SOZIALES

Die persönliche Begegnung macht den Unterschied

lw; 11.08.2021, 16:48 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Familienministerin Christine Lambrecht (r.) unterhält sich mit zwei Patenschaftstandems. Lamis Hussein (v.l.) und Hildegard Lichtinghagen bilden schon lange ein Team. Lichtinghagen wurde Lamis an die Seite gestellt, nachdem sie als Siebenjährige nach Deutschland gekommen war. Daneben sind Vanessa Wafzig und Janina Dißelbreder, die sich zwar erst zwei Monate kennen, aber schon Freundinnen geworden sind.
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Die persönliche Begegnung macht den Unterschied

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lw; 11.08.2021, 16:48 Uhr
Gummersbach – Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht besuchte Caritas-Kaufhaus und informierte sich über die Angebote des Verbands – Patenschaftsprogramm „Menschen stärken Menschen“ im Fokus.

Von Lars Weber

 

Erst seit wenigen Wochen ist die Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) auch Bundesfamilienministerin. Sie übernahm das Amt für die letzten Monate der Legislaturperiode von Franziska Giffey. Dass sie in dieser Zeit das Ministerium nicht nur verwalten möchte, zeigte Lambrecht heute bei einem Besuch des Caritas-Kaufhauses in der Gummersbacher Innenstadt. Dabei war sie dem Ruf der oberbergischen SPD-Bundestagskandidatin Michaela Engelmeier gefolgt. „Ich möchte vor Ort sehen, wie es läuft“, sagte die Doppelministerin direkt zu Beginn und meinte insbesondere das Patenschaftsprojekt „Menschen stärken Menschen“. Dieses wird seit 2016 erfolgreich im Oberbergischen von der Caritas organisiert. 200 Patenschaften wurden seitdem vermittelt. Gefördert wird dies mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums.

 

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Den Anfang nahm das Projekt vor fünf Jahren im Mehrgenerationenhaus in Marienheide. Bei den Patenschaften werden Geflüchtete, Jugendliche, Arbeitsuchende, aber auch Senioren und andere von Paten unterstützt – zum Beispiel beim Spracherwerb oder der Bewerbung, im Alltag oder bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten. Häufig aber, so Andrea Missbrandt, die das Projekt seit einem Jahr betreut, entwickelt sich schnell eine Beziehung auf Augenhöhe, eine Freundschaft, die über den eigentlichen Grund der Kontaktaufnahme hinausgeht.

 

So wie bei Patin Vanessa Wafzig (20) und ihrer Mentee Janina Dißelbreder (18). Beide wohnen in Bielstein. Was man Janina am Namen aber nicht anhört: Sie hat bisher ihr ganzes Leben in Portugal mit ihrer Mutter und ihrem Bruder verbracht. Erst vor vier Monaten kam sie nach Deutschland, wo sie auch geboren ist, zu dem anderen Teil ihrer Familie. Das Problem: Sie kann die Sprache nicht so gut. Sie stellte schnell fest, dass das eine Hürde ist. Um besser deutsch zu lernen, stellt die Caritas den Kontakt zu Vanessa her, die sich nach dem Abitur gemeldet hatte, um ein Ehrenamt zu übernehmen.

 

Beim ersten Treffen, bei dem Andrea Missbrandt (Foto) stets noch als Vermittlerin mit am Tisch sitzt, seien sie noch etwas schüchtern gewesen, meinen beide. Das habe sich aber schnell gegeben, als die jungen Frauen anfingen, sich allein zu treffen. Sprache lernen: Das funktioniert bei ihnen nicht wie bei Lehrerin und Schülerin. Stattdessen machen sie einfach viel gemeinsam. „Wir haben früh eine To-Do-Liste erstellt“, erzählt Vanessa. Sie gehen zusammen essen und erkunden dabei die Region. So lernt Janina deutsch und ihre neue Heimat kennen. „Wir sind schon Freudinnen“, sagt Vanessa nach zwei Monaten als Patin. Die Dauer der Patenschaft ist dabei nicht begrenzt. Manchmal halte sie sehr lange, manchmal passe es einfach nicht so gut zwischen den Menschen, erklärt Missbrandt weiter.

 

[Ministerin Lambrecht gemeinsam mit Mitarbeitern und Verantwortlichen des Caritasverbands sowie Vertretern der Politik, SPD-Bundestagskandidatin Michaela Engelmeier und Friedhelm Julius Beucher.]

 

„Menschen stärken Menschen“ sei etwas Besonderes, weil die Teilnehmer voneinander lernen, weil sie sich einlassen aufeinander, so Missbrandt. „Es ist so viel möglich, wenn man bereit ist, neue Wege zu beschreiten.“ Sie sei sehr berührt davon, was aus den Patenschaften schon entstanden ist. „Die Fürsorge ist unglaublich.“ Familienministerin Lambrecht erinnerte an die Ursprünge zur Idee des Programms, nachdem viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. „Es ist schön, wie breit das thematische Spektrum inzwischen geworden ist. Es macht einen großen Unterschied, ob nur über andere Gruppen gesprochen wird, oder ob man sich von Mensch zu Mensch begegnet.“ Sie hofft sehr, dass auch der nächste Bundestag die finanzielle Förderung erneut sicherstellen wird.

 

Die Caritas stellt sich vor

Das Patenschaftsprogramm „Menschen stärken Menschen“ ist natürlich längst nicht das einzige Angebot, das die Caritas Oberberg im 50. Jahr seit der Gründung des Verbands für die Menschen vorhält. Davon konnte sich die Ministerin Lambrecht nach der Begrüßung durch Kreisdechant Pfarrer Christoph Bersch, Vorsitzender des Caritasrats, und Caritas-Finanzvorstand Andreas Rostalski, bei einer Führung durch das Caritas-Kaufhaus überzeugen.

 

 

Dabei stellten die Mitarbeiter der Caritas ihr nicht nur das Kaufhaus selbst vor, sondern auch die Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, zum Beispiel die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme. Auch die Aufgaben des Jugendmigrationsdienstes, des Projekts Frauensache oder andere Ehrenamtsprogramme wie „Balu und du“ in Marienheide kamen zur Sprache. Die Ministerin zollte allen Mitarbeitern und gerade den Ehrenamtlichen ihren Respekt.

 

Weitere Informationen zur Caritas Oberberg gibt es hier.

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