SOZIALES

Die Abwärtsspirale frühzeitig verhindern

pra, lw; 08.09.2023, 11:24 Uhr
Fotos: Lars Weber.
SOZIALES

Die Abwärtsspirale frühzeitig verhindern

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pra, lw; 08.09.2023, 11:24 Uhr
Oberberg – Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven wollen Wohnungslosigkeit vermeiden, bevor sie überhaupt entsteht – Rund 250 Fälle im vergangenen Jahr - Tendenz steigend.

Von Jana Stiletto

und Lars Weber

 

Manchmal kann es ganz schnell gehen und Menschen müssen darum bangen, ihre Wohnung zu verlieren. Jobverlust, Krankheit oder unglückliche Umstände können dazu führen, dass die Miete nicht mehr gezahlt wird. Bereits nach einem zweimonatigen Mietrückstand ist eine

fristlose Kündigung möglich. Nach dem dritten Monat im Rückstand droht die Räumungsklage. Um zu vermeiden, dass Betroffene wohnungslos werden, gibt es die Präventive Hilfe in Wohnungsnotfällen von den Wohnhilfen Oberberg. Anlässlich des Tages der Wohnungslosen am 11. September hatten Wilfried Fenner, Leiter des Fachberatungsdienstes, und Sozialarbeiter Morten Kochhäuser von der Präventiven Hilfe im Wohnungsnotfall zum Pressegespräch geladen, um das Angebot noch bekannter zu machen.

 

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Denn in Zeiten von steigenden Mietpreisen, stagnierendem Wohnungsbau und dem Wegfall von immer mehr Sozialwohnungen steigt die Wohnungsnot auch im Oberbergischen Kreis. 250 Fälle wurden im vergangenen Jahr bearbeitet – und die Tendenz ist aufgrund der erwähnten Entwicklungen steigend. Sie wissen: „Je früher die Beratung, desto besser“, so Fenner. „Wer erst einmal wohnungslos ist, bei dem wird es schwer, ihn wieder in Wohnraum zu vermitteln. Wir wollen den sozialen Abstieg vermeiden.“

 

Die präventive Arbeit zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit der Wohnhilfen Oberberg ist bereits seit sieben Jahren Thema im gesamten Kreis – und in dieser Form landesweit bis heute einzigartig. 2016 machten sich die Wohnhilfen zusammen mit dem Oberbergischen Kreis innerhalb eines Projekts auf den Weg, diese Problematik anzugehen. Mit der offiziellen Beauftragung durch den Oberbergischen Kreis wurde der Zugang geschaffen, um Betroffene direkt ansprechen zu können, erklären Fenner (Foto) und Kochhäuser. Denn nur über diesen offiziellen Weg bekommt das Team direkt die Räumungsklagen der Amtsgerichte auf den Schreibtisch – und damit Informationen wie Namen, Adressen und Mietrückstände, um

selbst aktiv zu werden. Daneben arbeiten sie eng mit Kreis, Kommunen, Jobcenter und weiteren Institutionen zusammen.

 

Sobald Morten Kochhäuser und seine beiden Kollegen Informationen zu Betroffenen haben, suchen sie diese zu Hause auf. „Wir kündigen unseren Besuch per Post an.“ Bestenfalls wissen die Menschen also schon, dass jemand ihnen Hilfe anbieten möchte – vorausgesetzt die Briefe werden noch geöffnet. Auf das Schreiben folgen bis zu drei Hausbesuche, um die Hilfsbedürftigen zu erreichen. Dieses hartnäckige Konzept habe Erfolg: etwa zwei Drittel der Betroffenen nehmen das Angebot an. Dem überwiegenden Teil davon könne geholfen werden.

 

Die Wohnhilfen fungieren in beratender Funktion und helfen zum Beispiel bei der Antragsstellung auf zustehende Sozialleistungen. Sie unterstützen im Extremfall auch bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Oftmals reicht es aber auch schon, zwischen dem Mieter und dem Vermieter zu vermitteln, um das Schlimmste abzuwenden. Fehlende Kommunikation mit dem Vermieter aus Scham oder Angst sei einer der Hauptgründe, warum es überhaupt zu diesen Notsituationen komme, so Kochhäuser (Foto). Viele Menschen, die sie antreffen, seien in einer Abwärtsspirale gefangen und machten einfach gar nichts mehr – es gelte auch, die Betroffenen aus dieser Spirale zu befreien.

 

Das Ziel der Wohnhilfen Oberberg ist es, den Menschen langfristig zu helfen. „Man ist hinterher“ auch zukünftige Wohnungslosigkeit zu verhindern. Der „Drehtüreffekt“ solle unbedingt vermieden werden. Daher bietet das Team weitere Unterstützung an und vermittelt Kontakte, zum Beispiel zur Schuldnerberatung oder Suchtberatung, aber auch für Angebote des ambulant betreuten Wohnens.

 

Fenner und Kochhäuser ermutigen potenziell Betroffene, aber auch beispielsweise Vermieter, sich bei ihnen zu melden. Gemeinsam könne man viele Fragen klären beziehungsweise Tipps dazu gegeben werden, wie man mit der Situation umgehen kann.

 

Kontakt

 

Wohnhilfen Oberberg Nord

 

Hochstraße 14, 51688 Wipperfürth, Tel.: 02267/65 57 75-2

Ansprechpartnerin: Lisa Heister -Voigt, Tel.: 0151/52 71 04 72

 

Wohnhilfen Oberberg Mitte

 

Karlstraße 1, 51643 Gummersbach, Tel.: 02261/96 90 62-0

Ansprechpartner: Morten Kochhäuser, Tel.: 0151/52 71 08 61

 

Wohnhilfen Oberberg Süd

 

Brölbahnstraße 1-5, 51545 Waldbröl, Tel.: 02291/80 85 00

Ansprechpartnerin: Kerstin Hartwich, Tel.: 0173/90 62 96-8

 

E-Mail: wohnhilfen-oberberg@diakonie-michaelshoven.de

www.diakonie-michaelshoven.de

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