REICHSHOF

1969 bis 2019: 50 Jahre Gemeinde Reichshof

fj; 14.06.2019, 11:30 Uhr
Fotos: Kur- & Touristinfo Reichshof/Fenja Jansen (Text 1) --- Die Landschaft der Gemeinde Reichshof rund um die Wiehltalsperre erstreckt sich über 114 Quadratkilometer.
REICHSHOF

1969 bis 2019: 50 Jahre Gemeinde Reichshof

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fj; 14.06.2019, 11:30 Uhr
Reichshof – Anlässlich des 50. Gemeindejubiläums sprach Oberberg-Aktuell mit Bürgermeister Rüdiger Gennies über die Zeit der Neugliederung, Meilensteine in der Gemeindeentwicklung und kommenden Herausforderung – Gefeiert wird am 23. Juni im Denklinger Burghof.

106 Ortsteile auf einer Fläche von 114 Quadratkilometern – das ist die Gemeinde Reichshof, wie man sie seit 1969 kennt. 50 Jahre ist es nun her, dass die kommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen aus dem damaligen Gemeinden Denklingen und Eckenhagen die Gemeinde Reichshof machte. Anlässlich des 50. Jubiläums, das am 23. Juni mit viel Musik in Denklingen gefeiert wird (Informationen zum Fest unten stehend), sprach Oberberg-Aktuell mit Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies.

 

[Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies.]

 

OA: Als 1969 die Kommunale Neugliederung vollzogen wurde, waren Sie selbst noch ein Kind. Haben Sie trotzdem Erinnerungen an die Zeit des Umbruchs?

 

Gennies: Ich war damals zehn Jahre und habe von der Neugliederung überhaupt nichts mitbekommen. Leider sind auch die Zeitzeugen zumeist bereits verstorben, aber ich habe mich im Gemeindearchiv auf die Suche nach Dokumenten aus dieser Zeit gemacht. Aus den Fundstücken habe ich die Broschüre „50 Jahre Kommunale Neugliederung“ erstellt, in der es einige spannende Anekdoten und Dokumente nachzulesen gibt. (Die Broschüre wird zunächst auf der Jubiläumsfeier ausgelegt und kann dann im Rathaus und der Kur- und Touristinfo mitgenommen werden, Anm. d. Red.)

 

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OA: Welche zum Beispiel?

 

Gennies: Eine Resolution gegen den Zusammenschluss zur Gemeinde Reichshof von Bürgern aus dem Raum Denklingen-Brüchermühle zum Beispiel. Sie argumentieren, dass „die geplante Gemeinde Reichshof aus eigener Kraft nicht lebensfähig“ sein wird. Eine Sonderausgabe des „Waldbröler Lokalanzeigers“ aus dem Jahr 1968 dokumentiert außerdem die Bestrebungen der Stadt Waldbröl zur Übernahme des Raums Denklingen-Brüchermühle.

 

OA: Da den Forderungen der Stadt Waldbröl im Gesetzgebungsverfahren nicht gefolgt wurde, wurden die Grenzen der Gemeinde Reichshof so festgelegt, wie man sie heute kennt. Wurden die alten Grenzen auch in den Köpfen der Reichshofer überwunden?

 

[Der Mittelaltermarkt in Denklingen gehört zu den Veranstaltungshöhepunkten in Reichshof und zieht Jahr für Jahr hunderte Besucher an.]

 

Gennies: Ich denke, dass es durch die dezentrale Ausrichtung mit vier Siedlungsschwerpunkten in Reichshof nicht den Zusammenhalt wie in anderen, zentral ausgerichteten Kommunen gibt. Es gibt ein gewisses Konkurrenzdenken und neidische Blicke zwischen den verschiedenen Siedlungsschwerpunkten. Politik und Verwaltung versuchen darum, immer ganz genau zu erklären, warum sie wo und wann welche Mittel einsetzen. Mehr als woanders müssen wir uns anstrengen, damit sich die Bürger in ihren Ortschaften nicht übergangen fühlen oder andere Orte als bevorzugt betrachten.

 

OA: Wie äußert sich das?

 

Gennies: Zumeist durch Zurufe von Bürgern, private Gespräche oder auch Anfragen der Ratsmitglieder, teils am Rande der Sitzungen. Dann muss man eben erklären, warum man gerade in den einen Ort investiert und nicht den anderen.

 

OA: Die Gemeinde wird 50. Was waren in diesen fünf Jahrzehnten Ihrer Meinung nach die Meilensteine in der Gemeindeentwicklung?

 

Gennies: Das einschneidendste und emotionalste Ereignis war sicherlich der Bau der Wiehltalsperre 1967. Über 450 Menschen, die in 11 Dörfern gelebt hatten, mussten ihr Zuhause verlassen und wurden umgesiedelt. Aus wirtschaftlicher Sicht war der Bau der Autobahn ein Meilenstein für die Gemeindeentwicklung. Sie ist die Lebensader unserer Unternehmen, ohne die es hier ganz anders aussähe. Das Gleiche gilt für die Entwicklung des Gewerbegebiets Wehnrath. Wichtig ist auch, dass wir den Schulstandort Eckenhagen immer weiter fortentwickeln und Wohngebiete realisieren konnten.

 

OA: Was sind die Ziele für die nächsten Jahre?

 

Gennies: Ganz oben steht die Sicherung der Bevölkerungsstruktur. Dazu müssen wir neue Wohngebiete ausweisen und Arbeitsplätze schaffen. Dazu wiederum muss ein neues Gewerbegebiet entwickelt werden, denn Wehnrath ist fast vollständig vermarktet. Auch die Sicherung der Schulen ist wichtig, um als Lebensort attraktiv zu bleiben. Ich hoffe sehr, dass wir es schaffen, junge Familien und Menschen nach Reichshof zu locken, die ältere Bausubstanz aufkaufen, sanieren und sich hier einen Lebensmittelpunkt schaffen.

 

[Dank der Reichshofer Vereine finden besucherstarke Veranstaltungen wie der biennale Dorfaktionstag in Eiershagen regelmäßig und seit vielen Jahren statt.]

 

OA: Womit könnte Reichshof da punkten? Was macht die Gemeinde liebens- und lebenswert?

 

Gennies: Der gesunde Mix aus Leben, Arbeiten, Freizeit und Tourismus. Die Gemeinde besteht zu 80 Prozent aus Grünflächen. Das bietet uns die Chance, Gewerbe- und Wohngebiete zu entwickeln, ohne den Erholungswert zu reduzieren. Leben in schönen Dörfern, Erholen in der Natur und Arbeiten vor Ort: All das bietet unsere Gemeinde und so soll es auch bleiben.

 

Das 50. Jubiläum wird am Sonntag, 23. Juni, im Denklinger Burghof gefeiert. Ab 11 Uhr treten auf:

Der Musikzug Bergerhof, die Posaunenchöre Denklingen und Hunsheim, das Jugendblasorchester der Werdin Musikschule in Reichshof, die Orchestergemeinschaft LEGATO sowie die Musikklassen der Gesamtschule Reichshof.
 

Der Eintritt zum Fest ist kostenfrei, es stehen Sitzmöglichkeiten zur Verfügung. 

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