Nümbrecht - Landesligist SSV Homburg-Nümbrecht will das enttäuschende Fußballjahr 2019 vergessen machen - Trainer Torsten Reisewitz: „Haben ein spannendes Mannschaftskonstrukt“ - Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz.
Am ersten September-Wochenende soll es so weit sein: Der Meisterschaftsbetrieb in den Amateurligen beginnt - nach einer mehrmonatigen Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie. Es kehrt also langsam Normalität ein, wenngleich die Vereine weiterhin strenge Hygiene- und Abstandsvorschriften einzuhalten haben. Aber: Fußball unter Wettkampfbedingungen ist wieder erlaubt, sogar vor Zuschauern. Oberberg-Aktuell stellt die oberbergischen Mannschaften ab der Kreisliga A aufwärts vor. Heute: Landesligist SSV Homburg-Nümbrecht.
Kommen und Gehen
Relativ früh zeichnete sich ab, dass der SSV eine Handvoll Kicker verlieren wird. Michel Hock, Felix Jäger und Aron Jungjohann kehrten zu ihren unterklassigen Heimatvereinen zurück, während der in Köln lebende Philipp Wirsing den Aufwand nicht mehr stemmen konnte und wollte. Jonas Wagner und Torwart Christian Salmen bleiben angemeldet, helfen allerdings nur im absoluten Notfall aus. „Wir haben versucht, die entstandenen Lücken abzudecken, ohne das Gießkannen-Prinzip auszupacken“, erklärt Coach Torsten Reisewitz die Vorgehensweise auf dem Transfermarkt.
Adäquaten Ersatz nach Nümbrecht zu lotsen, war auch wegen der Corona-Pause nicht einfach, doch letztlich hatten die Verantwortlichen Erfolg. Marvin Hennecken trägt nach einem Abstecher zum Ligarivalen Germania Windeck wieder das blau-gelbe Jersey, mit Innenverteidiger Kai Euler und Kevin Pato - beide beruflich in Nümbrecht tätig - wurde ein Duo verpflichtet, das über haufenweise höherklassige Erfahrung verfügt. Alexander Kischel, für die Linksverteidigerposition vorgesehen, will sich nach einer berufsbedingten Auszeit beweisen. Der pfeilschnelle Felix Adamietz ist eine Alternative für die offensive Überholspur.
Der junge Schlussmann Martin Stich kommt mit der Empfehlung, beim 1. FC Köln und bei Viktoria Köln in der Jugend-Bundesliga und -Mittelrheinliga gespielt zu haben. Maximilian Wirths aus der Kreisliga A-Reserve gehört ebenfalls dem Kader an – genauso wie drei Eigengewächse, für die der Sprung aus der U19-Sonderstaffel in die Landesliga jedoch gewaltig ist. Tom Hillenbach wagt nach einer Verletzungspause ein Comeback. „Mit den Neuzugängen sind wir gut, sind wir anders aufgestellt. Ich denke, dass wir ein spannendes Mannschaftskonstrukt haben. Die Aufgabe für uns Trainer wird sein, daraus das Optimale herauszuholen.“
[Trainer Torsten Reisewitz will eine Steigerung von seiner Mannschaft sehen.]
Mannschaft, Spielsystem, Taktik
Aus sportlicher Sicht verlief das vergangene Kalenderjahr enttäuschend. In der Saison 2018/2019 schrammte die Reisewitz-Elf nach einer indiskutablen Rückrunde knapp am Abstieg vorbei, zum Zeitpunkt des Abbruchs der Corona-Spielzeit krebste man erneut im unteren Tabellendrittel herum. „Die Gegner, die wir schlagen mussten, haben wir geschlagen – mehr aber auch nicht. Es war zu leicht, gegen uns zu gewinnen“, erläutert der Coach. Die einstigen Grundtugenden des Nümbrechter Spiels - Moral, Kampfkraft, Einsatzfreude bis zum Schluss – waren bloß noch in Spurenelementen zu erkennen. Reisewitz: „Das sind die Faktoren, die wir unbedingt benötigen. Als Trainer, der für diese Dinge steht, tut es mir besonders weh, dass sie uns abhandengekommen sind.“
Dass die Zuschauer nicht mehr in Scharen aufs Sportgelände strömen, ist den schwachen Leistungen der Vergangenheit geschuldet. Mannschaft und Trainer streben einen Versöhnungskurs an. „Die Leute sollen ein Team sehen, das das Trikot mit Herzblut füllt, und den Konkurrenten wollen wir zeigen, dass sie schmerzresistent sein müssen, wenn sie bei uns etwas mitnehmen möchten“, betont Reisewitz. Dass auch das spielerische Niveau sank, sei die unmittelbare Folge der mitunter mangelnden Leidenschaft und der regelmäßigen Rückschläge gewesen. Als zusätzlicher Hemmschuh entpuppte sich die lange Ausfallliste – ein Dauerproblem des SSV. „Das ist keine Entschuldigung, doch in manchen Phasen und Situationen haben uns die personelle Kontinuität und eine gewisse Routine gefehlt“, so Reisewitz.
Durch die erfahrenen Neuzugänge Euler, Pato und Hennecken sowie Kapitän Julian Schwarz und Regisseur Christian Rüttgers, der seine Verletzungen auskuriert hat, erhofft sich der Übungsleiter eine höhere Stabilität. „Kai und Kevin haben wir nicht umsonst geholt. Sie werden mithelfen, unser junges Gemüse zu führen“, erklärt Reisewitz, der seine favorisierten Systeme - 4-2-3-1 und 3-5-2 – variabler und durchaus angriffslustig interpretiert sehen will. „Wir möchten bestimmen, was auf dem Platz passiert, und gerade zu Hause Dominanz ausstrahlen. Das haben wir im letzten Jahr nicht hingekriegt.“ Die Vermeidung von Fehlern auf dem Weg nach vorne (Reisewitz: „Unser Motto im Spielaufbau ist ‚Keep it simple‘“) und eine effektivere Chancenverwertung stellen weitere Ansatzpunkte dar.
Saisonziel, Einschätzungen zur Liga
Weder Reisewitz noch seine Trainerkollegen können eine seriöse Einschätzung zur nächsten Saison abgeben - dafür dauerte die Corona-Unterbrechung viel zu lang. „Die meisten haben über Monate nicht trainiert und niemand weiß, welche Konsequenzen das hat. Es ist für alle ein bisschen Wundertüte“, sagt Reisewitz. Auf dem Papier existieren indes einige Klubs, die der Coach zu den Hauptbewerbern um die Meisterschaft zählt: Endenich, Merten, Hohkeppel, Schlebusch und Spich. „Gespannt bin ich auf Rheinbach. Ihr Torjäger Jan Euenheim ist zwar gegangen, aber sie haben interessante Kicker dazubekommen.“
Hinter den genannten Vereinen „kann alles passieren“, betont der Coach. „Und meiner Meinung nach ist die Liga noch einmal stärker geworden.“ Die Nümbrechter sind gewillt, dem Tal der Tränen zu entfliehen und sich in gesicherten Regionen einzupendeln. „Das Ziel ist ein einstelliger Platz. Ob wir am Ende Sechster oder Neunter werden, ist dabei unerheblich. Hauptsache, wir halten uns immer von der roten Zone fern. Wenn es uns dann noch gelingt, unsere Fans wieder zu begeistern, dürfen wir zufrieden sein.“
Die bisherigen Probeauftritte verliefen recht vielversprechend. Nach der 2:5-Niederlage zum Vorbereitungsauftakt gegen den westfälischen Oberligisten Finnentrop/Bamenohl siegte der SSV gegen den SV Frielingsdorf (Bezirksliga/2:1), den SV Ennert (Kreisliga A/5:4) und die Mittelrheinliga-A-Jugend des Bonner SC (3:2), wobei Reisewitz den Resultaten keine allzu große Bedeutung beimisst. „Das Wichtigste ist, dass jeder deutlich mehr investiert als zuletzt. Nur so schaffen wir es, in der Landesliga zu bestehen und unsere Ziele zu erreichen. Bis jetzt ziehen die Jungs hervorragend mit und hinterlassen einen sehr guten körperlichen Eindruck.“
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[Die Trainer Torsten Reisewitz und Fabian Förster (li.) mit den Neuzugängen; Stephan Klur (5.v.li.) war bereits in der Winterpause gekommen, konnte aber wegen des Saisonabbruchs bislang noch kein Pflichtspiel für den SSV bestreiten.]
Zugänge
Marvin Hennecken (TSV Germania Windeck), Kevin Pato (Viktoria Frechen), Alexander Kischel (zuletzt FSV Neunkirchen-Seelscheid), Felix Adamietz (SSV Süng), Martin Stich (zuletzt Viktoria Köln U19), Jan Euler (VfB Ginsheim), Maximilian Wirths (eigene 2. Mannschaft), Lars Löcher, Bastian Kelm, Julian Lindenau (alle eigene Jugend)
Abgänge
Michel Hock (VfR Marienhagen), Felix Jäger (FC Wiedenest-Othetal), Aron Jungjohann (TuS Homburg-Bröltal), Philipp Wirsing (berufliche Gründe), Jonas Wagner (tritt kürzer), Christian Salmen (tritt kürzer)
Der Kader
Tor
Pascal Rüsche, Stephan Klur, Martin Stich
Abwehr
Jan Luca Krämer, Johannes Volk, Kai Euler, Tom Hillenbach, Marvin Hennecken, Ricardo Bauerfeind, Julian Opitz
Mittelfeld
Christian Rüttgers, Dennis Kania, Kevin Pato, Julian Schwarz, Philipp Rüttgers, Takaaki Ooka, Laurin Schenk, Eduard Kelm jr., Alexander Kischel, Jan Leyerer, Maximilian Wirths, Lars Löcher, Bastian Kelm
Angriff
Mike Großberndt, Niklas Clemens, Kilian Seinsche, Felix Adamietz, Julian Lindenau, Jonas Henscheid
Trainer
Torsten Reisewitz
Co-Trainer
Fabian Förster
Betreuer
Sebastian Krieger
Physiotherapeutin
Daniela Dahlenkamp
Sportlicher Leiter
Ralph Köhler
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