REICHSHOF
Strom entlang der Autobahn: Reichshofer Solarpark nimmt erste Hürde
Reichshof - Auf zwei Flächen mit einer Gesamtgröße von 23,8 Hektar will die RheinEnergie zwischen Hespert und Buchen einen Solarpark bauen.
Von Peter Notbohm
Rund 7.600 Haushalte soll der neue Solarpark versorgen, der auf zwei Flächen (19 und 4,8 Hektar) zwischen den beiden Reichshofer Ortschaften Hespert und Buchen nördlich der A4 entstehen soll. Umsetzen will das Projekt die RheinEnergie in Zusammenarbeit mit der AggerEnergie. Entsprechende Pläne hat Marvin Mikolajczak, Referent Akquisition Erneuerbare Energien bei der RheinEnergie, nun im Bau-, Planungs-, Verkehrs- und Umweltausschuss vorgestellt.
Seit der Änderung des Baurechts kommt es bundesweit zu einem Boom bei Photovoltaikanlagen. Investoren, die in einem Korridor von 200 Meter rechts und links neben Autobahnen und mehrspurigen Bahnstrecken bauen wollen, müssen die Freiflächen-PV-Anlagen nur noch anzeigen. Eine Baugenehmigung oder gar – wie bisher – eine Änderung des Bebauungsplans ist nicht mehr nötig. Reichshofs Politik hatte vor der Sommerpause im Juni einen Leitfaden verabschiedet, wonach man sich innerhalb der Gemeinde auf weniger große Anlagen innerhalb eines privilegierten 500-Meter-Flächenkorridors entlang der Autobahn fokussieren will. Außerhalb des 200 Meter-Korridors ist eine Änderung des Bebauungsplans auch weiterhin notwendig.
Man habe sich viele Flächen angeschaut, sagt Mikolajczak: „Hier handelt es sich um die geeignetste, auch von der Eigentümerstruktur her. Wir brauchen schnell relativ viel grünen Strom. Das geht nicht ohne Freifläche.“ Ursprünglich waren vor allem Solarparks südlich der Autobahn geplant. Nach Gesprächen mit Bürgern sei man jedoch auf die nördlichen Flächen umgeschwenkt, da diese für Anwohner weniger einsehbar sind. Beide Flächen betrachtet der Stromerzeuger als einen Solarpark. Es müssten nur wenige Kabel verlegt werden, um sie miteinander zu verbinden. Die Anlagen sollen eine Höhe von etwa 3,2 bis 3,5 Meter haben und sollen nicht lauter als die Autobahn sein. „Das ist nicht vergleichbar mit Windkraftanlagen“, so Mikolajczak.
Das Plangebiet sei bereits gemeinsam mit dem Oberbergischen Kreis und dem NABU betrachtet worden. Demnach handle es sich um Flächen, die weitgehend maximal 35 Bodenpunkte haben, sogenanntes benachteiligtes Gebiet. Für die Eigentümer und Pächter gab es bereits im Oktober 2023 eine Informationsveranstaltung. Sie profitieren finanziell am meisten. Die Gemeinde plant durch den Solarpark jährlich mit etwa 45.000 Euro Einnahmen für den Haushalt.
Bei Reichshofs Politik stießen die Pläne auf ein geteiltes Echo. Vor allem aus Reihen der SPD gab es viele Nachfragen und Kritik. „Ich finde es erschreckend, dass man nun solch eine riesige Anlage plant“, sagte Stephanie Schneider (SPD). Mikolajczak ging auf alle Fragen – auch aus Reihen der CDU kamen mehrere Nachfragen - zu Abständen, technischen Details, Sichtschutzen und Tierschutz ein. Zudem versicherte er, dass die RheinEnergie bei solchen Projekten auch die Speicherung von Energie stets mitdenke: „Bei Mittagspeaks wird in den Speicher produziert.“
Der Ausschussvorsitzende Thomas Funke (CDU) sprach von einem sinnvollen Beschluss: „Ich bin froh, dass wir mit der RheinEnergie und der AggerEnergie zwei regionale Partner im Boot haben.“ Bei Uwe Hoffmann (Grüne) sorgte die Kritik der SPD für Verwunderung: „Es war von Anfang an klar, dass nur solche Anlagen Sinn machen und wir kein ‚Klein-Klein‘ wollen, mit dem wir unsere Flächen verschandeln.“
Sein Antrag, die Privilegierung auf den 200-Meter-Korridor auszuweiten, scheiterte allerdings bei acht Ja-Stimmen, acht Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Er hatte gehofft, dass die Gemeinde damit mit der Bauleitplanung für das gesamte Gebiet gegenüber zukünftigen Investoren ebenfalls ein Zeichen setzen kann.
Im Anschluss stimmte der Ausschuss mehrheitlich (4 Gegenstimmen aus SPD, CDU und eine Enthaltung der ÖSL) für die Einleitung des Verfahrens zur Änderung der Flächennutzungsplans und zur Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans für die 19 Hektar große Fläche. Die 4,8 Hektar große Fläche wurde ebenfalls mehrheitlich (5 Gegenstimmen aus SPD, FWO und CDU) abgesegnet.
KOMMENTARE
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Produzieren Solarparks Sauerstoff und binden dadurch C02. und wie sieht es aus mit Getreide usw ?
Ja eine kritische Frage, die wohl angesichts der Goldgräberstimmung im Land, gestellt werden darf.
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