POLITIK

„Wir müssen weitermachen!“

lw; 11.01.2024, 15:13 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Sie haben die Aktion organisiert (v.li.): Andreas Simon, Daniel Ufer, Andre Simon, Jeanette Overhoff und Lars Schmidt. Auf dem Foto fehlen Christian Schöler und Robin Zoschke.
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„Wir müssen weitermachen!“

lw; 11.01.2024, 15:13 Uhr
Waldbröl – Mahnfeuer von Landwirten auf Marktplatz stößt auf viel Resonanz – Bürgermeister solidarisieren sich.

Von Lars Weber

 

Die Protestwoche der Landwirte ist im Oberbergischen gestern mit einem Mahnfeuer auf dem Waldbröler Marktplatz weitergegangen. Die Organisation hatten Landwirte aus Bergneustadt, Morsbach, Nümbrecht, Reichshof, Waldbröl und Wiehl übernommen. Ihr Ziel: Mit den Bürgern und der Politik ins Gespräch kommen, um ihre Beweggründe für den bundesweiten Protest im direkten Dialog darzulegen. Die Aktion kam an. Mehrere hundert Menschen kamen im Zeitraum von 18 bis 21 Uhr, dazu auch Vertreter aus der Lokalpolitik und hiesige Bürgermeister. Larissa Weber und Rüdiger Gennies stellten sich hinter die Wünsche der Landwirte.

 

Um den Verkehr nicht mehr als notwendig zu behindern, wurde zuvor ausgemacht, dass nicht alle anwesenden Landwirte mit Traktoren anreisten. Lediglich 20 Stück waren rund um den Marktplatz geparkt und machten mit den inzwischen bekannten Transparenten deutlich, worum es den Engagierten geht. Gegen 18:30 Uhr ergriffen dann auch zwei der Mitinitiatoren, Jeanette Overhoff aus Waldbröl und Lars Schmidt aus Nümbrecht, das Wort. Overhoff forderte die Rücknahme sämtlicher gestrichenen Subventionen von der Bundesregierung – auch das Aus für die Agrardiesel-Subvention. Andernfalls entstehen den deutschen Landwirten fatale Wettbewerbsnachteile.

 

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Doch es gehe um mehr als das. „Die Schmerzgrenze ist erreicht.“ In den vergangenen 30 Jahren seien von EU und Bund immer höhere Auflagen für die Landwirte beschlossen worden, ohne dass es nennenswerte Einkommenssteigerungen gegeben habe. „Wir lieben unseren Beruf trotzdem, aber wir werden von der Politik seit Jahren bestraft.“ Lars Schmidt betonte, dass es ihnen um friedlichen Protest gehe. „Wir Bauern haben die Kraft etwas zu erreichen.“ Nach den Aktionen am Montag sei man nur kurz glücklich über das Erreichte gewesen. Dann habe man gesehen, was am Hof an Arbeit liegen geblieben sei – und man habe die für die Landwirte ernüchternde Reaktion aus Berlin zur Kenntnis nehmen müssen. „Wir müssen trotzdem weitermachen!“

 

 

Ermutigung gab es von Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber und ihrem Reichshofer Amtskollegen Rüdiger Gennies. „Auf der einen Seite soll Wert gelegt werden auf Regionalität, darauf, dass in Deutschland produziert wird, auf der anderen Seite werden die Hürden immer weiter erhöht“, so Weber. Die Lehre aus Corona, sich unabhängiger zu machen von anderen Ländern, wo es geht, scheinen manche schon vergessen zu haben. 50 ländliche Betriebe existierten aktuell in der Gemeinde Reichshof, sagte Gennies. Früher seien es mehr gewesen. „Die Zahl ist immer weiter geschrumpft.“ Es sei richtig, was die Landwirte nun tun. „Es ist in Ordnung, wenn wir im Verkehr mal länger stehen. Wir brauchen Sie hier in der Region.“ Er hoffe, dass die Regierung noch einlenkt.

 

 

Die Protestwoche geht derweil mit kleineren Aktionen weiter. An vielen Stellen des Kreises parken Traktoren mit den Botschaften der Landwirte. Anderorts wird Solidarität mit den Bauern gezeigt, indem Gummistiefel oder andere Arbeitsschuhe an Ortsschilder gehängt werden.

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