POLITIK

Gegen geplantes Gewerbegebiet formiert sich Widerstand

lw; 03.08.2020, 16:03 Uhr
Foto: Alexander Gerigk --- Auf dem Hohenrücken zwischen Elsenroth und Gerhardsiefen soll das neue Gewerbegebiet entstehen.
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Gegen geplantes Gewerbegebiet formiert sich Widerstand

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lw; 03.08.2020, 16:03 Uhr
Nümbrecht – Gemeinde möchte Areal in Elsenroth erweitern – Bürger rufen zur Demonstration auf.

Von Lars Weber

 

Auf einem Gebiet auf dem Hohenrücken zwischen Elsenroth und Gerhardsiefen plant die Gemeindeverwaltung eine rund 19 Hektar große Erweiterung des Gewerbegebiets Elsenroth. Unter anderem möchte dort die Firma Sarstedt ein Logistikzentrum bauen. Vor einem Jahr fiel im Rat der Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans, nun soll der Vorentwurf  und die erneute Offenlegung beschlossen werden. Doch es regt sich Widerstand. In Gerhardsiefen haben sich kritische Bürger formiert, die das Gewerbegebiet noch verhindern möchten. Die erste Demonstration ist bereits Mittwoch, 12. August.

 

Alexander Gerigk ist der Sprecher von „Rettet die Natur“, wie sich der Zusammenschluss aus einigen Bürgern aus Gerhardsiefen nennt. Der 26-Jährige ist dort aufgewachsen. Das Gebiet auf dem Hohenrücken nimmt da einen wichtigen Teil ein, gerade als Naherholungsgebiet. „Kommt das Gewerbegebiet, geht ein Stück Heimat verloren“, sagt Gerigk. Die Unterstützer von „Rettet die Natur“ seien nicht generell gegen die Entwicklung von Gewerbegebieten und auch nicht gegen die Pläne der Firma Sarstedt, immerhin größter Arbeitgeber in der Gemeinde. „Aber dieser Standort ist ungeeignet.“

 

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Die Bürger stört es, dass für das Gewerbegebiet die Fläche auf dem Hohenrücken stark bearbeitet werden muss. „Da wird ein ganzer Berg abgetragen“, sagt Gerigk. „Dabei grenzt die Fläche an Landschaftsschutzgebiete und auch ein Naturschutzgebiet ist in der Nähe.“ Tiere würden verdrängt, stattdessen befürchten die Bürger bis zu 100 Lastwagen am Tag, die über eine neue Zufahrtstraße den Weg ins Gewerbegebiet finden sollen. Das geplante Logistikzentrum sei zudem aus ihrer Sicht mit 24 Metern zu hoch. Bedenken, die im Rahmen der Beteiligung von Behörden und sonstigen Trägern geäußert werden, würden laut Gerigk nicht genug Beachtung finden. „Das soll einfach durchgezogen werden. Wo passt das zum heilklimatischen Kurort?“

 

Bürgermeister Hilko Redenius sagt auf Nachfrage, dass im Vorfeld der Bezirksregierung alternative Flächen in Breunfeld und Garderoth zur Entwicklung vorgeschlagen, diese aber mit dem Hinweis abgelehnt worden seien, dass Elsenroth III im Regionalplan als zu entwickelnde Fläche existiert. Und ein neues Gewerbegebiet, so Redenius, benötige Nümbrecht dringend. „Wir brauchen die Jobs.“ Kritische Stimmen zu den Plänen gab es von Beginn an, unter anderem bei der Bürgerversammlung im Januar diesen Jahres, die noch vor der ersten Offenlage organisiert wurde. „Ich möchte das Gewerbegebiet im Dialog entwickeln“, so Redenius. Auch mit den Bürgern aus Gerhardsiefen ist schon ein Termin anberaumt. Wobei auch nicht alle aus dem Dorf gegen das Projekt seien, wie Redenius betont.

 

[Foto: Eberhard Emmerich --- In Gerhardsiefen wurden Transparente aufgestellt.]

 

Der Bürgermeister erklärt weiter, dass der Eingriff in die Natur natürlich da sei. Kompensiert werden solle dieser unter anderem damit, dass vor Ort so wenig Flächen wie möglich versiegelt oder die Energie vor Ort erzeugt werden solle, zum Beispiel Solarenergie. Zudem soll ein Ökoausgleich vor Ort stattfinden, indem der Hillenbach in der Nähe der alten Papierfabrik freigelegt wird. „Es soll eine neue Bachlandschaft entstehen.“ Darüber hinaus bedeuteten mehr Jobs vor der Haustür für viele Nümbrechter auch, dass sie mit dem Auto keine weiten Strecken zurücklegen und damit die Umwelt belasten müssen. Beim Thema Verkehr habe ein Gutachten gezeigt, dass die zu befahrenden Straßen bislang in der Auslastung noch viel Luft nach oben haben. Der Lastwagen-Verkehr  - und damit auch die Umweltbelastung - sei ohnehin schon da, bloß pendeln die Laster im Moment noch zwischen Rommelsdorf und Bomig. Schließlich liege die Höhe des geplanten Gebäudes 18 Meter über dem heutigen Niveau, sobald die Höhenkuppe „abgeschliffen“ ist.

 

Am Mittwoch, 12. August, um 17:15 Uhr kommt der Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde in der GWN-Arena zusammen, um auch über die Erweiterung des Gewerbegebiets Elsenroth zu beraten. Die Demonstration von „Rettet die Natur“ findet vor der GWN-Arena ab 16:30 Uhr statt (Es besteht Maskenpflicht und der Mindestabstand muss eingehalten werden). Gerigk hofft, damit auf ihr Anliegen aufmerksam machen zu können und auf weitere Mitstreiter. Bald solle ein Verein gegründet werden, um organisierter zu sein. Viel Zeit haben die Kritiker nicht mehr. Einen positiven Ratsbeschluss in diesem Jahr vorausgesetzt, könnte die Erschließung des Gebiets schon im kommenden Jahr starten.

KOMMENTARE

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Ich würde mal sehen wollen, was auf den Plakaten stehen würde, wenn die Firma Sarstedt statt in Elsenroth zu bauen, ihre Produktion und ihre Lager nach China verlegen würde und die ganzen Elesnrother die bei Sarstedt arbeiten ihre Arbeitsplätze verlieren würden.

, 14.08.2020, 11:46 Uhr
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