menschen leiden an sozialer Armut und wir möchten etwas gegen die Einsamkeit unternehmen“, berichtete Ihlenfeldt von der Intention, bis zu 200 Menschen in der eigens umgerüsteten Kirche zu begrüßen. Natürlich stehe bei der Aktion auch der Glaube im Fokus und man möchte für das Thema Kirche sensibilisieren.
Die Gemeinde und die Infrastruktur in Wiehl eigneten sich laut Ihlenfeldt für den Kirchenkreis nahezu ideal: „Die Kirche ist barrierearm und gut zu erreichen." Das Wichtigste aber sei, dass die Gemeinde das auch wolle. Deswegen war die „Pfarrerin auf dem Markt“ – so ihre Stellenbeschreibung – bei Judith Krüger auf offene Ohren gestoßen. Auch in finanzieller Hinsicht gab es Unterstützung vom Förderverein der Wiehler Kirche. Der Großteil – rund 6.000 Euro – wurde von der Landeskirche übernommen, ein weiterer Teil stammt aus dem Gemeindesäckel. Von Gesamtkosten in Höhe von etwa 10.000 Euro gehen die beiden Kirchenvertreterinnen aus. Die Teilnahme ist kostenlos. „Wir freuen uns aber sehr über Spenden“, sagt Krüger.
Zur Premiere geht die Pfarrerin nicht von Kostendeckung aus. Wenn die Sache aber angenommen wird, könne man eine Wiederholung anstreben. Die Werbetrommel für das kostenlose Mittagessen rührten die Gemeindemitglieder in den umliegenden Geschäften, Schulen und bei Vereinen im Wiehler Stadtgebiet. „Wir hoffen, dass viele Menschen ihre Mittagspause bei uns verbringen und miteinander ins Gespräch kommen.“ Mit der Aktion möchte die Gemeindepfarrerin dazu beitragen, die Gesellschaft wieder näher zusammenzubringen.
Auch Notfallseelsorger Reinhard Schmidt hat am Tisch Platz genommen und bietet den Gästen bei Bedarf Gespräche an. Er genießt gemeinsam mit Besucher Ralf Herbert Puhl (Foto rechts) aus Merkausen die von einem Marienberghausener Gastronomiebetrieb gekochten Spätzle mit Geschnetzeltem. „Ich finde es gut, wenn Kirchen nicht nur in Licht und Steine investieren“, sagt er und nimmt den Austausch mit seinen Mitbürgern gerne an. Kaplan Markus Brandt von der katholischen Kirche schaute ebenfalls vorbei. Am morgigen Mittag geht es von 11:30 bis 14 Uhr mit der nächsten Vesper un einer warmen Mahlzeit an den Essenstischen in der Kirche weiter. Am Samstag (19 Uhr) steht ein Poetry Slam mit Valerie Lill auf dem Programm und am Sonntag endet das viertägige Angebot mit einem Frühstücksgottesdienst im Gemeindehaus, musikalisch begleitet vom CVJM-Posaunenchor Remperg.
