SOZIALES

"Die Kinder leiden als Erstes"

ks; 23.06.2021, 09:35 Uhr
Fotos: „Wiehl hilft e.V.“ --- Der Verein „Wiehl hilft“ setzt sich für die Ernährung von Kindern im Kongo ein.
SOZIALES

"Die Kinder leiden als Erstes"

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ks; 23.06.2021, 09:35 Uhr
Wiehl – Der Verein „Wiehl hilft“ möchte in der Demokratischen Republik Kongo drei weitere Tafeln für unterernährte Kinder eröffnen und sucht nach Unterstützern.

„Wir alle haben in unseren Handys Stoffe, die in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut werden. Dazu gehören beispielsweise Kupfer, Silizium und Coltan“, erklärt Kerstin Schumacher-Schröder und schlägt damit direkt einen Bogen zu einem Alltagsgegenstand, der sich tagtäglich dutzende Male in unseren Händen befindet. Schumacher-Schröder ist Vorsitzende des Vereins „Wiehl hilft“ und weiß um den Rohstoffreichtum des Landes sowie den Kampf um besagte Rohstoffe, Flucht und Armut: „Die Menschen werden vertrieben, flüchten in Wälder, leiden Hunger, kommen um.“

 

[Kerstin Schumacher-Schröder ist Mitgründerin des Vereins „Wiehl hilft“.]

 

Vor 20 Jahren wurde sie während eines Gottesdienstes in Wiehl auf das Schicksal eines kongolesischen Jungen namens Prosper aufmerksam und entschied sich gemeinsam mit ihrer Familie dafür, eine Patenschaft für den damals Neunjährigen zu übernehmen. Daraufhin wurden mehr und mehr Patenkinder vermittelt. „Auch heute gibt es in der DR Kongo noch unterernährte Kinder. Es ist immer noch normal, dass Kinder aufgrund einer Unterernährung versterben“, stellt die Wiehlerin klar.

 

2007 gründete Schumacher-Schröder mit weiteren Unterstützern den Verein „Wiehl hilft“. Um den Kongolesen über die Kinderpatenschaften hinaus helfen zu können, haben sie eine ökumenische Kindertafel-Initiative ins Leben gerufen. Von Wiehl aus kooperieren sie mit bereits vorhandenen, meist kirchlichen Gesundheitsstationen in der Peripherie von Kinshasa: „Fast täglich werden lebensbedrohlich unterernährte Kinder aufgefunden, die, je nach Schweregrad, intravenös in der Krankenstation behandelt werden müssen und anschließend in unsere Kindertafel kommen oder direkt in der Kindertafel zur täglichen Nahrungsaufnahme aufgenommen werden.“

 

[Innerhalb von zwei bis drei Monaten erreichen unterernährte Kinder dank der Mahlzeiten in der Tafel ein gesundes Gewicht.]

 

Derzeit betreibt der Verein acht OKI Moringa-Kindertafeln. Dort erhalten die Kinder täglich eine nährstoffreiche Mahlzeit, die unter anderem aus Moringapulver besteht. „Das Pulver gewinnen wir aus den Blättern der Moringabäume, die wir vor Ort anpflanzen. Die getrockneten Blätter sind reich an Aminosäuren, Antioxidantien, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen“, erklärt die Vorsitzende.

 

Nach zwei oder drei Monaten hätten die Kinder ein gesundes Körpergewicht erreicht. So könnten pro Tafel jährlich 160 Kinder versorgt werden. „Nachdem wir die Bäume angepflanzt habe, wachsen sie im ersten Jahr schon etwa vier Meter. Nach drei Jahren können wir die Tafeln an einen anderen Ort verlegen“, schildert Schumacher-Schröder. Den Menschen bleiben die gepflanzten Bäume und das Wissen über die Verwendung der Blätter, sodass einer erneuten Unterernährung der Kinder nachhaltig vorgebeugt werde.

 

[An jeder Kindertafel werden Moringabäume gepflanzt, die nachhaltig einer Unterernährung vorbeugen sollen.]

 

Die Corona-Pandemie habe sich laut Schumacher-Schröder auch auf die Menschen im Kongo ausgewirkt: „Die Menschen sind sehr verunsichert. In den Slums ist es kaum möglich, Abstände einzuhalten. Viele sind arbeitslos, die Lebensmittelpreise sind gestiegen. Die Armut ist jetzt schon groß. Dabei leiden die Kinder als Erstes.“ Fast täglich stünden die Oberberger mit den Verantwortlichen vor Ort in Kontakt. Alle zwei Monate würde die kongolesische Buchhaltung in Deutschland überprüft werden.

 

[Pro Mahlzeit nehmen die Kinder in der Tafel 580 Kalorien zu sich.]

 

Die Kosten einer Tafel beliefen sich der Vorsitzenden zufolge monatlich auf rund 700 US-Dollar. Neben dem Rotary Club Wiehl-Homburger Land und den Firmen August Jäger sowie Müller & Veith Investment hätten sich auch zwei Privatspender gefunden, die jeweils eine komplette Kindertafel finanzieren würden. Schumacher-Schröder hofft auf weitere Unterstützer: „Wir freuen uns sehr über Einzelspenden und hoffen, dass wir weitere Unternehmen gewinnen, die die Kosten für eine Tafel übernehmen würden. Unser Ziel ist, noch drei weitere Tafel zu eröffnen. Das Problem der Unterernährung ist so einfach zu lösen, aber dafür brauchen wir Hilfe.“

 

Spenden per Banküberweisung an:

Volksbank Oberberg

IBAN: DE83 3846 2135 0018 7960 15

 

Weitere Informationen zum Verein „Wiehl hilft“ und dem Projekt OKI Moringa-Kindertafel sind auf der Website des Vereins zu finden.

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